Carl Stooss

Carl Stooss

Carl Stooss (auch Carl Stooß) (* 13. Oktober 1849 in Bern; † 24. Februar 1934 in Graz) war ein Schweizer Strafrechtler. Er gilt als geistiger Schöpfer des schweizerischen Strafgesetzbuches.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Carl Stooss wurde in Bern geboren, besuchte dort die Schulen und begann 1868 an der Universität Bern ein Studium in Rechtswissenschaften. Er trat der Zofingia bei und war in den Jahren 1871-1872 deren Centralpräsident. Nach Auslandsemestern an den Universitäten Leipzig und Heidelberg schloss er 1873 sein Studium mit der Prüfung zum Fürsprecher ab. Daraufhin war er als Rechtsanwalt, Gerichtspräsident und ab 1879 als Privatdozent für bernisches Prozess- und Zivilprozessrecht an der Universität Bern tätig. 1882 wurde er zum ordentlichen Professor für Strafrecht, Strafprozess- und Zivilprozessrecht gewählt. 1885 legte er sein Amt nieder, wurde vorübergehend Mitglied des bernischen Obergerichts und liess sich 1890 wiederum in Bern zum Professor für vergleichendes schweizerisches und eidgenössisches Strafrecht wählen.

Zwischen 1890 und 1896 arbeitete er im Auftrag des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartments an einer Vereinheitlichung und Reform der schweizerischen Strafrechtsgesetzgebung. 1890 legte er ein Quellenbuch über die kantonalen Strafrechtsordnungen vor, zwei Jahre später zwei Bände über die Grundzüge des schweizerischen Strafrechts. Schliesslich publizierte er 1893 den Vorentwurf zu einem Allgemeinen Teil des Schweizerischen Strafgesetzbuches, der die Grundlage war für das 1942 in Kraft getretene schweizerische Strafgesetzbuch. Darin schlug er vor, das traditionelle Strafensystem mit einem Massnahmensystem zu ergänzen, was massgeblich die europäische Kriminalpolitik des 20. Jahrhunderts beeinflusste.

Aus wirtschaftlichen Gründen folgte er 1896 einer Berufung als Strafrechtsprofessor an die Universität Wien.[1] 1919 emeritierte er. Ab 1923 lebte er von der ihm gewährten österreichischen Staatspension in Graz, wo er im Alter von 84 Jahren verstarb.

Im Jahr 1936 wurde in Wien Floridsdorf (21. Bezirk) die Stooßgasse nach ihm benannt.

Wichtigste Werke

  • Die schweizerischen Strafgesetzbücher zur Vergleichung zusammengestellt, Basel und Genf, 1890.
  • Die Grundzüge des schweizerischen Strafrechts : Im Auftrage des Bundesrates vergleichend dargestellt. Basel und Genf, 1892-1893.
  • Vorentwurf zu einem Schweizerischen Strafgesetzbuch: Allgemeiner Teil, Im Auftrage des Bundesrates ausgearbeitet von Carl Stooss. Basel und Genf, 1893.
  • Chirurgische Operation und ärztliche Behandlung: Eine strafrechtliche Studie. Berlin, 1898.
  • Lehrbuch des österreichischen Strafrechts. 1908 (2. Auflage 1913).
  • Carl Stooss, Rechtswissenschaft der Gegenwart in Selbstdarstellungen, Band 2, Leipzig, 1924.

Sekundärliteratur

  • Ernst Hafter: Carl Stoos 1949-1934, in: Schweizer Juristen der letzten hundert Jahre, Zürich, 361ff., 1945.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Carl Stooss: Selbstbiographie, 1924, S. 20f.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Stooss — ist der Name folgender Personen: Carl Stooss (1849–1934), Schweizer Strafrechtler Toni Stooss (* 1946), Schweizer Ausstellungsmacher und Kunsthistoriker Siehe auch Stoss Stoos …   Deutsch Wikipedia

  • Sicherheitsverwahrung — Die Unterbringung in der Sicherungsverwahrung (fälschlich auch Sicherheitsverwahrung genannt) ist im deutschen Strafrecht eine Maßregel der Besserung und Sicherung und soll dazu dienen, die Allgemeinheit vor gefährlichen Straftätern zu schützen.… …   Deutsch Wikipedia

  • Sicherungsverwahrung — Die Sicherungsverwahrung ist im deutschen Strafrecht eine freiheitsentziehende Maßregel der Besserung und Sicherung. Sie soll dazu dienen, die Allgemeinheit vor gefährlichen Straftätern zu schützen, und hat somit Präventivfunktion. Gesetzlich… …   Deutsch Wikipedia

  • Unterbringung in der Sicherungsverwahrung — Die Unterbringung in der Sicherungsverwahrung (fälschlich auch Sicherheitsverwahrung genannt) ist im deutschen Strafrecht eine Maßregel der Besserung und Sicherung und soll dazu dienen, die Allgemeinheit vor gefährlichen Straftätern zu schützen.… …   Deutsch Wikipedia

  • Universität Bern — Vorlage:Infobox Hochschule/Professoren fehlt Universität Bern Université de Berne Gründung 1834 Tr …   Deutsch Wikipedia

  • Schweizerischer Zofingerverein — Wappen der Zofingia Die Zofingia (vollständiger Name: Schweizerischer Zofingerverein) ist eine schweizerische Studentenverbindung. Sie ist die zweitgrösste des Landes und die zweitälteste nach der Société d’Étudiants de Belles Lettres. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • ChStGB — Basisdaten Titel: Schweizerisches Strafgesetzbuch Abkürzung: StGB Art: Bundesgesetz Geltungsbereich: Schweiz Rechtsmaterie: Strafrecht SR: 311.0 Datum des G …   Deutsch Wikipedia

  • Maßregelvollzug — Neubau der Maßregelvollzugsklinik in Köln Westhoven Im Maßregelvollzug (auch „Forensik“) werden nach § 63 und …   Deutsch Wikipedia

  • SStGB — Basisdaten Titel: Schweizerisches Strafgesetzbuch Abkürzung: StGB Art: Bundesgesetz Geltungsbereich: Schweiz Rechtsmaterie: Strafrecht SR: 311.0 Datum des G …   Deutsch Wikipedia

  • Schweizerisches Strafgesetzbuch — Basisdaten Titel: Schweizerisches Strafgesetzbuch Abkürzung: StGB Art: Bundesgesetz Geltungsbereich: Schweiz Rechtsmaterie: Strafrecht SR: 311.0 Datum des G …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”