Zerninsee

Zerninsee
53.899414.1959
Zerninsee (Mecklenburg-Vorpommern)
Zerninsee
Zerninsee
verlandeter Zerninsee
Hochmoorkomplex im Swinemoor
Entwässerungsgraben und Staubauwerk

Der Zerninsee ist ein verlandeter See im Osten der Insel Usedom im Gebiet der Gemeinde Garz. Als Niedermoor gehört er heute zum Naturschutzgebiet Zerninseesenke und Swinemoor. Der See erhielt seinen Namen von dem zwischen 1277 und 1468 an seinem Westufer urkundlich belegten Ort Sennin. Die Zerninseesenke befindet sich nördlich der Bundesstraße 110 unmittelbar an der Grenze zu Polen. Südlich des Gebietes befindet sich mit dem Golm die höchste Erhebung der Insel.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Zerninsee entstand nach der letzten Eiszeit in einem Gletscherzungenbecken, das im Norden, Westen und Süden von Moränen umgeben ist. Die ursprünglich bestehende Verbindung zur Swine wurde durch Dünenbildung getrennt. Östlich des Sees bildete sich ein bis zwei Meter mächtiges Hochmoor, das Swinemoor.

Um 1842 wurde damit begonnen, das Hochmoor durch den Bau von Entwässerungsgräben trocken zu legen um so neue landwirtschaftlich nutzbare Flächen zu gewinnen. Infolgedessen begann der Zerninsee zu verlanden. Im Jahr 1916 stufte die Regierung der Provinz Pommern den See als erhaltungswürdig ein. Wegen des Vorkommens seltener Vogelarten an den Ufern des Sees wurde er ab 1922 wie ein Vogelschutzgebiet behandelt. Das änderte sich jedoch 1936. Mittels eines durch den Reichsarbeitsdienst um den See angelegten Ringgrabens wurde versucht, dem See weiteres Nutzland abzuringen, um die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung in Kriegszeiten zu verbessern. Das Wasser wurde über den Torfgraben ins Stettiner Haff abgeleitet. Der See verlandete weiter. Das Swinemoor war zu dieser Zeit bereits weitgehend bewaldet. Das Unternehmen verfehlte jedoch sein Ziel und wurde schließlich aufgegeben.

Naturschutzgebiet

Die Ornithologen Paul Robien und Ulrich Dunkel bemühten sich zu dieser Zeit darum, das Gebiet unter Naturschutz stellen zu lassen. Nachdem bereits 1925 der Peenemünder Haken zum Naturschutzgebiet erklärt wurde, folgte 1938 der Zerninsee mit seinen Uferbereichen auf einer Fläche von insgesamt 145 Hektar. Das Swinemoor stand allerdings nicht unter Schutz. Hier dezimierten die sinkenden Wasserstände die Moorflora. Als 1945 die Grenze zwischen Deutschland und Polen auf der Insel Usedom gezogen wurde, war der Zerninsee schon größtenteils verlandet. Die heute noch nahe der B 110 vorhandene Wasserfläche ist das Restloch eines Kiesabbaus. 1963 hob die Regierung der DDR den Status als Naturschutzgebiet auf. Ab Mitte der 1960er Jahre wurde erneut versucht, das Moorgebiet mittels Schwimmpumpen und der Vertiefung vorhandener und der Herstellung weiterer Abwassergräben 1980 trocken zu legen. Dauerhaft konnte dieser Zustand allerdings nicht gehalten werden, die Bewaldung des Hochmoores schritt dadurch schneller voran.

1995 wurde ein einschließlich des Swinemoores 375 Hektar großes Areal wieder unter Naturschutz gestellt. Durch Erhöhung des Wasserstandes soll der Erhalt des Moores gewährleistet werden. Mittlerweile befindet sich hier das größte lebende Hochmoor Usedoms. Der aktuelle Gebietszustand wird als unbefriedigend eingestuft, da der Wasserhaushalt der Flächen durch stellenweise noch aktive Entwässerungsgräben gestört ist. Eine Einsichtnahme in die Fläche ist von der südlich angrenzenden Bundesstraße möglich.

Literatur

  • Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): Zerninsee-Senke 300. In: Die Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern. Demmler, Schwerin 2003, S.176 f.

Weblinks

 Commons: Zerninsee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Insel Usedom — Lage Usedoms Usedom (polnisch Uznam, wendisch Uznjöm/Uznjom) ist eine Insel in der Ostsee vor dem Stettiner Haff, welche zum größeren Teil zum deutschen Land Mecklenburg Vorpommern gehört. Der östliche Teil der Insel ist polnisches Staatsgebiet.… …   Deutsch Wikipedia

  • Prüfstand VI — Luftbild des Prüfstands VII In Peenemünde im Norden der Insel Usedom wurde 1936 die Versuchsstelle des Heeres Peenemünde (kurz: „Heeresversuchsanstalt Peenemünde“ oder „HVA“) errichtet, die 1938 durch die Erprobungsstelle der deutschen Luftwaffe… …   Deutsch Wikipedia

  • Usedom (Insel) — Lage Usedoms Usedom (polnisch Uznam, wendisch Uznjöm/Uznjom) ist eine Insel in der Ostsee vor dem Stettiner Haff, welche zum größeren Teil zum deutschen Land Mecklenburg Vorpommern gehört. Der östliche Teil der Insel ist polnisches Staatsgebiet.… …   Deutsch Wikipedia

  • Uznam — Lage Usedoms Usedom (polnisch Uznam, wendisch Uznjöm/Uznjom) ist eine Insel in der Ostsee vor dem Stettiner Haff, welche zum größeren Teil zum deutschen Land Mecklenburg Vorpommern gehört. Der östliche Teil der Insel ist polnisches Staatsgebiet.… …   Deutsch Wikipedia

  • Garz (Usedom) — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Heeresversuchsanstalt Peenemünde — Luftbild des Prüfstands VII In Peenemünde im Norden der Insel Usedom wurde 1936 die Versuchsstelle des Heeres Peenemünde (kurz: „Heeresversuchsanstalt Peenemünde“ oder „HVA“) errichtet, die 1938 durch die Versuchs , später Erprobungsstelle der… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Naturschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern — Diese sortierbare Liste enthält alle Naturschutzgebiete in Mecklenburg Vorpommern (Stand: 9. Februar 2009). Namen und Schlüsselnummern entsprechen den amtlichen Bezeichnungen. NSG Nr. Name des Naturschutzgebietes Landkreis / Kreisfreie Stadt… …   Deutsch Wikipedia

  • Naturpark Insel Usedom — Logo Lage des Naturparks Insel …   Deutsch Wikipedia

  • Thurbruch — Das Thurbruch ist ein Niedermoorgebiet im Osten der Insel Usedom. Der Name leitet sich von Thur (beziehungsweise Ur), einer alten Bezeichnung für den Auerochsen, ab und bedeutet daher Auerochsensumpf. Das Thurbruch gehört mit einer Fläche von… …   Deutsch Wikipedia

  • Usedom — Übersichtskarte Gewässer Pommersche Bucht Geographische Lage …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”