KZ-Außenlager Gunskirchen

KZ-Außenlager Gunskirchen

Das KZ-Außenlager Gunskirchen, auch KZ Gunskirchen genannt (im NS-Jargon waren andere Bezeichnungen für das Lager auch „Wels“, „Wels I“, „Notbehelfsheimbau“ und „SS-Arbeitslager Gunskirchen“.[1]), wurde Ende 1944 in Oberösterreich an der Gemeindegrenze zwischen Gunskirchen und Edt bei Lambach als Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen aufgebaut. In diesem Lager wurden ab Ende März 1945 vor allem ungarische Juden notdürftig untergebracht, die dort massenhaft verstarben.

Davon unabhängig gab es zwischen dem 25. März bis zum 13. April 1945 ein Lager „Wels II“, aus dem 2000 Häftlinge vom KZ Mauthausen und dem Außenlager Ebensee zu Aufräumungsarbeiten am Bahnhof eingesetzt waren.[2]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erste Hinweise auf das Lager im unberührten Waldgelände liegen für den 27. Dezember 1944 vor; damals waren rund 400 Häftlinge beim Aufbau des Außenlagers beschäftigt. Diese Häftlinge waren zunächst in einem ehemaligen Schulgebäude in der Ortschaft Gunskirchen untergebracht. Eine umstrittene Angabe bezeichnet den 12. März 1945 als Termin der „Einrichtung des Lagers“ im Wald.[3] Dieses Lager wurde zum Auffanglager für ungarische Häftlinge, die zuvor beim Bau eines Südostwalles an der Grenze zu Ungarn eingesetzt waren, nach Mauthausen „evakuiert“ wurden und dort notdürftig in Zelten untergekommen waren.

In drei Gruppen verließen diese Häftlinge - darunter auch Frauen und Kinder - das Hauptlager zwischen dem 16. und 28. April 1945. Für die geschwächten Häftlinge wurden diese Fußmärsche zu Todesmärschen. Zahlreiche Menschen starben unterwegs oder wurden von den Wachmannschaften erschossen. Die provisorischen Baracken waren bald völlig überfüllt. In den letzten Tagen vor der Befreiung brach die Versorgung zusammen; täglich verstarben im Lager 150 Menschen. Die Toten wurden in Massengräbern verscharrt, einige blieben im Lager liegen.

Befreiung

Der SS-Hauptsturmführer Karl Schulz gab am 3. Mai 1945 bekannt, dass er das Lager den Amerikanern übergeben wolle. Noch am selben Tag erreichten Mitarbeiter des Internationalen Roten Kreuzes das Lager und versuchten, eine Versorgung sicherzustellen. Am 4./5. Mai 1945 erreichte die US-Army das Lager und traf 15.000 entkräftete Häftlinge an, von denen später noch mehr als 1.000 verstarben. Nach ersten amerikanischen Schätzungen befanden sich 3.000 Tote in Massengräbern oder noch unbeerdigt im Lager. Andere Schätzungen gingen 1946 von 4.500 Leichen aus.[4]

Aufarbeitung und Gedenken

1979 wurden 1227 Tote aus Massengräbern exhumiert und in der Gedenkstätte Mauthausen beigesetzt. Ein Gedenkstein im Wald bei Gunskirchen trägt die Inschrift: „Am 4. Mai 1945 an diesem Ort wurde von der 71. Infanterie Division der Armee der Vereinigten Staaten das Konzentrationslager Gunskirchen entdeckt und befreit.“

1982 wurde an der Bundesstraße 1 ein Denkmal errichtet.[5]

Literatur

  • Doris Fath-Gottinger: Die Ungarischen Juden auf ihrem Todesmarsch in das KZ Gunskirchen. Univ., Diss., Linz 2004, (nicht eingesehen)
  • Florian Freund: Gunskirchen (Wels I). In: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 4: Flossenbürg, Mauthausen, Ravensbrück. München 2006, ISBN 3-406-52964-X, S. 368–370.
  • Ernö Lazarovits: Mein Weg durch die Hölle. Ein Überlebender erzählt vom Todesmarsch. Aus dem Ungarischen übersetzt von Ingrid Hauseder. Mit zeitgeschichtlichen Beiträgen von Heimo Halbrainer. Steinmassl, Grünbach 2009, ISBN 978-3-902427-65-6, (Edition Geschichte der Heimat).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Florian Freund: Gunskirchen (Wels I) In: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 4, München 2006, ISBN 978-3-406-52964-1, S. 368.
  2. Florian Freund: Wels II. In: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 4, München 2006, ISBN 978-3-406-52964-1, S. 444f.
  3. Florian Freund: Gunskirchen (Wels I). S. 368 sowie Anm. 1.
  4. Land Oberösterreich: Chronik 1946
  5. Land Oberösterreich: Gedenkstätte KZ-Außenlager Gunskirchen
48.11666666666713.933333333333

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Liste der Außenlager des KZ Mauthausen — Die Liste der Außenlager des KZ Mauthausen gibt einen Überblick über die zahlreichen Nebenlager des KZ Mauthausen. Inhaltsverzeichnis 1 Karte 2 Tabelle 3 Ursprüngliche Tabelle 4 Weitere Einzelheiten …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Außenlager des KZ Mittelbau — In der Liste der Außenlager des KZ Mittelbau sind die Außenlager des Stammlagers Mittelbau aufgeführt. Das Arbeitslager Dora war nach seiner Einrichtung am 28. August 1943 zunächst Außenlager des KZ Buchenwald. Ab Anfang Oktober 1944 firmierte… …   Deutsch Wikipedia

  • KZ Gunskirchen — Das Konzentrationslager Gunskirchen wurde 1942 in Oberösterreich an der Gemeindegrenze zwischen Gunskirchen und Edt bei Lambach als Nebenlager vom Konzentrationslager Mauthausen errichtet, in dem vor allem ungarische Juden interniert und… …   Deutsch Wikipedia

  • Konzentrationslager Gunskirchen — Das Konzentrationslager Gunskirchen wurde 1942 in Oberösterreich an der Gemeindegrenze zwischen Gunskirchen und Edt bei Lambach als Nebenlager vom Konzentrationslager Mauthausen errichtet, in dem vor allem ungarische Juden interniert und… …   Deutsch Wikipedia

  • Filip Müller — (* 3. Januar 1922[1] in Sereď, Tschechoslowakei) ist slowakischer Überlebender des Sonderkommandos im KZ Auschwitz Birkenau, der die Massenvernichtung in den Krematorien und Gaskammern des Lagers miterlebt und diese dann später in seinem Buch… …   Deutsch Wikipedia

  • Lichtenegg (Gemeinde Wels) — Wappen Karte …   Deutsch Wikipedia

  • Obereisenfeld — Wappen Karte …   Deutsch Wikipedia

  • Ovilava — Wappen Karte …   Deutsch Wikipedia

  • Ovilavis — Wappen Karte …   Deutsch Wikipedia

  • Pernau (Gemeinde Wels) — Wappen Karte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”