Xuantong

Xuantong
Pu Yi als Kaiser von Mandschukuo
Aisin Gioro Pu Yi

Aisin Gioro Pǔ Yí [pʰu iː] (chin. 愛新覺羅·溥儀 / 爱新觉罗·溥仪, Aìxīnjuéluó Pǔ Yí; * 7. Februar 1906 in Peking; † 17. Oktober 1967, Peking), als Kaiser von China unter der Regierungsdevise Xuāntǒng (宣統 / 宣统), als Kaiser von Mandschukuo unter der Ära Kāngdé (康德), war er von 1908 bis 1912 (sowie im Zuge einer knapp zweiwöchigen Restaurationsperiode 1917) der letzte Kaiser von China.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Pu Yi entstammte dem mandschurischen Fürstengeschlecht der Aisin Gioro, die seit 1644 als Qing-Dynastie China beherrschten.

Er wurde im Alter von zwei Jahren am 13. November 1908 von der Kaiserinwitwe Cixi (Tze Hsi) zum Thronerben eingesetzt. Pu Yi wurde nicht Kaiser durch Vererbung, denn sein Vater (Tschün II.) war nur Prinz, sondern weil es die Kaiserinwitwe Cixi anordnete, die selbst 47 Jahre die Fäden im Reich der Mitte in den Händen hielt. Sie war Nebenfrau des Kaisers Xianfeng (Hsiän Feng) und hatte mit ihm den Sohn Dzai Dschün (Regierungstitel: Tongzhi (Tung Dsche)), der seinem Vater 1861 als Minderjähriger auf den Thron folgte. Nach dem plötzlichem Tod Tongzhis im Alter von 18 Jahren - seine schwangere Ehefrau folgte ihm zwei Monate später - setzte die Kaiserinwitwe Cixi ihren dreijährigen Neffen Dzai Tiän als Kaiser Guangxu (Guang Hsü) durch. Dieser war ein Sohn des Großvaters von Pu Yi. Am 14. November 1908, einen Tag nach der Ankunft Pu Yis in der Verbotenen Stadt, starb Kaiser Guangxu kinderlos, und einen Tag später die Kaiserinwitwe. Es gab Gerüchte, dass die Kaiserinwitwe den Kaiser Guangxu vergiften ließ, um Pu Yi ihren Nachfolger werden zu lassen.

Getrennt von seiner leiblichen Mutter, die 1921 mittels Opium Selbstmord beging, wurde Pu Yi von einer Amme (Wang Momo) und Eunuchen erzogen. Er wuchs in der Abgeschiedenheit der kaiserlichen Stadt auf und erhielt Unterricht von einem Privatlehrer, ab 1919 auch von dem schottischen Lehrer Reginald Fleming Johnston. Eine Schule hat Pu Yi nie besucht, seine einzigen Mitschüler waren sein Bruder (Pu Dschiä) Pu Jie und einige andere Adelskinder.

Am 12. Februar 1912 wurde Pu Yi von Yuan Shikai und den Republikanern zur Abdankung gezwungen. In einem Edikt zur „Wohlwollenden Behandlung des Kaisers der Großen Qing-Dynastie“ wurden ihm weiterhin Titel und Würden zugesagt sowie ein Wohnrecht im Kaiserpalast in der Verbotenen Stadt. Außerdem erhielt er eine jährliche Apanage von vier Millionen Yuan.

Nach der Abdankung lebte er weiterhin im Kaiserpalast, wurde im Juli 1917 sogar für 13 Tage wieder als Kaiser eingesetzt, musste dann aber 1924 endgültig den Palast verlassen und suchte Zuflucht in der japanischen Konzession Tianjin, wo er sieben Jahre unter dem Schutz der Japaner verbrachte.

1932 wurde er im Zuge der japanisch-chinesischen Mandschurei-Krise Präsident von Mandschukuo und war von 1934 bis 1945 Kaiser dieses unter japanischer Kontrolle stehenden Marionettenstaates, der lediglich von einigen wenigen Staaten – darunter Deutschland, Italien und dem Vatikandiplomatisch anerkannt wurde.

Nach der Kapitulation Japans im Zweiten Weltkrieg am 14. August 1945 geriet er in sowjetische Gefangenschaft und saß bis 1950 in Tschita und Chabarowsk im Gefängnis. Im August 1950 wurde er an die Volksrepublik China überstellt und war bis 1959 in der Mandschurei in Haft, wo er einer Umerziehung unterzogen wurde.

Nach seiner Begnadigung auf Anordnung Mao Zedongs im Jahre 1959 führte er ein einfaches Leben erst als Gärtner und in Folge als Archivar an einem Institut für Geschichte einer Pekinger Universität und heiratete noch einmal. Endgültig rehabilitiert wurde er 1964, als er von der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes zum Mitglied ihres Nationalkomitees gewählt wurde.

Unter dem Titel Die erste Hälfte meines Lebens erschien 1964 in Peking seine dreibändige Autobiographie. Den Bericht über die zweite „Hälfte“ seines Lebens als Bürger in der Volksrepublik konnte er aufgrund seines frühen Todes nicht verwirklichen. Er starb am 17. Oktober 1967 an Nierenkrebs.

Ehen

Pu Yi wurde 1922 mit zwei Frauen verheiratet: mit Wang Jung (Wan Rung), der späteren Kaiserin, und Wen Hsiu als kaiserlicher Nebenfrau. Von dieser trennte er sich 1931 in Tianjin. 1937 heiratete er in der Mandschurei als zweite Gemahlin Tän Yü-ling, die 1942 unter mysteriösen Umständen starb. Seine Hauptfrau Wang Jung starb 1946 opiumsüchtig. Nach der Haftentlassung kam es 1962 zur Heirat mit Li Shuxian (Li Schu-hsiän) (1925-1979).

Film

Im chinesischen Gefängnis begann Pu Yi als Teil der ihm auferlegten Buße sein Leben aufzuschreiben. Er zeigt die ihm abverlangte Reue und bekannte sich zu Maos Sozialismus.

Seine Lebensgeschichte wurde unter dem Titel Der letzte Kaiser von Bernardo Bertolucci verfilmt. Der Film kam 1987 in die Kinos, in der Hauptrolle war John Lone als Pu Yi; des Weiteren spielten Joan Chen die Kaiserin und Peter O’Toole Johnston. Der Film erhielt 1988 neun Oscars.

Zwischen der Autobiographie und Bertoluccis Verfilmung gibt es einige Abweichungen. Zum Beispiel findet sich im Buch kein Hinweis auf einen Selbstmordversuch bei der Überstellung von der Sowjetunion an China, womit der Film beginnt, wenngleich Pu Yi im Gefängnis große Todesängste erlebte. Des Weiteren gibt es in der Autobiographie keinen Anhaltspunkt auf ein Verhältnis der Kaiserin mit ihrem Chauffeur in der Mandschurei, aus dem ein Kind hervorging, das von Japanern kurz nach der Geburt getötet wurde, nachdem bereits sein Vater umgebracht worden war.

Siehe auch

Literatur

  • Pu Yi: Ich war Kaiser von China. München 1986, ISBN 3-423-10710-3 (Autobiographie)
  • Wolfgang Bartke: Die großen Chinesen der Gegenwart. Ein Lexikon 100 bedeutender Persönlichkeiten Chinas im 20. Jahrhundert. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-518-37644-6
  • Wolfram Eberhard: Geschichte Chinas. Kröner, Stuttgart 1971
  • John King Fairbank: Geschichte des modernen China. 1800–1985. 2. Auflage. dtv, München 1989, ISBN 3-423-04497-7
  • Jacques Gernet: Die chinesische Welt. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-518-38005-2
  • Gisela Gottschalk: Chinas große Kaiser. Pawlak, Herrsching 1985, ISBN 3-88199-229-4
  • Jonathan D. Spence: Chinas Weg in die Moderne. Hanser, München 1995, ISBN 3-446-16284-4

Weblinks


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