Billwerder Industriebahn

Billwerder Industriebahn

Die Billwerder Industriebahn ist eine Eisenbahnanlage in Hamburg. Sie dient dem Güterverkehr im Industriegebiet der Stadtteile Billbrook und Rothenburgsort.

Inhaltsverzeichnis

Betreibergesellschaft

Die Billwerder Industriebahn wurde von der Billwärder Industriebahn AG errichtet. Diese Eisenbahngesellschaft wurde am 10. Juli 1905 gegründet, um das wachsende Industriegebiet mit Schienenwegen auszustatten. Die Bahnanlagen wurden am 21. Oktober 1921 an die Bergedorf-Geesthachter Eisenbahn verkauft und am 1. Januar 1956 von der Eisenbahn Altona-Kaltenkirchen-Neumünster übernommen, die sie bis heute betreibt.

Streckennetz

Das Streckennetz ist weit verzweigt. Die Stammstrecke führt vom Bahnhof Tiefstack zum Bahnhof Billbrook und ist 2,5 km lang. Diverse Abzweigungen führen durch Billbrook und auch in Richtung Billwerder Ausschlag im Norden des Stadtteils Rothenburgsort. Die Gleise verlaufen zum Teil parallel zu den Straßen im Industriegebiet, bis in die 1990er Jahre oft auf beiden Straßenseiten. Damit sollte den Industriebetrieben ein optimaler Gleisanschluss geboten werden.

Nördlich des S-Bahn-Haltepunkts Tiefstack befindet sich ein Rangierbahnhof nebst Stellwerk, östlich des Stellwerks der Betriebshof. Dazwischen lag früher ein Personenbahnsteig, der über eine Treppe von der verlängerten Unterführung zum S-Bahnsteig zugänglich war. Diese ist heute noch erhalten. Von Tiefstack führt eine kurze Übergabestrecke nach Westen, die parallel zur von Norden kommenden Güterumgehungsbahn in den östlichen Kopf der Reste des ehemaligen Rangierbahnhofs Rothenburgsort der Staatsbahn einmündet.

Geschichte

Am 1. August 1907 nahm die Billwerder Industriebahn der Güterverkehr auf der 4,2 km langen Strecke Rothenburgsort – Tiefstack – Billbrook – Schiffbek-Kirchsteinbek (heute: Billstedt) auf. Vom 17. Dezember 1907 bis zum 15. März 1952 benutzten auch die Personenzüge der Südstormarnschen Kreisbahn nach Trittau die Strecke ab Tiefstack.

Bis zur Einstellung des Personenverkehrs der Südstormarnschen Kreisbahn 1952 bestand in Billbrook Anschluss an die Hamburger Marschbahn über Zollenspieker nach Geesthacht. Es gab zeitweise durchgehende Züge, von Billbrook die Gleise der Industriebahn bis zum Bahnhof Tiefstack befuhren. Die Marschbahn wurde danach bis auf ein Reststück östlich des Billbrooker Bahnhofs abgebaut, das heute noch Teil des Streckennetzes der Industriebahn ist.

Auch das eigene Gleisnetz der Industriebahn wurde mit der Zeit immer kürzer. Viele Betriebe haben ihre Transporte auf LKW umgestellt. Unterstützt wurde dieser Trend durch die Deutsche Bundesbahn, die seit Ende der 80er Jahre den Transport von Stückgut massiv auf die Straße verlagert hat. Bundesweit wurden zahllose Güterverkehrsstellen von der Bahn geschlossen. Einzelne Wagenladungen, wie sie im Industriegebiet oft anfallen, werden nur noch ungerne transportiert, wenn sie eine bestimmte Menge unterschreiten.

Als Resultat der rückläufigen Transportmengen hat die AKN einige Anschlussgleise aufgehoben. Manche Teilstrecken der Billwerder Industriebahn wurden sogar komplett stillgelegt und abgebaut, so zum Beispiel die Strecke über die Gelbe Brücke zum Industriegebiet an der Kolumbusstraße.

Selbst die Stammstrecke von Tiefstack nach Billbrook blieb von Veränderungen nicht verschont. Zwischen der Wöhlerstraße und der Moorfleeter Straße wurde das Gleis im Jahr 2001 unterbrochen und die Trasse an einen Industriebetrieb verkauft. Der Bahnhof Billbrook ist seitdem nicht mehr direkt über die ursprüngliche Streckenführung zu erreichen. Es besteht jedoch eine zusätzliche Verbindung über Gleise südlich des Tidekanals entlang der Straße Pinkertweg, die an den Rest der Marschbahnstrecke am Ostrand Billbrooks anschließen. Die Züge erreichen den Bahnhof Billbrook damit jetzt von der östlichen Seite und müssen zur Weiterfahrt nach Glinde kopfmachen. Der Bahnübergang über die Moorfleeter Straße an der Westseite des Bahnhofs existiert nicht mehr.

Literatur

  • Stefan Meyer: 100 Jahre Eisenbahn zwischen Bergedorf und Geesthacht - Von der BGE zur AKN-Güterbahn. LOKRUNDSCHAU Verlag GmbH, 21483 Gülzow, 2006, ISBN 3-931647-21-8
  • Jürgen Opravil: Die Bergedorf Geesthachter-Eisenbahn. Kurt Viebranz-Verlag, Schwarzenbek, 1978, ISBN 3-921595-01-0

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