Anthrazitlagerstätte Doberlug-Kirchhain

Anthrazitlagerstätte Doberlug-Kirchhain

Die Anthrazitlagerstätte Doberlug-Kirchhain ist eine Steinkohlenlagerstätte in Südbrandenburg unmittelbar nordwestlich von Doberlug-Kirchhain. Sie wurde durch Bohrungen und den Schacht Kirchhain I zwischen 1926 und 1959 erkundet.

Inhaltsverzeichnis

Geologie

Makrostandort

Die Steinkohlenlagerstätte liegt in der Werenzhainer Mulde, die sich annähernd in Nordost-Südwest-Richtung auf eine Länge von rund 13 Kilometer erstreckt. In Höhe des Ortsteils Kirchhain erreicht die Mulde ihre größte Breite von etwa 5 Kilometern. Im Nordwesten wird die Werenzhainer Mulde durch den rheinisch streichenden (NNO-SSW) Dübrichener Sattel[1] begrenzt, im Norden stellt eine Ost-West-streichende Verwerfung die Begrenzung dar.

Stratigraphie

Die flözführenden Kirchhainer und Finsterwalder und Doberluger Schichten gehören dem Unterkarbon an. Die Kirchhainer Schichten bestehen aus Tonschiefer und Kohleflözen und liegen auf den Finsterwalder und Doberluger Schichten auf. Diese bestehen aus Grauwacken, Kohlenkalken und ebenfalls aus Tonschiefern; das Liegende der Finsterwalder und Doberluger Schichten bildet das Kambrium (Mittelkambrium). Die Finsterwalder und Doberluger Schichten weisen nur eine unbedeutende Flözführung auf. Das Hangende der Kirchhainer wird durch die Werenzhainer Schichten gebildet, die hauptsächlich aus Konglomeraten bestehen.

Insgesamt sind in der Lagerstätte Doberlug-Kirchhain 19 Flöze in unterschiedlicher Mächtigkeit und Ausdehnung ausgebildet. Die Flözmächtigkeiten reichen von wenigen Zentimetern bis zu 2 Metern. 11 Flöze sind als Brandschiefer mit einem Glührückstand von bis zu 65% ausgeprägt und daher nicht bauwürdig.

Tektonik

Die Schichtfolgen werden als „im Allgemeinen flach“ lagernd beschrieben, ihr Einfallen beträgt etwa 10°. Die Lagerstätte streicht annähernd Ost-West und ist durch mehrere, flach erzgebirgisch (ENE-WSW) streichende und mitunter bis ins Deckgebirge reichende Störungen gekennzeichnet. Östlich von Kirchhain verlaufen zwei flach herzynisch (NNW-SSE) streichende Störungen, die vom Südrand der Lagerstätte bis ca. 3/4 ihrer Erstreckung in nördlicher Richtung reichen und dadurch die Lagerstätte in einen höhergelegenen östlichen und einen tieferliegenden westlichen Bereich teilen. Die Störungen stellen Grundwasserleiter dar; infolgedessen ergibt sich eine komplizierte hydrogeologische Situation.

Geschichte

Untersuchung

Bohrungen

Bei Erkundungsbohrungen der Braunkohlegruben Hansa in Tröbitz und Pauline um 1880 wurden Anthrazitfunde bekannt, denen aber nicht nachgegangen wurde. Erst 1926, als ein Brunnen für die Kirchhainer Brauerei Kühne angelegt wurde, stieß man in 60 Meter Tiefe wiederum auf Anthrazit. Nun wurden 8 Sondierungsbohrungen, die zwischen 200 und 800 Meter Teufe erreichten, niedergebracht. Über die wirklichen Lagerungsverhältnisse jedoch kamen keine Ergebnisse zustande, steckte doch die Kernbohrtechnik noch in den Anfängen. 1939 wurden noch 2 Bohrungen niedergebracht, danach wurden kriegsbedingt alle Aktivitäten an dem Anthrazitfeld eingestellt.

Bergmännische Untersuchung

Insgesamt wurden über 120 Tiefbohrungen bis zu 700 m Teufe niedergebracht. Man schätzte die Vorräte auf 100 Millionen Tonnen, wovon etwa 60 Millionen Tonnen abbaubar sein müssten. Um genauere Erkenntnisse über die Lagerstätte zu gewinnen, wurde am 28. Januar 1947 der Untersuchungsschacht Kirchhain I genehmigt. Im Mai begannen die Vorarbeiten an den Tagesanlagen und dem Gleisanschluss.

Mit dem SMAD-Befehl 323 begann nach Kriegsende die Suche nach Bergleuten unter den Heimatvertriebenen aus Schlesien. Aufgrund anstehender Wasserschichten und zum Fließen neigenden Sandes musste das erste Drittel des Schachtes im Gefrierverfahren abgeteuft werden. Dies kostete Zeit, aber die Teufe des Gefrierteils ging problemlos vonstatten.

Der Schacht hat einen lichten Durchmesser von 6,20 Meter, der Schachtausbau besteht aus 75 Zentimeter Klinkermauerwerk und 30 Zentimeter Hinterfüllbeton. Nach dem komplizierten Einbringen des oberen Mauerfußes wurde die Gefrieranlage abgeschaltet. Die Wasserzuflüsse waren zunächst mit den alten Pumpen beherrschbar und es konnte problemlos bis 237 Meter geteuft werden. Das nunmehr auftauende obere Drittel des gefrorenen Erdreichs brachte zusätzlich gravierende Wasserzuflüsse, aber man kam immerhin bis 329 Meter, als sich ein Wassereinbruch ereignete. Der Wassereinbruch hatte eine Schüttung von 1400 l/min, was die Kapazität der alten Pumpen überschritt, so dass der Schacht zum Teil geflutet wurde. Damit ging kurzzeitig das Austrocknen aller größeren Gewässer und tiefen Brunnen im Umkreis von 10 Kilometern einher.

Durch den Einsatz einer leistungsstärkeren Pumpe konnte das Problem beseitigt werden. Nach 5½ Jahren seit Teufbeginn war der Schacht mit einer Endteufe von 428,8 Metern fertiggestellt. Auf dem Niveau der -407-m-Sohle konnte so ein 1147 Meter langer Querschlag in Richtung Norden aufgefahren und die Anthrazitschichten untersucht werden. Zusätzlich wurden vom Querschlag bis zu 300 m lange Untersuchungsstrecken im Streichen aufgefahren.

Vorratsberechnung

Man fand 19 Flözpartien mit unterschiedlicher örtlicher Ausbreitung und einer Mächtigkeit von bis zu 2 Metern. Bilanzwürdig waren 7 – auf 9 bis 10 Flözbänke verteilte – Flöze. Der 1960 bilanzierte Anthrazitkohlenvorrat beträgt 70.000.000 Tonnen auf einer Fläche 27 Quadratkilometern. Bauwürdig sind die Flöze 12, 13, und 15 mit rund 90% des Gesamtvorrates.

Abbau

Der nachfolgende Abbau der Steinkohlenlagerstätte erwies sich als zu aufwändig. Die Untersuchungen wurde 1959 eingestellt. Mit dem Abbau der Wasserhaltungsanlagen begann die Flutung des Schachtes.

Neubewertung 2007

Im Zuge der Neubewertung der brandenburgischen Rohstoffvorkommen wurde 2007 durch das LBGR die Monographie „Tiefliegende Lagerstätten“ verfasst, in der vorhandene Erkenntnisse zu Rohstoffvorkommen zusammengefasst und z.T. neu interpretiert wurden.

Nachnutzung des Areals

Das Objekt wurde nach Einstellung der Arbeiten als Kaserne der Nationalen Volksarmee genutzt. Nach der Wendezeit war es als Lausitzkaserne Standort des Fallschirmjägerbataillons 373 der Bundeswehr, welches 2007 verlegt wurde. Die Anlagen sind seither wieder zu zivilen Zwecken freigegeben.[2]

Einzelnachweise

  1. Franke, Dietrich (2010): Regionale Geologie von Ostdeutschland – Ein Wörterbuch. – Website www.regionalgeologie-ost.de
  2. Konversion der ehemaligen Lausitzkaserne - Webseite www.gku-se.de

Literatur

  • Die Anthrazit-Lagerstätte Doberlug-Kirchhain. In: Tiefliegende Lagerstätten. Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe (LBGR) Brandenburg, 2007–07-18, S. 5–7, archiviert vom Original, abgerufen am 29. Juli 2010 (PDF, 1,23 MB, deutsch).
  • Rudolf Daber: Die Mittel-Visé-Flora der Tiefbohrungen von Doberlug-Kirchhain. In: Zeitschrift Geologie, Akademie-Verlag Berlin, 1959, Jahrgang 8, Beiheft 26, S. 1-83.
  • Rammler/Gehrmann: Versuche zur Brikettierung von Anthrazit des Vorkommens Doberlug-Kirchhain mit Bindemitteln. In: Freiberger Forschungshefte, A 279
  • Brikettierung-Technische Brennstoffverwertung. VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1965.
  • Hans Jürgen Rösler, Werner Pählchen, Waltraud Ossenkopf, Peter Taubert: Die Kohlentonsteine aus den Steinkohlenbecken von Zwickau-Oelsnitz, Freital-Döhlen (bei Dresden) und Doberlug. C 211 Mineralogie - Lagerstättenlehre. VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1967.
  • H-G. Procopius in „Finsterwalder Heimatkalender“, Heft 16, 1997

Weblinks

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