Burgwall Lossow

Burgwall Lossow

Der Burgwall Lossow bezeichnet den archäologischen Fundplatz eines ehemaligen slawischen Burgwalls im heutigen Lossow, einem Ortsteil der kreisfreien Stadt Frankfurt (Oder). Er ist in der Bodendenkmalliste Brandenburg gelistet.[1]

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Anlage befindet sich sieben Kilometer südlich von Frankfurt (Oder). Sie liegt westlich der Oder. Im Norden und Westen ist der innere Bereich durch eine Holz-Erde-Mauer in sechs Meter Höhe, im Osten zur Oder hin durch die Steile Wand, ein Naturdenkmal im Berliner Urstromtal, und im Süden durch ein natürliches Tal geschützt. Die heute messende Befestigung des Walls nimmt eine Fläche von 4,8 Hektar ein.

Burgwall

Die Geschichte der Burg beginnt mit der Ansiedlung vorslawischer Stämme der Bronzezeit im 12. Jahrhundert v. Chr. als befestigte Siedlung oberhalb der Steilen Wand, einer natürlichen Hochfläche des westlichen Oderlaufs.

Vermutlich begann der Bau des Burgwalls im 10. Jahrhundert v. Chr. Dies belegen Grabungen von technischen Anlagen zur Keramikherstellung. Bruchstückteile von Gussformen zeugen von handwerklicher Tätigkeit der Bronzeverarbeitung; Reste von Haus- und Wildtieren, Fischen und Pflanzen geben Auskunft über die Ernährungsgewohnheiten. Die Burg beherbergte bis zu 1800 Menschen.

In der frühen Eisenzeit, 800–600 v. Chr., besiedelte die sogenannte Göritzer Gruppe das Gebiet, welches sich zum heiligen Zentrum, in dem Kult -und Opferhandlungen stattfanden, entwickelte.[2] Der Burgwall wurde im 6. Jahrhundert v. Chr. aufgegeben, bis Slawen das Gebiet wieder bevölkerten. Im 8. Jahrhundert erfolgte der Wiederaufbau der Burg, die jedoch im 10. Jahrhundert abbrannte.[3]

1844 wurden beim Bau der Eisenbahnstrecke Berlin–Breslau archäologische Funde bekannt.[4] Im Jahre 1898 begann die wissenschaftliche Erforschung des Burgwalls durch den Historischen Verein Frankfurt (Oder). Weitere Ausgrabungen im Auftrag des Berliner Völkerkundemuseums erfolgten 1909 und 1919.[5] Die Arbeiten wurden auf Grund der vorherrschenden Krise und Inflation unterbrochen und konnten erst ab 1926 unter Leitung von Wilhelm Unverzagt fortgeführt werden. Zu Tage gebracht wurden 60 Opferschächte in bis zu acht Metern Tiefe, in denen sich Gefäße, Schmuck, Waffen, menschliche und tierische, teilweise zerstückelte Skelette befanden.[6] Weitere Grabungen folgten 1968 durch das Museum für Ur- und Frühgeschichte Potsdam, von 1980 bis 1984 durch das Deutsche Historische Museum in Zusammenarbeit mit der Humboldt-Universität zu Berlin und 2009 im Rahmen einer zehnwöchigen Lehrgrabung mit Studierenden der Humboldt-Universität Berlin und der Freien Universität Berlin.

Weblinks

Fußnoten

  1. Burgwall Lossow
  2. BLDAM Brandenburg
  3. Burgeninventar
  4. Burgwall Forschungsgeschichte
  5. Ur- und Frühgeschichte Berlin
  6. BLDAM Brandenburg
52.28833333333314.571944444444

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