Albert Niethammer

Albert Niethammer

Ludwig Albert Julius Niethammer (* 29. September 1833 in Reichenberg; † 17. April 1908 in Kriebstein) war ein deutscher Unternehmer und nationalliberaler Politiker. Er war Gründer und Betreiber der Papierfabrik Kübler & Niethammer bei Kriebstein. Niethammer war Abgeordneter im Reichstag und in der II. Kammer des Sächsischen Landtags.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Wirken als Unternehmer

Der Sohn des königlich-württembergischen Forstmeisters Franz Ferdinand Niethammer (1804–1876) und seiner Ehefrau Wilhelmine geb. Ortallo besuchte von 1847 bis 1849 das Evangelische Seminar in Maulbronn. Ein Studium der Theologie, das aufgrund der Verwandtschaft zu dem Theologen und Philosophen Friedrich Immanuel Niethammer nahe liegend war, trat er nicht an. Statt dessen absolvierte er von 1850 bis 56 eine kaufmännische und technische Ausbildung in der Papierfabrik Heinrich Völters Söhne in Heidenheim. Gemeinsam mit seinem Schwager Friedrich Kübler (1833–1865) pachtete er 1856 mit einem erborgten Kapital von 10000 Thalern ein Öl-, Graupen-, Säge- und Papiermühle im sächsischen Kriebstein. Sie firmierten unter der Fa. Kübler und Niethammer. 1860/61 bauten sie die erste für den selbständigen Verkauf von Holzmasse bestimmte Holzmassefabrik der Welt in Georgenthal bei Johanngeorgenstadt auf und führten damit den 1845 erfundenen Holzschliff in eine fabrikmäßige Produktion.

1867 wurden das Pachtverhältnis in Kriebstein aufgehoben und die dortige Papierfabrik von der Firma Kübler & Niethammer erworben. 1883 errichteten sie eine weitere Holzschleiferei in Albertsthal bei Johanngeorgenstadt und kurze Zeit später die Zellulosefabrik Gröditz bei Riesa. Parallel dazu wurden die Fabrikanlagen in Kriebstein ständig erweitert und ausgebaut. In den 1880ern bestanden nach massiven Erweiterungen des Unternehmens 10 Betriebe mit etwa 1000 Angestellten. Die Produktion belief sich 1856 auf 141622 kg Papier, 1906 wurde eine Jahresproduktion von 25316 Tonnen erreicht.

Niethammer war Mitglied der Handelskammer Chemnitz. Seit 1896 war er Vorsitzender des Vereins Deutscher Papierfabrikanten und ab 1902 Ehrenmitglied des Vereins Deutscher Holzstoff-Fabrikanten. 1895 bis 1906 war er Vorsitzender der Papiermacher-Berufsgenossenschaft.

Um die industrielle und verkehrsmäßige Erschließung des Zschopautals hat sich Niethammer große Verdienste erworben. Auch in der Umsetzung verbesserter Arbeits- und Lebensbedingungen seiner Arbeiter war er bemüht. So setzte er sich für die Sonntagsruhe ein und gründete er Fabriksparkasse für seine Angestellten. 1873 wurde auf seine Anregung hin ein Konsumverein begründet, 1879 ein kostenloser Betriebskindergarten. 1884 wurde eine Betriebskrankenkasse eingerichtet.

Die Firma Kübler & Niethammer wurde von seinem Sohn Konrad Niethammer (1863–1931) fortgeführt. Von 1908 bis 1918 war dieser ebenfalls Abgeordneter des Sächsischen Landtags.

Politisches Engagement

Niethammer war einer der führenden nationalliberalen Politiker in Sachsen. 1871 bis 1881 und erneut 1896 bis 1901 war er Mitglied der sächsischen evangelischen Landessynode. In einer Nachwahl erlangte er 1879 im 31. ländlichen Wahlkreis ein Mandat für die II. Kammer des Sächsischen Landtags. Von 1883 an vertrat er den 9. städtischen Wahlkreis. 1905 legte er sein Mandat („ganz abgesehen von sachlichen Gründen“) aufgrund seines Gesundheitszustands nieder. Er war von 1887 bis 1900 Vorsitzender der nationalliberalen Landtagsfraktion und gehörte dem Vorstand des Nationalliberalen Landesvereins, dem er 1888 bis 1896 vorstand, an. Auch dem Zentralvorstand der Nationalliberalen Partei gehörte er an.

1881 bis 1908 gehörte er als außerordentliches Mitglied der Technischen Deputation des sächsischen Innenministeriums an, zwischen 1890 und 1896 war er in dieser stellvertretendes Mitglied. 1896 war er Mitglied des Eisenbahnrates.

Von 1881 bis 1884 war er als Vertreter des 22. sächsischen Wahlkreises und von 1887 bis 1890 als Vertreter des 10. sächsischen Wahlkreises nationalliberaler Reichstagsabgeordneter. Dort unterstützte er die Politik Bismarcks und war einer der führenden Vertreter des Kartells zwischen den Konservativen und den Nationalliberalen.

Ehrungen

Niethammer wurde 1883 zum Kommerzienrat, 1890 zum Geheimer Kommerzienrat und Dr.-Ing. h.c. ernannt. 1895 wurde ihm zum Ritter I. Klasse des königlich sächsischen Verdienstordens ernannt. 1897 verlieh ihm die Stadt Waldheim die Ehrenbürgerschaft.

Werke

  • Das deutsche Volk und der Sonntag. Zwei Vorträge des Oberconsistorialraths Dr. Kögel und des Fabrikanten Niethammer auf dem XVII. Congress für innere Mission in Dresden nebst der von dem Congresse gefaßten Resolution
  • Das Wichtigste aus dem Gesetz betreffend die Invaliditäts- und Altersversicherung, zusammengestellt für die Arbeiter der Firma Kübler & Niethammer in Kriebstein, Kriebethal, Georgenthal und Albertsthal bei Johanngeorgenstadt, Meinsberg, Wöllsdorf, Gröditz, Waldheim (Sachsen) 1890.

Literatur

  • Elvira Döscher, Wolfgang Schröder: Sächsische Parlamentarier 1869–1918. Die Abgeordneten der II. Kammer des Königreichs Sachsen im Spiegel historischer Photographien. Droste, Düsseldorf 2001, ISBN 3-7700-5236-6, S. 433f. (Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien 5).
  • Petra Listewnik: Ludwig Albert Julius Niethammer. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, S. 243–245.
  • Josef Matzerath: Aspekte sächsischer Landtagsgeschichte. Präsidenten und Abgeordnete von 1833 bis 1952. Sächsischer Landtag, Dresden 2001, S. 117.

Weblinks


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