Alfons Labisch

Alfons Labisch

Alfons Labisch (* 20. Oktober 1946 in Jever) ist ein deutscher Historiker, Soziologe, Arzt und Professor für Medizingeschichte

Inhaltsverzeichnis

Leben

Labisch studierte Geschichte, Sozialwissenschaften, Philosophie, Latein und Medizin an der RWTH Aachen und an der Universität zu Köln. Nach der Promotion zum Dr. phil. im Fach Alte Geschichte in Aachen 1974 schloss er das Soziologiestudium mit dem Magister Artium sowie das Medizinstudium mit der Approbation ab und promovierte 1982 in Aachen zum Dr. med. Bereits im Jahr 1979 wurde Labisch zum Universitätsprofessor für Gesundheitspolitik und Medizinsoziologie der Universität-Gesamthochschule Kassel berufen, wo er sich im Jahr 1990 habilitierte. Im Jahr 1991 erhielt Labisch den Ruf auf den Lehrstuhl für Geschichte der Medizin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Seit 1993 ist er darüber hinaus Zweitmitglied der Philosophischen Fakultät und positionierte die Düsseldorfer Medizingeschichte als interdisziplinäres Bindeglied zwischen medizinischer und philosophischer Fakultät.

1998 bis 2002 war Labisch Prodekan, 2002 bis 2003 dann Dekan der Medizinischen Fakultät. In dieser Zeit wurde die neue Approbationsordnung für Ärzte eingeführt, verbunden mit einer Reform des Medizinstudiums. In den Jahren 2003 bis 2008 bekleidete Labisch das Amt des Rektors der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHUD). In seine Amtszeit fiel die Verselbstständigung der Universität als Körperschaft des öffentlichen Rechts im Rahmen des 2007 in Kraft getretenen Hochschulfreiheitsgesetzes.[1] Im Rahmen seiner hochschulpolitischen Tätigkeit war Labisch 2005 bis 2008 Mitglied im Kuratorium der Universität Leipzig und 2006 bis 2010 Senator der Wissenschaftsgemeinschaft Leibniz. Ferner ist er seit 2005 Mitglied im Aufsichtsrat des Forschungszentrums Jülich.

Labisch engagiert sich intensiv für die Kooperationen mit japanischen und chinesischen Partneruniversitäten der HHUD und war an der Gründung des Konfuzius-Instituts in Düsseldorf beteiligt. Seit 2009 steht er diesem deutsch-chinesischen Kulturinstitut als Vorstandsvorsitzender vor.[2] 2007 bis 2009 war er Overseas-Member, seitdem Senior Consultant des First Council of the Confucius Institute Headquarters, Hanban Beijing (China). Für seinen „großen Einsatz zur Förderung der deutsch-japanischen Beziehungen und der Japanologie“ erhielt Labisch 2009 den Orden der „Aufgehenden Sonne mit Stern, goldene[n] und silberne[n] Strahlen“.[3]

Forschungsschwerpunkte

Labisch veröffentlichte zahlreiche Arbeiten auf dem Gebiet der Sozialgeschichte des öffentlichen Gesundheits- und Krankenhauswesens. Weitere Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte des Wechselverhältnisses von Gesundheit, Medizin und Gesellschaft sowie historische und aktuelle Bedingungen medizinischen Denkens und ärztlichen Handelns. In neuerer Zeit beschäftigt sich Labisch mit Wissenstransfer zwischen Europa und Ostasien[4] sowie der Geschichte der Malariabekämpfung.[5]

1997 wurde er als erster Kontinentaleuropäer zum Präsidenten der Society for the Social History of Medicine in London gewählt. Von 1997 bis 2000 war er Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik e.V. Im Jahr 2004 wurde Labisch zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt, seit 2010 ist er Obmann der Sektion 23 Medizin und Wissenschaftsgeschichte.[6]

Schriften (in Auswahl)

  • (mit Florian Tennstedt) Der Weg zum „Gesetz über die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens“ vom 3. Juli 1934. Entwicklungslinien und Entwicklungsmomente des staatlichen und kommunalen Gesundheitswesens in Deutschland, (= Schriftenreihe der Akademie für öffentliches Gesundheitswesen, 13, 1.2). Düsseldorf 1985, in 2 Teilbänden, ISSN 0172-2131.
  • (hg. mit Reinhard Spree) Medizinische Deutungsmacht im sozialen Wandel des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, Bonn 1989, 239 S., ISBN 3-88414-103-1.
  • Homo Hygienicus. Gesundheit und Medizin in der Neuzeit. Frankfurt a.M. 1992, ISBN 3-593-34528-5.
  • (hg. mit Reinhard Spree) Einen jedem Kranken in einem Hospitale sein eigenes Bett. Zur Sozialgeschichte des Allgemeinen Krankenhauses in Deutschland im 19. Jahrhundert. Frankfurt a.M. 1996, ISBN 3-593-35396-2.
  • (hg. mit Reinhard Spree) Krankenhaus-Report 19. Jahrhundert. Krankenhausträger, Krankenhausfinanzierung, Krankenhauspatienten. Frankfurt a.M. 2001, ISBN 3-593-36927-3.
  • (hg. mit Norbert Paul) Historizität: Erfahrung und Handeln, Geschichte und Medizin. Stuttgart 2003.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Alfons Labisch: Autonomie der Universität – ein Leitbild für die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. In: Der Rektor der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Hrsg.): Jahrbuch der Heinrich-Heine-Universität 2004, Düsseldorf 2005, S. 19–32.
  2. http://www.konfuzius-duesseldorf.de. Abgerufen am 01. Oktober 2011.
  3. Japanisches Generalkonsulat Düsseldorf. Abgerufen am 01. Oktober 2011.
  4. Alfons Labisch: Medical History in Germany today - a personal view. In: Shizu Sakai u.a. (Hrsg.): Transaction in Medicine & Heteronomous Modernization. Germany, Japan, Korea and Taiwan. Tokyo 2009, ISSN 1882-742X, S. 17–31.
  5. Alfons Labisch: Species Sanitation of Malaria in the Netherlands East Indies (1913 - 1942) - an example of applied medical history? In: Michael Quaterly. 7, 2010, Nr. 3, 296-306.
  6. Mitgliederverzeichnis Leopoldina. Abgerufen am 01. Oktober 2011.

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