Bursprake

Bursprake
Petri Bursprake von 1363 am Hamburgischen Staatsarchiv

Eine Bursprake bezeichnet im Spätmittelalter in verschiedenen norddeutschen Städten eine Bürgerversammlung (Bur = Bürger) auf der Vorschriften beschlossen wurden, im engeren Sinn ist eine Bursprake auch die bei dieser Gelegenheit verlesene Sammlung von ordnungspolitischen Vorschriften und Anweisungen des Rates der Stadt. Später wurden auf den Versammlungen nur noch die Texte des Rates zur Kenntnis genommen. Neben dem Stadtrecht und den Rezessen waren Burspraken das dritte Element der städtischen Rechtsordnung, die als Teil der bürgerlichen Selbstverwaltung angesehen werden.[1]

Die Burspraken wurden in den Hansestädten meist im Winter abgehalten, wenn möglichst viele Bürger vor Ort anwesend waren. In Hamburg waren dies die Termine Thomae Apostoli (21. Dezember) und Cathedra Petri (22. Februar), in Bremen Laetare (3. Sonntag vor Ostern), in Lübeck wiederum Cathedra Petri, Jacobi (1. Mai), Martini (11. November) und Thomae Apostoli.

In Bremen umfassten die Sammlung schließlich 225 Artikel in der kundigen Rolle.

Die Beschlüsse der Hansetage wurden ebenfalls durch Burspraken, meist mit lokale Ergänzungen, bekannt gemacht.

Überliefert sind in Hamburg verschiedene Burspraken, die älteste ist die Petri-Bursprake von 1346. Die Verlesung fand zu festen Terminen und bei Bedarf auch an zusätzlichen Terminen statt. Der Termin Cathedra Petri war gleichzeitig das Ende der seit Martini bestehenden Winterpause in der Schifffahrt, außerdem fand in Hamburg im Mittelalter an diesem Tag die Wahl des Bürgermeisters statt.

Auch nach ihrer Veröffentlichung in Buchform (1479/1480) wurde das Prinzip der Verlesung in Lübeck und Hamburg bis in das 19. Jahrhundert beibehalten.

An der Veröffentlichung der hamburgischen Burspraken von 1346 bis 1594 durch das hamburgische Staatsarchiv war Jürgen Bolland maßgeblich beteiligt.

Die Burspraken sind wichtige Quellen über den Aufbau und die Ordnung der Zünfte und Bruderschaften und verschiedener Berufe. Sie enthalten teilweise auch Angaben über Zölle und Gebühren für städtische Leistungen: Nutzung von Kränen und Waagen, Zölle und Lotsgebühren. Die hamburger Burspraken standen teilweise im Widerspruch zu den Regelungen der Hanse, beispielsweise in der Bevorzugung der eigenen Bürger im Fernhandel.[2]

Literatur

  • Jürgen Bohmbach und Jochen Goetze: Quellen zur Hansegeschichte, herausgegeben von R. Sprandel, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 1982
  • Jürgen Bolland: Hamburgische Burspraken 1346 - 1594, 2 Bände, Christians Verlag Hamburg 1960

Quellen

  1. Rainer Postel: Beiträge zur hamburgischen Geschichte der Frühen Neuzeit, ausgewählte Aufsätze, herausgegeben zum 65. Geburtstag von Lars Jockheck, LIT-Verlag, Hamburg 2006, ISBN 3-8258-9263-8; S.138 ff
  2. Ulla Reiß: Mehr als Koggen und Kaufleute. Übersicht eines Workshops. H-Net Reviews, Juli 2010, abgerufen am 12. November 2010.

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