Borislau

Borislau

Boryslaw (ukrainisch Борислав; polnisch Borysław, deutsch Borislau) ist eine ukrainische Stadt mit etwas mehr als 38.000 Einwohnern. Sie liegt in der Oblast Lwiw (Lemberg) und befindet sich südlich der Bezirkshauptstadt Lemberg. Die nächstgrößere Stadt ist Drohobytsch.

Zur Stadt gehört auch die Siedlung städtischen Typs Schidnyzja (Східниця).

Erdöl

Bohrtürme auf den Ölfeldern von Boryslaw, 1909

Boryslaw erlangte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts weitreichende Bekanntheit als eines der damals weltweit bedeutendsten Zentren der Erdölförderung. Das Karpatenvorland weist zahlreiche Stellen auf, an denen Erdölvorkommen bis nahe an die Erdoberfläche reichen. Die kommerzielle Ölgewinnung aus händisch gegrabenen Sickergruben ist seit dem 16. Jahrhundert überliefert. Das Naphtha bzw. Erdnaphtha, wie man das Sickeröl damals nannte, gelangte als Schmiermittel und Arzneimittel in weiter Teile Europas.

Diese Rohstoffbasis hat den Apotheker Ignacy Łukasiewicz 1853 dazu bewogen, eine Petroleumlampe zu entwickeln. Auf der Suche nach Bezugsquellen für den dafür nötigen Brennstoff entstand 1854 das erste Ölbergwerk in Bóbrka. Damit wurde ein Ölboom in der Region ausgelöst, in dessen Folge z.B. alleine zwischen 1860 und 1865 in und um Boryslaw herum rund 4000 händisch gegrabener Schächte zur Gewinnung von Erdöl und Erdwachs (Ozokerit)[1]entstanden. Das Erdöl konnte ab 1861 mit der Bahn nach Wien transportiert werden, wo in einer 1860 errichteten Raffinerie die Verarbeitung hauptsächlich zu Leuchtpetroleum und Schmierstoffen erfolgte.

Mit zunehmender Tiefe der erschlossenen Vorkommen löste etwa um 1865 die Tiefbohrtechnik den bisherigen Schachtbau ab. Schon bald wurden Bohrungen bis in Tiefen von 1500 m getrieben. Die Ölförderung in Galizien erreichte 1912 mit fast 3 Millionen Tonnen, von denen der Großteil aus der Region Boryslaw stammte, ihren Höhepunkt. Durch die übermäßige Ausbeutung der Vorkommen vor dem 1. Weltkrieg konnten jedoch später nie wieder die Vorkriegs-Produktionsziffern erreicht werden. Auch heute wird im Stadtgebiet von Borysaw noch in geringem Umfang Erdöl gefördert.

Quellen

  1. Merck's Warenlexikon, Band 21, S. 419 [1]

Weblinks


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