Bismarck-Denkmal (Köln)

Bismarck-Denkmal (Köln)

Das Bismarckdenkmal auf dem Augustinerplatz in Köln war nach Bad Kissingen das zweite öffentliche Bismarck-Denkmal im Deutschen Reich. Es wurde 1879 enthüllt.

Bismarckdenkmal um 1900

Die Aufstellung ging auf die Stiftung des ursprünglich Mülheimer Industriellen und Königlichen Kommerzienrates Christoph Andreae (* 12. August 1819, † 19. März 1876) zurück. Andreae, der bereits ein Wohnhaus am Neumarkt bezog, vermachte in seinem Testament 20.000 Mark für den Bau des Bismarck-Denkmals in Köln mit der Auflage der Aufstellung spätestens drei Jahre nach dem Tode des Testators (1879). Nur wenige Monate zuvor, am 1. April 1875, wurde Otto von Bismarck anlässlich der Vollendung seines 60. Lebensjahres zum Ehrenbürger der Stadt Köln ernannt. Im Stadtrat wurde über die Schenkung, die inzwischen öffentlich bekannt wurde, heftig debattiert. Am 30. März 1876 beschloss der Stadtrat die Annahme der Schenkung. In der Debatte ging es um die ungewöhnliche Ehrung eines lebenden Politikers, der kein Mitglied der Herrscherfamilie war. Der aus einer protestantischen Industriellenfamilie stammende Freiherr Friedrich Heinrich von Diergardt aus Bonn erklärte dann öffentlich weitere 20.000 Mark zu spenden, was die finanzielle Seite des Vorhabens sicherte. Im katholisch dominierten Köln empfand man die Aufstellung des Denkmals in der Zeit des Kulturkampfes als eine politische Provokation.

Die Spende des aus dem Ruhrgebiet stammenden Andreae für das Denkmal eines noch lebenden, protestantischen Politikers ist als Affront gegenüber dem Kölner katholischen Bürgertum anzusehen, weil dessen Vorfahren, die 1687 eine Textilmanufaktur in Köln gründeten, im Jahre 1714 mit allen Protestanten aus Köln vertrieben wurden. Am 18. Juni 1714 erhielt die Familie Andreae von Johann Wilhelm von der Pfalz das Siedlungspatent für Mülheim am Rhein. Zweihundert Jahre später ehrte die Familie den Kurfürsten mit einem Denkmal.

Den ausgeschriebenen Wettbewerb gewann der Bildhauer Fritz Schaper aus Berlin. Die 2,83 m hohe Bronzestatue zeigte Bismarck ganz in schlichter Haltung mit Blick in die Ferne in der Interimsuniform seiner Halberstädter Kürassiere. Mit seiner linken Hand stützt er sich auf den Pallasch; seine rechte Hand greift in den zugeknöpften Rock.

Die Enthüllung am 1. April 1879 wurde von Protesten am Ende der Kundgebung begleitet, was allerdings die Lokalpresse verneinte. Nicht nur die Aufstellung des Denkmals, sondern auch die Auswahl der Darstellungsform Bismarcks als Soldat mit Waffe noch während des Kulturkampfes ist eindeutig als eine Provokation anzusehen. Im Deutschen Reich war das Kölner Bismarck-Standbild das erste öffentlich errichtete Bismarck-Denkmal (abgesehen von der Canossa-Säule bei Bad Harzburg mit indirekter Darstellung, 1877).

Drei verkleinerte Versionen der Statue wurden von der Gießerei Gladenbeck in hoher Anzahl produziert, so dass diese immer noch im Antiquitätenhandel erworben werden können.

Das Bismarck-Denkmal wurde in den Nachkriegswirren aus dem Hof des Stadthauses gestohlen (nach Iris Benner), anderen Schilderungen zufolge wurde es im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Literatur

  • Iris Benner: Kölner Denkmäler. 1871–1918 Aspekte bürgerlicher Kultur zwischen Kunst und Politik. Kölnisches Stadtmuseum, Köln 2003, ISBN 3-927396-92-3, (Publikationen des Kölnischen Stadtmuseums 5), (Zugleich: Köln, Univ., Diss., 2002), S. 94–101, 304.
  • Hans-Walter Hedinger: Bismarck-Denkmäler und Bismarck-Verehrung. In: Ekkehard Mai, Stephan Waetzoldt (Hrsg.): Kunstverwaltung, Bau- und Denkmal-Politik im Kaiserreich. Mann, Berlin 1980, ISBN 3-7861-1321-1, (Kunst, Kultur und Politik im deutschen Kaiserreich 1), S. 277–314.
  • Sieglinde Seele: Lexikon der Bismarck-Denkmäler. Türme, Standbilder, Büsten, Gedenksteine und andere Ehrungen. Eine Bestandsaufnahme in Wort und Bild. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2005, ISBN 3-86568-019-4.
  • Beitrag von Joseph Theele. In: Hermann Wieger (Hrsg.): Handbuch von Köln. Wieger, Köln 1925, S. 232–233.

Weblinks

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