Blauer Enzian (Zug)

Blauer Enzian (Zug)

Blauer Enzian ist der Name eines Zuges der Deutschen Bundesbahn, der bis 1965 als Fernschnellzug, danach bis 1971 als TEE zwischen Hamburg und München verkehrte. Der Nachfolger verkehrt heute noch – inzwischen ohne Namen – als EuroCity-Zug zwischen Dortmund und Klagenfurt.

Inhaltsverzeichnis

F-Zug

Erste Garnituren

Entstehung

Mit dem neuen 1951 geschaffenen neuen Fernzugnetz wollte die junge Bundesbahn auch in der Relation München – Hamburg auf der Nord-Süd-Strecke und dem kurzen Weg über Würzburg und Treuchtlingen einen Premiumzug einsetzen, der nur mit den beiden damaligen Polsterklassen ausgestattet war. Im Sommerfahrplan war dieser Zug als FT 55/56 verzeichnet. Doch mangelte es an geeigneten freien Triebwagen, so dass der Zuglauf noch nicht zustande kam. Im Winterfahrplan 1951/52 war ein lokbespannter F-Zug unter der gleichen Nummer verzeichnet. Ob dieser aber tatsächlich verkehrte, ist heute nicht mehr festzustellen, gilt aber als wahrscheinlich. Nachweisbar ist ein Zugeinsatz ab Sommerfahrplan 1952.

Fahrzeuge

Bis 1953 bestand der Zug aus Vorkriegswagen aller Verwendungsgruppen. Hier lief einer der Prototypwagen für die spätere Serie der UIC-X-Wagen der DB, der aber nur 22,5 Meter in der Länge maß und noch über Faltenbälge verfügte.

Henschel-Wegmann-Zug

Wagen

Ab Sommerfahrplan 1953 wurde der Zug durch die eingesetzten Wagen aus den Fernschnellzügen herausgehoben: Die Garnitur des früheren Henschel-Wegmann-Zuges, die ein Aussichts-Schlusswagen nach US-Vorbild führte (Kanzelwagen), wurde speziell für diesen Einsatz aufgearbeitet. Wegen Problemen beim Umbau der Zuggarnitur, die ursprünglich aus Wagen mit Abteilen zweiter und dritter Klasse bestand, entschied die DB, den Zug generell auf die (damalige) zweite Wagenklasse umzurüsten.

Wegen des langen Laufwegs reichte eine Wagengarnitur für den Umlauf nicht aus. Es wurde eine zweite Wagengarnitur, der so genannte Henschel-Wegmann-Gegenzug, hergerichtet, welcher aus dem ehemaligen Salonwagen des Reichspressesprechers Otto Dietrich in Schürzenwagenbauart (ehemals 10 251)[1][2] und einem Wagen der alten DRG-Verwendungsgruppe 28 und einem Wagen der Verwendungsgruppe 35 bestand. Hinzu kam noch ein Speisewagen WR4ü-28.

Kanzelwagen des Henschel-Wegmann-Gegenzugs

Als Schlusswagen für diese Zugkomposition wurde ein Wagen dritter Klasse der Bauart 39 (Schürzenwagen) umgebaut, um über einen dem Henschel-Wegmann-Zug vergleichbaren Schlusswagen zu verfügen. Er zeichnete sich ebenfalls durch eine abgerundete Glaskanzel aus.[3]. Diese Garnitur wurde nach der Klassenreform von 1956 ausgemustert und deren Umlauf, der nun ausschließlich die (neue) erste Klasse führte, auf die üblichen UIC-Wagen des Typs A4üm-54 (Am 202) umgestellt. Der Henschel-Wegmann-Zug konnte sich im Umlauf dagegen bis 1959 halten.

Bespannung

Die bisherige Dampfbespannung nördlich von Würzburg wich der Dieseltraktion mit Lokomotiven der neuen Baureihe V 2000 (220). Südlich von Würzburg waren bis zur Anlieferung der neuen E-Loks der Baureihe E 10 (110) Altbauloks der Reihen E 17 und E 18 vor den Zügen zu sehen.

Musealer Erhalt

Der Kanzelwagen der zweiten Garnitur gehört heute zum Bestand des Verkehrsmuseums Nürnberg.[4] Mit einem Speisewagen und zwei passenden Schnellzugwagen wird er im Charter- und Touristikverkehr als F-Zug Blauer Enzian eingesetzt. Standort ist Berlin. Betreut wird die Wagengarnitur durch den Verein Traditionszug Berlin e. V.

Name

Der Name „Blauer Enzian“, den die Verbindung seit 1953 trug, war das Ergebnis eines Preisausschreibens, das unter den Fahrgästen veranstaltet wurde. Dabei kristallisierte sich der Name „Blauer Enzian“ als Gewinner heraus. Enzian ist wie das Edelweiß eine Alpenblume und Heilpflanze. In Europa wachsen etwa 35 Enzian-Arten vorwiegend in den Alpen. Möglicherweise wegen ihrer im Pflanzenreich seltenen reinblauen und leuchtenden Blütenfarbe, wurden und werden sie als Symbol für die Treue betrachtet und werden so in Gedichten und Liedern erwähnt. Streckenführung und Farbgebung des Zugs können die Assoziation erklären.

TEE

Die E-Lok-Bespannung dehnte sich mit fortschreitender Elektrifizierung immer weiter nach Norden aus. 1963 war sie bis Hannover möglich, 1965 erreichte sie Hamburg. Gleichzeitig wurde der Blaue Enzian zum TEE umgestuft und die Wagen entsprechend umgestellt. Der Zug bestand nun aus zwei Abteilwagen der Bauart A4vüm-65 (Avmz 111), zwei Großraumwagen A4püm (Apmz 121) einem Speisewagen der Bauart WRmz 132 und einem Barwagen ARDmz 105. Im Herbst des gleichen Jahres wurden die neuen Probemaschinen der Baureihe E 03 (103) zwischen Nürnberg, das jetzt auf dem Laufweg des TEE 55/56 lag und Hamburg bespannt. Der TEE war 1966 mit einer durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit von 106 km/h der schnellste Zug der DB. Im Jahr 1967 wurde die Zugnumemr in 554/55 geändert.

Der Barwagen entfiel schon 1969. Die DB plante, den Blauen Einzian mit dem von München nach Mailand verkehrenden TEE Mediolanum zu verknüpfen. Das scheiterte aber an der Italienischen Eisenbahn (FS) und den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). Dafür wurde der Blaue Enzian von München über Salzburg, Bischofshofen, Schwarzach-St. Veit, Badgastein und Villach nach Klagenfurt verlängert. Zwischen München und Salzburg fuhr der Zug als F 54/55, bei den ÖBB als Ex 549/550. Im Winterfahrplan wurde von München über Kufstein und Wörgl und weitere Tiroler Orte bis Zell am See gefahren.

Im Sommer 1970, als der Zug nun mit Serienlokomotiven der Baureihe 103 bespannt wurde, änderte sich die Zugnummer in TEE 80/81. In Rosenheim wurde der Zug geteilt. Ein Teil fuhr über Salzburg nach Klagenfurt, der andere über Kufstein weiter nach Zell am See, letzterer durch einen ÖBB-Wagen verstärkt. Da der Speisewagen im Klagenfurter Zugteil verblieb, versorgte eine Minibar die Reisenden in den Zeller Kurswagen. Im Winterfahrplan wurde die Verlängerungen über München hinaus nur an bestimmten Tagen angeboten. Im Sommer gab es die Zugteile nach Klagenfurt und Zell täglich. Im Zeller Teil war nun wieder ein Barwagen ARDmz eingereiht.

InterCity-Einsatz

Mit dem Beginn des Winterfahrplanes 1971/72 wurde der TEE Blauer Enzian in das neue InterCity-Netz der DB integriert. Er war nun als IC 90/91 klassifiziert. 1975 wurde der Zugteil nach Zell am See aufgegeben.

Mit dem Beginn des InterCity-Netzes IC '79 wurde der Blaue Enzian in einen IC mit den Zugnummern 120/121 umgewandelt und führte nun auch die zweite Wagenklasse. Der Laufweg wurde auf Braunschweig–Hannover–KölnFrankfurt–München im Zuge der IC-Linie 2 geändert. Die Weiterführung nach Klagenfurt wurde beibehalten. 1981 wurde der Laufweg auf Dortmund–Klagenfurt verkürzt, 1985 die Zugnummer in IC 20/21 geändert.

Mit dem Start des EuroCity-Systems 1987 wurde der Blaue Enzian als EC 20/21 gefahren, mit Kurswagen in das nun slowenische Ljubljana (Laibach). In den 1990er Jahren gab es zwei EC-Züge zwischen Dortmund und Klagenfurt. Als EC 114/115 fuhr nunmehr der Blaue Enzian, der ehemalige D-Zug „Wörthersee“ als EC 112/113. In der Folge sind bei beiden Zügen die Namen entfallen, EC 114/115 verkehrt heute noch als "Wörthersee" mit ÖBB-Wagen.

Literatur

  • Magistrat der Stadt Potsdam [Hrsg.]: Katalog. Europäische Salonwagenausstellung vom 22. – 23. Mai 1993 auf dem Gelände des Raw Potsdam. Potsdam 1993.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Diener: Die Reisezugwagen und Triebwagen der Deutschen Reichsbahn 1930. 2. Auflage. Röhr-Verlag, Krefeld 1983. ISBN 3-88490-090-0, S. 51
  2. Historische Eisenbahn Frankfurt: HE-Datenblatt SalPresse4ü / 51 80 03-92 001-5
  3. Vgl.: Katalog. Europäische Salonwagenausstellung, S. 6; beide Wagen sind nicht mit dem Führeraussichtswagen zu verwechseln.
  4. Vgl.: Katalog. Europäische Salonwagenausstellung, S. 6.

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