Burgstall Alter Rothenberg

Burgstall Alter Rothenberg
Burgstall Alter Rothenberg
Bild 1: Wallgraben des Burgstalls Alter Rothenberg

Bild 1: Wallgraben des Burgstalls Alter Rothenberg

Entstehungszeit: um 1200
Burgentyp: Zweiteilige Höhenburg in Gipfellage
Erhaltungszustand: Burgstall
Ständische Stellung: Reichsministeriale
Bauweise: Unbekannt
Ort: Simmelsdorf-Lochhof
Geographische Lage 49° 34′ 46,6″ N, 11° 19′ 30,3″ O49.57961811.325086505.9Koordinaten: 49° 34′ 46,6″ N, 11° 19′ 30,3″ O
Höhe: 505,9 m ü. NN
Burgstall Alter Rothenberg (Bayern)
Burgstall Alter Rothenberg

Der Burgstall Alter Rothenberg ist eine ehemalige hochmittelalterliche Adelsburg, die über der Einöde Lochhof auf dem gleichnamigen Alten Rotenberg, auch Reisberg genannt, in der Gemeinde Simmelsdorf im mittelfränkischen Landkreis Nürnberger Land in Bayern, Deutschland liegt. Die Burg ist heute fast vollkommen abgegangen, nur noch sehr wenige Reste zeugen von ihr.

Der Burgstall ist jederzeit frei zugänglich.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Bild 2: Der Alte Rotenberg aus südöstlicher Richtung über dem Markt Schnaittach. Am Fuß des Berges ist der Lochhof zu erkennen.

Die ehemalige Burganlage befindet sich im Westteil der Fränkischen Alb auf der 505,3 m ü. NN hohen Kuppe des Alten Rotenberges, der auch als Reisberg bezeichnet wird [1]. Der Alte Rotenberg liegt am Südende einer sich von Nord nach Süd ziehenden kleinen Hügelkette, die an der Westseite vom Tal des Röttenbaches und östlich von Tal der Schaittach begrenzt wird. Der Burgstall liegt circa 150 Meter über dem Tal und etwa 640 Meter nordordwestlich der Einöde Lochhof oder 2500 Meter nordnordwestlich der katholischen Pfarrkirche Sankt Kunigund in Schnaittach.

In der Nähe befinden sich noch weitere ehemalige mittelalterliche Burgen: wenige Kilometer nordnordöstlich der Burgstall auf dem Hienberg über dem Rampertshof, und etwas weiter in ostnordöstlicher Richtung die Burgruine Osternohe über der gleichnamigen Ortschaft. Auch die Festung Rothenberg über Schnaittach, an deren Stelle sich vermutlich ein Nachfolgebau der Burg auf dem Alten Rothenberg befand, liegt etwa 3,8 Kilometer in südöstlicher Richtung. Nordwestlich befindet sich der Burgstall Hainburg [2] auf dem 507 Meter hohen Küheberg über Igensdorf.

Geschichte der Burg

Man vermutete, dass es sich bei den Befestigungsresten auf der Kuppe des Alten Rotenberges um eine vorgeschichtliche Wallanlage handelte, bis im Jahr 1935 bei einer Ausgrabung durch Metall- und Keramikfunde eine Besiedlung um das Jahr 1200 nachgewiesen werden konnte.

Der Name Rothenberg geht vermutlich auf die rötliche Färbung des hier anstehenden Eisensandstein zurück, könnte sich aber auch auf „Gerodeter Berg“ beziehen. Bei dem nahen Lochhof (Bild 2) handelt es sich wahrscheinlich um den Wirtschaftshof der mittelalterlichen Burg.

1254 nannte sich das Reichsministerialengeschlecht von Hiltpoltstein, das sich auch nach der Burg Lauf benannte, erstmals mit Hilteboldus de Rotenberge nach der Burg. Sie erbauten ihre freieigene Burg vermutlich in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts [3]. Der Grundbesitz auf dem die Burg stand, lag aber in Händen des Hochstifts Bamberg, über den die Staufer über ihre Untervögte die Vogtei ausübten. Möglicherweise nutzten die Rotenberger die Schwäche des Königtums nach 1241/50 zum Bau einer eigenen Anlage, sie nannten sich ja erstmals zu Beginn des Interregnums nach der Burg [4]. Die Familie erscheint letztmals 1285 in den Urkunden, sie ist zwischen 1285 und 1289 erloschen.

Die Burg kam dann durch die Ehe einer Tochter des Hiltpold an die Herren von Wildenstein, die ihren namensgebenden Stammsitz bei Dietfurt an der Altmühl hatten. Die herzoglich–bayerischen Ministerialen saßen mit Dietrich I. von Wildenstein und seinen Söhnen ab 1298 auf der Burg Rotenberg, und übernahmen auch das Wappen der Hiltpoltsteiner. Heinrich IV. von Wildenstein von dem Rotenberge stand 1297 im Dienst Herzog Rudolphs von Bayern.

Anfang des 14. Jahrhunderts wurde Burg Rotenberg zerstört, worauf archäologisch nachgewiesene Brandschichten hindeuten. Diese Zerstörung könnte mit der Fehde zwischen Graf Gebhard VII. von Hirschberg, des Grafen von Öttingen und König Albrecht gegen den bayerischen Herzog, in dem 1301 zahlreiche Burgen vernichtet wurden, in Zusammenhang stehen [5].

Zwischen den Jahren um 1280 und 1316 wird das castrum Rotenberge in Bamberger Nekrologen noch erwähnt, danach wurde die Burg Rotenberg endgültig zerstört oder aufgelassen [6]. 1350 wird bei einer Ortsbezeichnung (Weygenheimstorf pei dem Rotenperg) nur noch der Rotenberg erwähnt, ab 1366 wird selbst der Rotenberg als Reisberg (Weygenstorf unter dem Reisberg) bezeichnet.

Der Grund für die Aufgabe der Burg auf dem Alten Rotenberg war der Neubau einer Burg auf dem wenig östlich gelegenen „neuen“ Rothenberg um das Jahr 1330, an der Stelle an der sich die heutige Festung Rothenberg befindet.

Heute ist die Stelle der ehemaligen Burg dicht bewaldet, erhalten ist nur der Abschnittsgraben zwischen Vor- und Hauptburg, der Umfassungsgraben der Hauptburg und stellenweise der stark verschliffene Graben der Vorburg. Ein Wanderweg führt heute direkt durch den Abschnittsgraben.

Das vom bayerischen Landesamt für Denkmalpflege als „Mittelalterlicher Burgstall“ erfasste Bodendenkmal trägt die Denkmalnummer D-5-6433-0172 [7].

Beschreibung des Burgstalls

Die ehemalige Höhenburg befindet sich auf der höchsten Stelle des Alten Rotenberges (Bild 2), einer flachen und ovalförmigen Kuppe, die bis auf die leicht abfallende nordwestliche Seite steil und tief zum Tal hin abfällt.

Die Fläche dieser relativ großen Gipfelburg ist von ovaler Form und hat eine Länge von etwa 220 Meter und eine größte Breite von 100 Metern. Diese Maße waren vermutlich auch der Grund zur Annahme einer vorgeschichtlichen Anlage. Sie teilt sich in eine Vorburg und in eine etwa gleichgroße Hauptburg, die von einem gemeinsamen Ringgraben mit teilweisem Aussenwall umgeben wird [8].

Die Vorburg lag vermutlich an der weniger steil abfallenden Westseite, der Ringgraben der sie einst Schützte ist heute stark verschliffen und nur noch an ihrer Südseite erkennbar (Bild 3 und 4). An der Nordseite deutet eine Terrasse die Fortsetzung des Grabens an. Die Ostseite der Vorburg wird auf der gesamten Breite von einem Graben zwischen Vor- und Hauptburg begrenzt. Ihr Plateau hat eine etwa trapezförmige Fläche mit den Maßen von etwa 100 mal 80 Metern. Der Zugang zur Burg lag vermutlich an der Südseite [9]. Bebauungspuren sind bis auf einen kleinen 5 mal 3 Meter messenden rechteckigen Hügel am Graben zur Hauptburg nicht mehr sichtbar.

Zwischen der Vorburg und der etwa gleichgroßen Hauptburg befindet sich ein etwa 6 Meter tiefer und an seiner Oberseite noch 10 bis 12 Meter breiter Abschnittsgraben (Bild 5), der gerade von Nord nach Süd verläuft. Die Grabensohle ist an den beiden Enden heute noch 4 bis 4 Meter breit [10], die Mitte des Grabens ist durch einen Erdrutsch stark verengt. Am östlichen und vor allem am nördlichen Grabenende hat sich ein je ein großer Abraumhügel erhalten, der nördliche springt noch etwa 20 Meter bastionsartig aus dem hier steil abfallenden Hang hervor, und fällt dann ebenfalls sehr steil zum Tal hin ab (Bild 6).

Auf der durch steilen Abfall des Geländes besser geschützten Ostseite lag vermutlich der Bereich der Hauptburg. Die unregelmäßig oval geformte und unebene, teiles mit kleineren Mulden und Erdhügeln durchsetzte Oberfläche hat eine größte Länge von 100 Metern von Nord nach Süd, und eine größte Breite von etwa 80 Meter. Ihre Westseite wurde durch den Abschnittsgraben geschützt, die drei restlichen Seiten umzieht ein ausgeprägter Ringgraben mit Aussenwall (Bild 1 und 7). Der einzige Rest der ehemaligen Bebauung ist ein etwa 30 Meter langer Wall, der noch ungefähr einen Meter hoch und 5 Meter breit ist, und sich am westlichen Rand der Hauptburg unmittelbar am Abschnittsgraben entlang zieht. Vermutlich verlief der Zugang zur Hauptburg über eine Brücke über den Abschnittsgraben [11]. Der Ringgraben mit Aussenwall zog sich, mehrfach gebogen und durch Waldfuhren unterbrochen um die Hauptburg, und hat noch eine Breite von 4 bis maximal 8 Meter und eine Tiefe von ein bis drei Meter. Wallschnitte ergaben keine Hinweise auf Ein- oder Aufbauten aus Holz oder Stein, nur eine zweistufige Erdbrustwehr an der Innenseite des Walls wurde festgestellt.

Da im Bereich der Burganlage nur geringe Fundamentreste gefunden wurden, schlossen die Ausgräber 1935 auf „Gebäude aus Holz, möglicherweise vielleicht mit Steinfundamenten“ [12].

Bilder des Burgstalls

Literatur

  • Alfried Wieczorek (Hrsg.): Ausflüge zu Archäologie, Geschichte und Kultur in Deutschland, Band 52: Nürnberg und Nürnberger Land – Ausflugsziele zwischen Pegnitz und Fränkischer Alb. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8062-2368-2, S. 224-226;
  • Robert Giersch, Andreas Schlunk, Berthold Frhr. von Haller: Burgen und Herrensitze in der Nürnberger Landschaft. Herausgegeben von der Altnürnberger Landschaft e.V., Lauf an der Pegnitz 2006, ISBN 978-3-00-020677-1, S. 28-29;
  • Walter Heinz: Ehemalige Burgen im Umkreis des Rothenbergs – Eine Auswahl, 1. Teil: Von Schnaittach bis Wildenfels (Vom Rothenberg und seinem Umkreis, Heft 15/1). Herausgegeben vom Heimatverein Schnaittach e. V., Schnaittach 1992, S. 1-6;
  • Horst Wolfgang Böhme (Hrsg.): Die Salier – Burgen der Salierzeit, Teil 2: In den südlichen Landschaften des Reiches. 3. Auflage, Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1992, ISBN 3-7995-4134-9, S. 194ff;

Weblinks

 Commons: Burgstall Alter Rothenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Topographische Karte 1:25000, Blatt 6533 Lauf a. d. Pegnitz
  2. Burgstall Hainburg auf der Seite des BLfD
    Über den Burgstall siehe: Hellmut Kunstmann: Mitteilungen der Altnürnberger Landschaft. Dezember 1953, 2.Jahrgang Heft 3, S. 14-19.
  3. Heinz 1992, S. 2.
  4. Robert Giersch, Andreas Schlunk, Berthold Frhr. von Haller 2006, S.28ff.
  5. Alfried Wieczorek 2010, S. 225.
  6. Robert Giersch, Andreas Schlunk, Berthold Frhr. von Haller 2006, S.29.
  7. Burgstall Alter Rothenberg auf der Seite des BLfD
  8. Grundriss des Burgstalls Alter Rothenberg
  9. Heinz 1992, S. 4.
  10. Heinz 1992, S. 4.
  11. Heinz 1992, S. 4.
  12. Robert Giersch, Andreas Schlunk, Berthold Frhr. von Haller 2006, S.28ff.

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