Helmut Calgéer

Helmut Calgéer
Grab von Helmut Calgéer, Tübingen, Bergfriedhof

Helmut Calgéer (* 5. Juli 1922 in Hindenburg in Oberschlesien; † 17. April 2010 in Tübingen) war ein deutscher Musiker, Musikpädagoge und Dirigent.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Helmut Calgéer absolvierte eine Ausbildung an der Pädagogischen Hochschule in Weilburg, nachdem er im Zweiten Weltkrieg als Kampfflieger gedient hatte, und erhielt das Lehrerexamen. Im Anschluss daran studierte er Schulmusik in Trossingen und Germanistik in Tübingen. Im Jahr 1951 gründete er in Tübingen das Kulturreferat des Allgemeinen Studentenausschusses (AStA), das in den 1970er Jahren zur Gemeinschaftseinrichtung von Universität, Stadt und Museumsgesellschaft wurde und das Calgéer mehr als 50 Jahre lang leitete.

Calgéer kümmerte sich intensiv um die musikalische Förderung junger Menschen: 1955 wurde er Deutsch- und Musiklehrer am Tübinger Kepler-Gymnasium. Er vermittelte den dortigen Schülern durch Musikunterricht Werte, wie es am benachbarten Uhland-Gymnasium durch die alten Sprachen geschah. Nach wenigen Jahren lernten 80 Prozent der damals knapp 600 Schüler eines oder mehrere Instrumente. Es gab an der Schule parallel drei Sinfonie- und drei Blas-Orchester neben anderen Ensembles.

Im gleichen Jahr gründete er innerhalb der Volkshochschule Tübingen das Jugendbildungswerk. Das galt als der entscheidende Anstoß für die Entstehung der Tübinger Musikschule. Über fünf Jahrzehnte war Calgéer ehrenamtlicher Leiter dieser Einrichtung, die erst seit 1976 offiziell Musikschule genannt wurde und 1978 in den Trägerverein Tübinger Musikschule e.V. umgewandelt wurde. Für die Qualität der von Helmut Calgéer aufgebauten Musikschule sprechen die bestechenden Ergebnisse des Unterrichts: Tübingen lag beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ immer vorn, viele Schülerinnen und Schüler machten die Musik zu ihrem Beruf. Aus der Musikschule gingen zudem zahlreiche Ensembles hervor, die seitdem das Tübinger Musikleben bereichern, etwa die Tübinger Sinfonietta oder die Camerata Viva.

1957 gründete er das Tübinger Kammerorchester mit der Absicht, freundschaftliche Beziehungen zu ausländischen Universitäten und Jugend-Organisationen zu knüpfen und diese im gegenseitigen Austausch zu pflegen und zu vertiefen. Calgéer galt als ein Brückenbauer zwischen Ländern und Kulturen. Vor allem wurde er ein Wegbereiter der deutsch-französischen Versöhnung, musikalischer Vermittler zwischen ehemals feindlich einander gegenüberstehenden Ländern. Er war eine der führenden Persönlichkeiten im kulturellen Austausch mit Tübingens Partnerstadt Aix-en-Provence.

Verdienste

Über lange Jahre hinweg wirkte Helmut Calgéer auch in führender Position in überregionalen Gremien mit. So war er Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Studentenorchester, Vorstandsmitglied des Verbandes der Deutschen Schulmusiker, Mitglied des Deutschen Musikrates. Hinzu kam seine Tätigkeit als Mitglied im Hauptausschuss „Jugend musiziert“, im Rundfunkrat sowie in weiteren Kuratorien und Ausschüssen. Nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Arbeit, die er weit über den Ruhestand hinaus fortführte, wurde er von den entsprechenden Gremien zum Ehrenpräsidenten des Landesmusikrates und zum Ehrenmitglied des Deutschen Musikrates gewählt. In all diesen Funktionen wirkte Helmut Calgéer immer auch als Fürsprecher für die Tübinger Musikszene.

Er war Präsident des Landesmusikrates von Baden-Württemberg, den er mitbegründete und auch lange auf Bundesebene vertrat. Außerdem hatte er in 17 Kuratorien und Ausschüssen den Vorsitz und betreute 10 musikalische Landesensembles, für die er unzählige Tourneen organisierte: Darunter „sein“ Tübinger Kammerorchester, mit dem er als Leiter und Dirigent über Jahrzehnte durch über 90 Länder in 5 Kontinenten reiste. Er galt als herausragender Kultur-Botschafter Tübingens.

Auszeichnungen

Für seine Verdienste um die Förderung der Jugendmusik und der jugendmusikalischen Ausbildung empfing Calgéer zahlreiche Ehrungen:

Er fand seine letzte Ruhestätte auf dem Tübinger Bergfriedhof. Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer meinte in seinem Nachruf, dass Helmut Calgéer Tübingens Kulturleben über 50 Jahre geprägt habe wie kaum eine andere Persönlichkeit. Die Tübinger Musikschule bleibe, laut Palmer, sein großes zu pflegendes Vermächtnis.

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