Marianne Pirker

Marianne Pirker

Marianne Pirker (* 27. Januar 1717; † 10. November 1782 in Eschenau; auch Marianne Pyrker oder Anna Maria Pyrker) war eine deutsche Kammersängerin und Sopranistin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Marianne Pirker war eine gebürtige von Geyereck bzw. Geiereck. Sie heiratete im Jahre 1735 den österreichischen Geiger Joseph Franz Pirker. Von 1744 bis 1747 sang sie in Italien. 1747 wurde sie, gemeinsam mit ihrem Mann als erstem Geiger und Kapellmeister, an den Londoner Hof berufen. Christoph Willibald Gluck holte das Paar 1748 als Teil der Mingotti-Truppe an den königlichen Hof nach Kopenhagen. Dort lernte Pirker den württembergischen Herzog Carl Eugen kennen, der sie zu einem Vorsingen an den württembergischen Hof einlud. 1750 erhielt sie an Carl Eugens Hof ein festes Engagement als erste Solistin in der neu eingerichteten Oper im Neuen Lusthaus in Stuttgart. Joseph Franz Pirker wurde zwei Jahre später als Kapellmeister eingestellt. Das Ehepaar lebte dort mit seinen drei Töchtern, Marianne Pirker wurde in dieser Zeit eine enge Vertraute der Ehefrau Carl Eugens, der Herzogin Friederike.

Als es 1756 zu einer Krise innerhalb der herzöglichen Ehe kam, wurde Marianne Pirker vorgeworfen, der Herzogin von den außerehelichen Eskapaden ihres Mannes berichtet zu haben. Carl Eugen ließ das Ehepaar Pirker daraufhin ohne weitere Verhöre oder einen Prozess inhaftieren[1] und auf die Festung Hohenasperg bringen, wo sie acht Jahre lang in Einzelzellen einsaßen. Als das Paar 1764 auf ein Gnadengesuch Maria Theresias von Österreich aus der Haft entlassen wurde, hatte Marianne Pirker schwere Schäden an Körper und Geist erlitten und ihre Stimme verloren.

Das Ehepaar musste nach seiner Entlassung innerhalb von 24 Stunden Württemberg verlassen. In Eschenau fanden sie bei der Ortsherrschaft, der Familie von Killinger, zunächst Aufnahme im Eschenauer Schloss. Nach dem Tod des Schlossherrn Georg Friedrich von Killinger am 3. Juni 1766 zogen sie mit dessen Witwe Sophia nach Heilbronn in ein der Familie von Killinger gehörendes Haus. Sie verdienten ihren Lebensunterhalt mit Musikunterricht. Marianne Pirker starb am 10. November 1782 in Eschenau und wurde auf dem dortigen Friedhof begraben.

Rezeption

Der Schriftsteller Karl Müller veröffentlichte unter dem Pseudonym Otfrid Mylius 1869 einen historischen Roman namens Die Irre von Eschenau,[2] der an Marianne Pirkers Schicksal angelehnt ist.

Einzelnachweise

  1. Eleonora Kohler-Gehrig: Die Geschichte der Frauen im Recht. Fachhochschule Ludwigsburg, S. 3, abgerufen am 31.Dezember 2009 (PDF).
  2. Otfrid Mylius: Die Irre von Eschenau. Historischer Roman aus dem achtzehnten Jahrhundert in zwei Bänden. Vogler & Beinhauer, 1869 (Erster Band in der Google Buchsuche).

Literatur

  • Rudolf Krauß: Marianne Pirker. Ein deutsches Künstlerleben aus dem Zeitalter Herzog Karls. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. N.F. 12, Württembergische Kommission für Landesgeschichte, Stuttgart 1903, S. 257–283 (Internet Archive).
  • Monika Bergan: Ludwigsburger Frauenporträts. Hackenberg, Ludwigsburg 2006, ISBN 3-937280-12-X, Marianne Pirker, S. 18.
  • Richard Haidlen: Marianne Pirker. Sängerin, Gefangene Herzog Carl Eugens. In: Max Miller, Robert Uhland im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg (Hrsg.): Lebensbilder aus Schwaben und Franken. 10, 1966, S. 78–100.
  • Gernot Weber: Das 18. Jahrhundert – Eschenau im Zeitalter des Absolutismus. In: Obersulm. Sechs Dörfer – eine Gemeinde. Gemeinde Obersulm, Obersulm 1997, S. 198–223.
  • Karl Damian Achaz von Knoblauch zu Hatzbach: Pyrker, Anna Maria. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 26, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 787–790.

Rundfunk

  • radioZeitreisen auf Bayern 2 von Dorothea Keuler: Eine Sängerin wird zum Schweigen gebracht. Die Primadonna Marianne Pirker "verschwindet" auf dem Hohenasperg, ausgestrahlt am 4. Oktober 2009

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Pirker — ist der Familienname folgender Personen: Daniel Pirker (1986), österreichischer Fußballspieler Daniel Pirker (1990), österreichischer Fußballspieler Horst Pirker (* 1959), Vorstandsvorsitzender der Styria Media Group und Präsident der… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich August Weber — (* 24. Januar 1753 in Heilbronn; † 21. Januar 1806 ebenda) war Stadtarzt, Schriftsteller und Komponist. Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Werke (Auswahl) 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Elisabeth Fredericka Sophie of Brandenburg-Bayreuth — Elisabeth Fredericka Sophie of Brandenburg Bayreuth(b. Bayreuth, 30 August 1732 d. Bayreuth, 6 April 1780), was a German princess member of the House of Hohenzollern and by marriage Duchess of Württemberg. LifeShe was the first and only child of… …   Wikipedia

  • Elisabeth Friederike Sophie — von Brandenburg Bayreuth, Herzogin von Württemberg Prinzessin Elisabeth Friederike Sophie von Brandenburg Bayreuth (* 30. August 1732 in Bayreuth; † 6. April 1780 in Bayreuth) war Prinzessin von Brandenburg Bayreuth und Herzogin von Württemberg …   Deutsch Wikipedia

  • Elisabeth Friederike Sophie von Brandenburg-Bayreuth — Elisabeth Friederike Sophie von Brandenburg Bayreuth, Herzogin von Württemberg Prinzessin Elisabeth Friederike Sophie von Brandenburg Bayreuth (* 30. August 1732 in Bayreuth; † 6. April 1780 in Bayreuth) war Prinzessin von Brandenburg Bayreuth… …   Deutsch Wikipedia

  • Festung Hohenasperg — Historische Aufnahme der Festung Hohenasperg von 1950 Festung …   Deutsch Wikipedia

  • Obersulm — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Margravine Elisabeth Fredericka Sophie of Brandenburg-Bayreuth — Elisabeth Fredericka Sophie of Brandenburg Bayreuth Duchess of Württemberg Tenure 26 September 1748 – 6 April 1780 ( 1000000000000003100000031 years …   Wikipedia

  • Liste der Biografien/Pi — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Mitglieder des EU-Parlaments — Mitglieder des Europäischen Parlamentes 1. Wahlperiode (1979–1984) …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”