Otto von Bolschwing

Otto von Bolschwing

Otto Albrecht Alfred von Bolschwing (* 15. Oktober 1909 in Schönbruch, Landkreis Bartenstein, Ostpreußen; † 7. März 1982 in Sacramento, Kalifornien, USA)[1] war ein deutscher SS-Hauptsturmführer im Sicherheitsdienst des Reichsführers-SS (SD) und nach dem Zweiten Weltkrieg hochrangiger Geheimagent des Central Intelligence Agency (CIA) in Europa.

Leben

Bolschwing entstammte einem Zweig des Adelsgeschlechts von Bodelschwingh und war von Beruf Kaufmann. Seit 1932 war er Mitglied der NSDAP und während der Zeit des Nationalsozialismus zunächst als V-Mann des SD in Palästina bis zu seiner Ausweisung 1936 eingesetzt. Danach war er Adjutant von Adolf Eichmann und arbeitete an Programmen zur „Endlösung der Judenfrage“ mit. 1937 stellte in einer Denkschrift zur Auswanderung fest: “Das wirksamste Mittel, um den Juden das Sicherheitsgefühl zu nehmen, ist der Volkszorn, der sich in Ausschreitungen ergeht. Trotzdem diese Methode illegal ist, hat sie, wie der ‘Kurfürstendamm-Krawall’ zeigte, langanhaltend gewirkt.”[2] Später wurde Bolschwing Vertreter des SD in Bukarest (Rumänien), wo er an einem antijüdischen Pogrom beteiligt war. Am 30. Januar 1941 wurde er zum SS-Hauptsturmführer befördert.

Noch vor Kriegsende wurde Bolschwing 1945 von der amerikanischen Geheimdienstorganisation Counter Intelligence Corps (CIC), der Gegenspionageabteilung des Armee-Geheimdienstes, angeworben, die später in die neu gegründete CIA überging. Für die CIA wurde er einer der hochrangigsten Geheimagenten in Europa.[3] Im Jahr 1949 wurde Bolschwing in die Dienste des unter CIA-Obhut gegründeten deutschen Geheimdienstes Organisation Gehlen übergeben. Er mobilisierte alte Kontakte in Italien, um die Geschehnisse im griechischen Bürgerkrieg (1946–1949) besser kontrollieren zu können und warnte die CIA und die Organisation Gehlen vor möglicher Unterwanderung durch kommunistische Agenten. 1954 war er Reinhard Gehlens Vertreter in den USA.

Bolschwing wurde 1969 Präsident der kalifornischen Hightechfirma „Trans-International Computer Investment Corporation“ in Sacramento, die unmittelbar an geheimen Rüstungsaufträgen des Pentagon beteiligt ist.

Erst 1979 leiteten US-Behörden Untersuchungen über seine Vergangenheit ein (Aktenzeichen: US District Court, Eastern District of California; Civil Action No. 81-308 MLS), wodurch sein biografischer Werdegang öffentlich bekannt wurde. Zunächst verzögert wegen der Verschlechterung seines Gesundheitszustandes, wurde das Verfahren nach seinem Tod eingestellt.[4]

Einzelnachweise

  1. OTTO VON BOLSCHWING; EX-CAPTAIN IN NAZI SS, in: New York Times vom 10. März 1982
  2. Michael Wildt im blog HU-Berlin (Zugriff am 12. Februar 2011)
  3. Klaus Eichner, Gotthold Schramm (Hrsg.): Angriff und Abwehr. Die deutschen Geheimdienste nach 1945, Seite 170, Edition Ost, 2007, ISBN 3-360-01082-5 (Auszug)
  4. Theodor Venus, Alexandra-Eileen Wenck: Die Entziehung jüdischen Vermögens im Rahmen der Aktion Gildemeester. Eine empirische Studie über Organisation, Form und Wandel von "Arisierung" und jüdischer Auswanderung in Österreich 1938–1941, Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission: Vermögensentzug während der NS-Zeit sowie Rückstellungen und Entschädigungen seit 1945 in Österreich, Band 20, Seite 45, Verlag Oldenbourg, 2004, ISBN 3-7029-0496-4 (Auszug)

Weblinks


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