Belopotoczky

Belopotoczky
Prof. Dr. Coloman Belopotoczky, k.u.k. Apostolischer Feldvikar, 1890-1911
Das Buch welches Prof. Albert Erhard dem Apostolischen Feldvikar Coloman Belopotoczky, 1901 widmete
Widmung in Albert Erhards Buch, 1901

Coloman Belopotoczky (auch die Schreibweisen Koloman bzw. Belepotoczky kommen öfter vor), (* 6. Februar 1845 in Rosenberg, Slowakei, heute Ružomberok; † 15. Dezember 1914 in Grosswardein, heute Oradea, Rumänien) war Priester aus dem Bistum Zips, Professor der Pastoral- und Moraltheologie, Titularbischof von Tricale, 1890 bis 1911 Apostolischer Feldvikar (=höchster katholischer Geistlicher) der k.u.k. Streitkräfte und damit Bischof der aus der österreichisch-ungarischen Armee bestehenden Personaldiözese.

Leben

Coloman Belopotoczky ist 1845 in Ružomberok in der Slowakei in derselben Stadt geboren, aus der auch der slowakische Priesterpolitiker Andrej Hlinka und der Schauspieler Peter Lorre stammen. Nach Absolvierung des Priesterseminars in der Stadt Spišské Podhradie im Bistum Zips wechselte er zum Studium der Theologie nach Innsbruck an das Canisianum über. Am 14. Juni 1868 wurde er im Dom zu Brixen in Südtirol zum Priester geweiht Anschließend ging er nach Wien an das Frintaneum, um seine Studien zu vervollständigen. 1872 promovierte der junge Geistliche zum Doktor der Theologie an der Universität Wien und erhielt dann das Amt als Professor für Pastoral- und Moraltheologie, sowie als Spiritual am Priesterseminar des Bistums Zips in Spišské Podhradie. Im Jahr 1876 berief ihn der Fürstprimas von Ungarn, Kardinal Johann Simor, als Studienpräfekt an das ungarische Zentralseminar in Budapest und zum supplierender Professor an der dortigen theologischen Fakultät. Von da holte man Belopotoczky 1882 in die Reichshauptstadt, wo er als Studienprofessor am Frintaneum und als Hofkaplan des Kaisers wirkte.

Franz Joseph I. schätzte des Priesters Fähigkeiten und seine angenehmen Umgangsformen, weshalb er ihn am 6. Juni 1890 mit der für das Habsburgerreich eminent wichtigen Stellung eines Apostolischen Feldvikars, d.h. des obersten Geistlichen der k.u.k. Streitkräfte, betraute. Der Apostolische Feldvikar war quasi der Bischof einer Personaldiözese, die sich über das gesamte Reich erstreckte und die Jurisdiktion über alle Angehörigen der österreichisch-ungarischen Armee, Marine und des Gendarmeriekorps sowie deren Familien ausübte. Belopotoczky erhielt am 5. Oktober 1890 in der Kathedrale des Bistums Zips in Spišské Podhradie die Bischofsweihe und war zum Titularbischof von Tricale ernannt worden. Im selben Jahr wurde er auch Kanonikus im lateinischen Kathedralkapitel von Großwardein. Bereits 1884 hatte ihn Leo XIII. mit dem Titel eines Geheimen Kammerherrn des Papstes geehrt. Der Feldvikar übte sein Amt 21 Jahre mit großem Eifer und großer Sachkenntnis aus. Die Seelsorge lag ihm sehr am Herzen, wobei er stets auch die Geselligkeit mit Freunden pflegte. Der Kirchenhistoriker Franz Loidl nennt Belopotoczky „gesellschaftlich rege“. Er engagierte sich im Vorstand der Leo-Gesellschaft, einem von dem Historiker Joseph Alexander von Helfert gegründeten und nach Papst Leo XIII. benannten Verein zur Förderung katholischen Wissens.

Bei einem der Kongresse der Leo-Gesellschaft trat in Anwesenheit des Apostolischen Feldvikars auch Karl May auf. Er sprach am 21. Februar 1898 vor der Leo-Gesellschaft in Wien in Anwesenheit bedeutender Männer der Wiener Aristokratie und Gesellschaft. Der Schriftsteller Richard Kralik (1852 - 1934), zu seiner Zeit eine der führenden Gestalten des österreichischen Geisteslebens, hat darüber einen kurzen Bericht hinterlassen:

„»Von allen Seiten drängte man ihn, noch einen kleinen Vortrag zu halten, und das tat er denn auch mit größter Wirkung. Er erzählte noch unbekannte Szenen aus dem Leben seines indianischen Freundes Winnetou, dessen Todestag zufällig heute war, er enthüllte erhabene Seelenzüge aus dessen letzten Augenblicken, und so erhob er alle Hörer über die Enge des europäischen Lebens. Als er von der Bühne herabstieg, drängte sich alles herzu, ihm gerührt die Hand zu drücken. Auch in der Presse fand die Rede Widerhall. Mit dem Psalmworte: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von denen meine Hilfe kommt und mein Heil“, verwies er gewissermaßen auf das Ziel seiner literarischen Tätigkeit. Und daran knüpfte er in einer spannenden Improvisation über seinen »Freund« Winnetou dessen interessante Aussprüche über die Aristokratie des Glaubens, der Liebe, der Geduld und Demuth …« May schloß seine Rede mit einem Toast auf die Leo-Gesellschaft: »Begeistert und wahrhaft erhoben stimmte der ganze, dichtgefüllte Saal ein und jubelte dem Redner zu, der noch in die Versammlung rief: „Meine Herrschaften! Thun Sie wie ich: Blicken Sie auf zu den Bergen, von denen Hilfe und Heil kommt! Amen!“ Sofort erhob sich Se. bischöfliche Gnaden, der hochw. Apostolische Feldvicar Dr. Belopotoczky und gab namens des Präsidiums der Leo-Gesellschaft der Verehrung für den liebwerthen Gast Ausdruck, so wirksam, daß Dr. May sich schleunigst in die Reihen der Mitglieder der Leo-Gesellschaft aufnehmen ließ …«“

Eng befreundet war Coloman Belopotoczky mit dem bekannten elsässischen Kirchengeschichtler Albert Erhard, Rektor der theologischen Fakultät der Universität Wien. Dieser dedizierte ihm 1901 eines seiner bekanntesten Bücher: „Der Katholizismus und das zwanzigste Jahrhundert im Lichte der kirchlichen Entwicklung der Neuzeit“, eine schonungslose aber konstruktive Analyse der Kirchengeschichte ab dem Mittelalter, besonders im 18. und 19. Jahrhundert. Das Buch löste in der gesamten Kirche heftige Kontroversen aus und Bischof Belopotoczky, der in der Widmung direkt nach dem Titelblatt erscheint, erlangte dadurch – trotz seines etwas komplizierten Namens – Bekanntheit, weit über die Grenzen der Habsburgermonarchie hinaus.

Das bis heute existierende Deutschmeisterdenkmal am Deutschmeisterplatz in Wien wurde am 29. September 1906 in Anwesenheit von Erzherzog Eugen und Erzherzog Rainer durch Feldvikar Belopotoczky eingeweiht.

Er resignierte von seinem Amt am 1. Juni 1911 und starb 1914 als Großpropst des Kathedralkapitels in Großwardein, heute Oradea, Rumänien.

Der Kirchengeschichtler und Buchautor Gerhard Hartmann schreibt über Coloman Belopotoczky: Er hatte ein „besonderes Augenmerk auf die religiöse Erziehung in den Militär-Erziehungs- und Bildungsanstalten. Die von ihm grundgelegte Militärseelsorge wirkt bis heute fort“. Jetziger Amtsnachfolger in der Tradition des k.u.k. Apostolischen Feldvikars ist seit 1994 Mag. Christian Werner, Militärbischof für Österreich, Titularbischof von Eca. Seine Bischofskirche ist die St. Georgs-Kathedrale in der Wiener Neustädter Burg (Theresianische Militärakademie).

Literatur

  • „Die Katholische Kirche in unserer Zeit und ihre Diener in Wort und Bild“, Paul Maria Baumgarten und Joseph Schlecht, Leo-Gesellschaft Wien, Allgemeine Verlagsgesellschaft München , 1900, Band 2, Seiten 535-540, mit Photo.
  • „Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1785/1803-1945“, Gatz (Hrsg.), Berlin 1983, 33-34 (G. Hartmann)
  • „Geschichte des Erzbistums Wien“, Wien-München 1983, 274, 277.
  • Ekkart SauserColoman Belopotoczky. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 22, Nordhausen 2003, ISBN 3-88309-133-2, Sp. 83–84. (mit falscher Schreibweise des Namens)

Weblinks


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