ARVN

ARVN
Wappen der ARVN

Die Armee der Republik Vietnam (ARVN) war die bewaffnete Streitmacht der Republik Vietnam, besser bekannt als Südvietnam. Nach dem Ende des Vietnamkriegs 1975 wurde die Armee aufgelöst, und viele der hochrangigen Offiziere flohen aus dem Land. Der Großteil der Soldaten wurde nach Kriegsende in Umerziehungslager der Kommunisten geschickt.

Inhaltsverzeichnis

Nationale Armee Vietnams

Am 8. März 1949 wurde Vietnam offiziell als eigenständiger Staat anerkannt. Damit war auch der Aufbau einer eigenen Armee verbunden. Sie wurde von großteils französischen Offizieren ausgebildet, um gegen die Việt Minh und andere anti-französische Kräfte im Land zu kämpfen. Die Einheit wurde Nationale Armee Vietnams genannt. Dieser Schritt wurde als Asiatisierung der französischen Kolonialtruppen gesehen.

1952 bestand die Armee bereits aus 60 Bataillonen, die aber im Kampf gegen die Việt Minh keine bedeutende Rolle spielten. Meist wurden sie für Wachaufgaben abgestellt, um französische Truppen für Kämpfe freizumachen. Zum Beispiel bewachten sie die DeLattre-Linie, während die Franzosen in Nord-Vietnam Operationen durchführten. Einige wenige Vietnamesen, hauptsächlich Fallschirmjäger, kämpften auch bei der Schlacht von Điện Biên Phủ, der entscheidenden Niederlage der Franzosen in Indochina. Die Armee hatte nur wenig Unterstützung der Bevölkerung, da sie als Marionette der Franzosen angesehen wurde. Gerade deshalb wurde immer wieder versucht, etwas Nationalismus in die Armee einzubringen, was aber großteils erfolglos blieb. Die Armee war generell von Desertion geschwächt und schlecht ausgerüstet, da die besten Waffen an die Franzosen gingen. Am 20. Juli 1954 wurde die Armee nach dem Abzug der Franzosen im Rahmen des Friedensvertrags wieder aufgelöst. Nur eine kleine Miliz war als bewaffnete Truppe erlaubt.

ARVN

ARVN-Rekruten im Jahr 1970

Am 26. Oktober 1956 wurde das Militär von der Verwaltung des südvietnamesischen Präsidenten Ngô Đình Diệm wieder neu aufgestellt. Sie wurde Armee der Republik Vietnam genannt. Diesmal wurde auch eine Luftwaffe, die VNAF, aufgebaut. Von Anfang an war der Hauptgegner der Armee die Nationale Befreiungsfront Vietnam, deren Kämpfer auch Vietcong genannt wurden. Diese hingen der kommunistischen Ideologie an und versuchten, das Regime von Diệm zu stürzen und ganz Vietnam zu einem kommunistischen Staat wiederzuvereinen. Die USA unter Präsident John F. Kennedy schickte Militärberater, Waffen und große Geldsummen nach Vietnam, um die ARVN im Kampf zu unterstützen. Allerdings wurde die Armee durch Zwangsmaßnahmen wie Umsiedlungen der Bevölkerung schnell unpopulär. Sie war außerdem an der gewaltsamen Niederschlagung von Protesten religiöser Sekten wie der Cao Dai oder Hoa Hoa beteiligt, da diese angeblich Kommunisten unterstützen würden. Sogar gegen von Frankreich unterstützte Gruppen ging die Armee auf Befehl von Diệm vor.

Im Jahr 1963 wurde Diệm während einer Revolte von ARVN-Offizieren getötet. In der Folgezeit wechselte die Staatsführung zwischen verschiedenen ARVN-Generälen, was großes Chaos verursachte. In dieser Zeit übernahmen mehr und mehr die USA den Kampf gegen die Vietcong, was dazu führte, das die ARVN immer mehr an Bedeutung verlor. Obwohl in westlichen Medien die hohe Korruption und Desertion in der Armee beklagt wurde, hielten die USA an ihrer Unterstützung fest und bauten die Armee völlig zu einer amerikanischen mit vietnamesischen Soldaten aus.

Die Rolle der ARVN während des Vietnam-Kriegs findet im Westen kaum Beachtung, da man sich bei Betrachtungen sich hauptsächlich auf die Rolle der USA beschränkt. Dennoch war die ARVN stark in den Konflikt involviert und hatte die meisten Verluste auf der antikommunistischen Seite im Vietnamkrieg zu verzeichnen (250.000 südvietnamesische Gefallene). Auch während des Krieges übernahmen die ARVN-Truppen oft wichtige Arbeit als Führer oder Wachposten.

Der Anfang vom Ende

Nachdem Präsident Nixon 1969 die „Vietnamisierung“ des Konflikts angekündigt hatte, wurden US-Einheiten immer mehr zurückgezogen, und die ARVN musste die Hauptlast der Kämpfe übernehmen. Sie wurde nochmals modernisiert und wandelte sich zu einer reinen Kampfarmee. Von 1969 bis 1972 hatte die ARVN bereits jährlich ca. 20.000 Tote zu beklagen, was die Reihen erheblich lichtete, obwohl die Armee ab 1968 alle waffenfähigen Männer einberufen hatte, was 1972 zu einer Gesamtstärke von einer Million Mann führte. 1970 nahmen sie erfolgreich an der Kambodscha-Operation teil und hatten dreimal so viele Einsätze wie während der amerikanischen Phase. Trotzdem war die Bewaffnung der ARVN nicht hochmodern, sondern bestand aus Restbeständen der US-Armee. Das größte Problem lag jedoch weiterhin bei den Offizieren und Generälen, die korrupt, schlecht ausgebildet und ineffektiv waren. Sie konnten die Armee nur schlecht anführen, was zu vielen Desertionen führte.

ARVN-Soldaten verlassen im Sommer 1970 einen Hubschrauber

Trotzdem konnte die ARVN ab 1970 den Konflikt dominieren, wenn auch mit massiver US-Luftunterstützung. Der Sieg schien nahe, da der Norden immer mehr Truppen verlor und sich auf Friedensgespräche eingelassen hatte. 1972 wurde die Osteroffensive gestartet, der erste Versuch einer Invasion Süd-Vietnams. Die ARVN erlitt schwere Verluste, konnte ihre Stellungen aber großteils halten und wieder zurückerobern, nachdem Präsident Nixon weitere Fliegerstaffeln zur Verfügung gestellt hatte. Der damalige Machthaber Süd-Vietnams, Nguyễn Văn Thiệu, entließ seinen Oberkommandierenden und drohte allen Deserteuren mit der Todesstrafe. So gelang es ihm, die Armee zusammenzuhalten und den Angriff zurückzuschlagen. Nur einige Gebiete an den Grenzen blieben in der Hand der Vietcong.

1973 und 1974 hatten die USA sich fast vollständig aus dem Land zurückgezogen, schickten aber immer noch Massen an Waffen nach Süd-Vietnam. Die ARVN hatte vier mal so viele schwere Waffen wie die NVA, aber die USA gaben immer weniger Unterstützung, während der Norden zunehmend Hilfe aus China und der Sowjetunion bekam. Im Herbst 1974 musste Nixon zurücktreten, und die neue Regierung kürzte die Militärhilfe um mehrere hundert Millionen Dollar. Dies war ein schwerer Schlag für das Land, und viele Historiker sehen es als Grund für die Niederlage 1975 an. Nixon hatte außerdem immer Vergeltung angekündigt, falls der Friedensvertrag gebrochen würde. Die neue Regierung nahm davon Abstand, was Süd-Vietnam schutzlos zurückließ.

Die USA hatten Süd-Vietnam insgesamt mit 640.000 M16-Gewehren, 34.000 M79-Granatwerfern, 40.000 Funkgeräten, 20.000 LKWs, 56 M48-Panzern, 200 A-1, A-37 und F-5 Kampfflugzeugen, 600 Aufklärungsflugzeugen und 500 Helikoptern unterstützt. Trotz dieser beeindruckenden Zahlen waren die ARVN-Soldaten nicht so gut wie die Amerikaner, die sie ersetzen sollten. Außerdem waren sie zahlenmäßig der NVA unterlegen, die 1975 die weltweit fünftgrößte Armee hatte.

Zusammenbruch

Die Reduzierung amerikanischer Gelder veranlasste Hanoi zu einem Angriff auf Süd-Vietnam, um es endgültig zu erobern. Sie hielten sich nicht an den Friedensvertrag und starteten 1975 ihren Angriff, um Saigon zu erobern. Die Operation bekam den Namen Ho-Chi-Minh-Offensive. Dieses Mal hatte die ARVN keine Chance gegen die NVA, weil die VNAF nur einen Bruchteil der Leistung bringen konnte wie die US-Luftwaffe, da ihr moderne Kampfflugzeuge und Bomber fehlten, die den Gegner aufhalten konnten. Thiệu ordnete den Rückzug in die südlichen Gebiete des Landes an und beschuldigte die USA, sein Land im Stich zu lassen:

Ausbildung von ARVN-Soldaten

“If [the U.S.] grant full aid we will hold the whole country, but if they only give half of it, we will only hold half of the country.”

Der Rückzug war ein taktischer Fehlschlag, er verursachte eine Massenpanik und ließ die Desertionsrate in die Höhe schnellen, was die ARVN weiter schwächte. Dies ermöglichte den Vietcong, eine Stadt nach der anderen zu erobern, was einen großen Flüchtlingsstrom nach Saigon führte. Von ihren Offizieren im Stich gelassen, die lieber ihre eigene Haut retteten, versuchten auch die Soldaten in der chaotischen Situation, zu ihren Familien zu gelangen und sie vor den Vietcong zu schützen. Süd-Vietnam sah seinen einzigen Ausweg in Verhandlungen, und nach dem Rücktritt von Thiệu gelangte General Dương Văn Minh an die Macht, der beim Sturz von Präsident Diem 1963 eine wichtige Rolle gespielt hatte. Der Oberkommandierende der ARVN wollte mit ihm nicht zusammenarbeiten und trat zurück, eine weitere Schwächung, die die Armee führerlos hinterließ.

Unterdessen konnte die 18. ARVN-Division in der Schlacht von Xuan Loc die überlegenen Gegner ein letztes Mal aufhalten und schwere Verluste bei der NVA verursachen. Aber auch sie hatten gegen die erdrückende Übermacht der Kommunisten keine Chance. Am 30. April 1975 war Saigon an die Kommunisten gefallen, die ihre Fahne auf dem Unabhängigkeitspalast hissten. Mit der Kapitulation der Stadt war die Zeit der Republik Vietnam und der Armee der Republik Vietnam zu Ende. Als ihnen die bedingungslose Kapitulation befohlen wurde, begingen viele ARVN-Generäle lieber Suizid als sich zu ergeben.

Mögliche Gründe für die niedrige Moral der ARVN

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Nach dem Sturz von Diem wurde die ARVN immer mehr als Marionette der USA angesehen, was für viele nationalistische Vietnamesen ein Problem darstellte. Viele sahen in ihr auch nur den Nachfolger der Lakaien-Armee der verhassten Franzosen. Die meisten Vietnamesen hassten den Imperialismus, und die NVA-Propaganda stellte die ARVN als Werkzeug der imperialistischen USA dar. Viele Menschen glaubten der Propaganda und stellten sich gegen die Armee.

Manche Süd-Vietnamesen sahen auch eine Ursache in der Zerstörung der vietnamesischen Kultur durch die Amerikaner, die Prostitution und Drogen in das Land brachten und die Wertevorstellungen des Volkes zerstörten. Viele waren der Meinung, unter den Kommunisten würden die alten Traditionen wieder aufleben.

Bekannte ARVN-Generäle

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