Andrew Urdiales

Andrew Urdiales

Andrew Urdiales (* 4. Juni 1964 in Chicago, Illinois) ist ein US-amerikanischer Serienmörder.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Frühes Leben

Über Kindheit und Jugend von Andrew Urdiales ist wenig bekannt. Im Juni 1978, kurz vor seinem 14. Geburtstag, schlug er aus Wut mit einem Baseballschläger den Hund der Familie tot, und log gegenüber seinen Eltern, das Tier sei bei einem selbst verschuldeten Sturz tödlich verletzt worden. Nachdem er mit Erfolg die High School beendet hatte, trat Urdiales ins United States Marine Corps ein. Zwischen 1984 und 1991 war er so im Marine Corps Base Camp Pendleton (Kalifornien) stationiert. Hier genoss Urdiales eine Nahkampf- und Gefechtsausbildung, die er in weiterer Folge dazu benutzte, Menschen zu töten.

Mordserie

Den ersten Mord, den ihm die Behörden nachweisen konnten, beging Urdiales am Abend des 18. Januar 1986. Am Campus des Saddleback Community College in Mission Viejo lauerte er der 23-jährigen Kunststudentin Robbin Brandley auf. Ohne ersichtlichen Grund fügte er der wehrlosen Frau mit einem Messer 41 Stiche am ganzen Körper zu; Brandley verstarb noch an Ort und Stelle.

Zwei Jahre später, im Juli 1988 – das exakte Datum ist nicht bekannt – erschoss er mit seiner Pistole des Kalibertypus .45 ACP die 29 Jahre alte Prostituierte Julie McGhee. Ihren Leichnam fanden die Behörden in einem Graben in der Nähe der Stadt Cathedral City. Nur zwei Monate später, im September 1988, schlug Urdiales in San Diego zu. Hier forderte sein Amoklauf das Leben der 31-jährigen Prostituierten Mary Ann Wells, deren durch Pistolenkugeln durchbohrte Leiche Polizisten am 25. September 1988 in einer leerstehenden Lagerhalle vorfanden. Sein mittlerweile viertes Opfer, die erst 18-jährige Tammy Erwin, fand Urdiales am 17. April 1989 in Palm Springs ebenfalls am Straßenstrich.

Nach dem Mord an Erwin hatte Urdiales vorübergehend genug vom Morden. 1991 wurde er mit allen militärischen Ehren aus der Marine entlassen, und er zog zu seinen Eltern nach Chicago zurück. Doch bereits im September 1992 kam er durch einen Urlaub wieder nach Kalifornien.

Hier konnte ihm die 19 Jahre alte Jennifer Asbenson in letztem Augenblick entkommen. Sie stieg am 27. September zu Urdiales ins Auto, der ihr anbot, sie zu ihrem Arbeitsplatz mitzunehmen. Nach ihrer Schicht lauerte ihr Urdiales erneut auf und konnte sie wieder überreden, in sein Auto zu steigen. Plötzlich hatte Asbenson ein Messer an ihrer Kehle und wurde von Urdiales, nachdem er sie vergewaltigt, gefesselt und geknebelt hatte, in den Kofferraum des Mietwagens verfrachtet. Als Urdiales an einer Kreuzung halten musste, gelang es Asbenson, den Deckel des Kofferraums zu öffnen und im letzten Augenblick zu fliehen. Urdiales gab noch am selben Tag seinen Mietwagen zurück und flog nach Illinois zurück.

Drei Jahre beging Urdiales aus Furcht vor Entdeckung keinen Mord mehr. Als es ihn im März 1995 erneut nach Kalifornien verschlug, fiel er in Cathedral City über die 32-jährige Prostituierte Denise Maney her, zwang sie in sein Auto und fuhr mit ihr in die kalifornische Wüste. Hier erschoss er sie, entkleidete sie und überließ die Leiche den Aasfressern.

Urdiales hatte nun die Vermutung, dass er in Illinois und dessen Umgebung ebenso leicht Morde begehen könnte. Als Sicherherheitswache-beamter in einem Einkaufszentrum in Chicago genoss er unter Kunden aber auch in seiner familiären Umgebung großes Vertrauen. Dabei überquerte er auch die Staatengrenze, und beging so im April 1996 in Bloomington (Indiana) seinen nächsten Mord an der 25 Jahre alten Laura Ulyaki. Ihren Leichnam fand man am 14. April desselben Jahres im Wolf Lake, der in Cook County (Illinois) liegt. Am 14. Juli 1996 mussten die Polizisten den Leichnam der 21 Jahre alten Cassandra Corum in Livingston County aus dem Vermilion River bergen. Der Blutzoll, den Urdiales forderte, wurde am 2. August 1996 durch den Fund der Leiche von Lynn Huber (22), den man aus dem Wolf Lake barg, erhöht. Huber war vermutlich Urdiales' letztes Opfer.

Im Dezember 1996 wurde Urdiales von der Polizei verhaftet, da er keine ausreichende Waffenberechtigung besaß, wurde jedoch nach Bezahlung eines Geldbetrages rasch wieder auf freien Fuß gesetzt. Seinen letzten Mordversuch verübte Urdiales wenige Monate später, im April 1997. Hier konnte eine Prostituierte, die er mit einer Pistole bedroht und der Urdiales Handschellen anlegen wollte, schreiend aus seinem Fahrzeug entkommen.

Verhaftung und Verfahren

Andrew Urdiales' Freiheit endete am 23. April 1997, als die Polizei seine Waffe im Zusammenhang mit der Mordserie überprüfen wollte, und er deshalb aufs Polizeirevier gebracht wurde. Noch während die ballistischen Tests liefen, legte Urdiales zu aller Überraschung ein umfassendes Geständnis in allen Mordfällen ab. Die anschließenden Labortests unterstützten Urdiales' Geständnis und seine Beteiligung an den Mordfällen Laura Ulyaki, Cassandra Corum und Lynn Huber. In Zusammenarbeit mit der Polizei aus Kalifornien begannen die Strafverfolgungsbehörden von Illinois mit der Ausarbeitung der Anklageschrift. Dabei mussten sie feststellen, dass Urdiales kein rationales Motiv vorweisen konnte, und dass er angab, dass er erregt gewesen sei, als die Frauen um ihr Leben gebettelt hätten.

Im Vergleich zu anderen US-amerikanischen Prozessen wurde im Fall Andrew Urdiales relativ rasch vorgegangen. Bereits am 29. April 1997 wurde die Anklage gegen ihn erhoben. Allerdings verzögerten juristische und politische Debatten die Prozesseröffnung um vier Jahre. Dabei ging es um die Frage der Staatsanwaltschaft, ob Urdiales mit der Todesstrafe zu bestrafen sei. In jener Zeit wurde auch in Illinois darüber diskutiert, ob die Todesstrafe nicht gänzlich abzuschaffen sei. Erst am 30. April 2001 entschlossen sich die Staatsanwaltschaft und die Vertretung der Anklage, Urdiales im Fall einer Verurteilung mit der Todesstrafe zu bestrafen. Der Prozess gegen Urdiales wurde am 8. April 2002 eröffnet, und sollte die Mordfälle Laura Ulyaki und Lynn Huber zum Thema haben. Wegen beider Morde wurde Urdiales am 23 Mai 2002 von den Geschworenen Schuldig gesprochen, und sieben Tage später, am 30. Mai 2002, vom Gericht zum Tode verurteilt.

Der Fall Andrew Urdiales war juristisch gesehen abgeschlossen. Doch wurde er kurzzeitig zu einem Politikum. Auf Grund von Beweisen, die die Northwestern University von Illinois in einer Studie publiziert hatte, wonach Gefangene der Todeszelle nach neuesten Ergebnissen eigentlich unschuldig gewesen seien, und diese Unschuld im Fall einer Urteilsvollstreckung nie mehr anerkannt worden wäre, war nun der Gouverneur von Illinois, George Ryan, am Zug. Er verfügte am 11. Januar 2003, dass alle 167 Häftlinge, die in jener Zeit im Staat Illinois in der Todeszelle saßen, begnadigt werden, und die Urteile in Lebenslanger Haft umgewandelt werden sollten. Unter ihnen befand sich auch Andrew Urdiales.

Die Staatsanwälte waren empört, und kämpften gegen Ryans Entschluss an, allerdings ohne Erfolg. Um dennoch Ryans Urteil zu umgehen, und über Urdiales die Todesstrafe erneut zu verhängen, bereiteten sie den Prozess im Mordfall Cassandra Corum vor. Dieser wurde am 24. April 2004 eröffnet. Von seinem Verteidiger, Stephen Richards, ermutigt, änderte Urdiales seine Taktik, bekannte sich zwar Schuldig aber behauptete im selben Atemzug, er wäre „geisteskrank“. Der im Fall den Vorsitz führende Richter Harold Frobish maß dieser Beurteilung des Angeklagten keinen Wert bei, und verhängte am 10. Mai 2004 erneut die Todesstrafe.

Heute befindet sich Andrew Urdiales in der Todeszelle des Menard Correctional Center in Chester, Randolph County (Illinois). Ob es je zu einer Urteilsvollstreckung kommen wird, ist nicht sicher.

Quellen und weiterführende Literatur

  • Michael Newton: Die große Enzyklopädie der Serienmörder. 5. aktualisierte und erweiterte Auflage. Verlag für Sammler, Graz 2009, 534 Seiten, ISBN 978-3-85365-240-4.
  • Peter Murakami, Julia Murakami: Lexikon der Serienmörder. 450 Fallstudien einer pathologischen Tötungsart. Ullstein Tb, München März 2000, 639 Seiten, ISBN 3-548-35935-3.

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