Deutschland AG

Deutschland AG

Mit Deutschland AG wurde bis in die jüngste Vergangenheit ein Netzwerk von Verflechtungen zwischen großen Banken, Versicherungen und Industrieunternehmen bezeichnet. Dieses Netzwerk beruhte auf gegenseitigen Kapitalbeteiligungen und einer Konzentration von Aufsichtsratsmandaten führender deutscher Manager, Gewerkschafter und Politiker. Mit dem Begriff Deutschland AG wurde zumeist eine negative Bewertung des Netzwerkes verbunden, indem unterstellt wurde, dass die Verflechtungen ein abgestimmtes Verhalten zulasten Dritter erzeugten, Wettbewerb behinderten und einen koordinierten Einfluss auf wirtschaftspolitische Entscheidungen ermöglichten. Andererseits wurde unter dem Stichwort Rheinischer Kapitalismus diskutiert, ob eine koordinierte Wirtschaft gegenüber einer zu stark liberalisierten Wirtschaftsordnung Vorteile biete.

Der Begriff geht ursprünglich auf Andrew Shonfield zurück, der Deutschland 1965 als „organized private enterprise“ bezeichnete. Damit habe Shonfield beschrieben, dass Deutschland als Organisation funktioniere, die „nach innen Konkurrenz begrenzt und nach außen Geschlossenheit anstrebt.“[1]

Als Zentrum der Deutschland AG wurden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die großen deutschen Finanzinstitute, insbesondere die Deutsche Bank und die Allianz, mit ihren großen Industriebeteiligungen angesehen. Mit Beschränkung der Anzahl der Aufsichtsratsmandate und der zunehmenden Internationalisierung der Kapitalmärkte sowie einem Abbau der Kapitalbeteiligungen ab den 1990er Jahren wird zunehmend von einem Ende der Deutschland AG gesprochen, zumindest jedoch eine Abnahme der Macht der großen deutschen Finanzinstitute konstatiert.[2]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Streeck und Martin Höpner (2003): Alle Macht dem Markt?: Fallstudien zur Abwicklung der Deutschland AG. Campus, S. 16. ISBN 978-3593372655
  2. * Torsten Oltmanns, Christiane Diekmann, Vera Böhm: Eliten-Marketing: Wie Sie Entscheider erreichen. Campus, Frankfurt am Main 2008, S. 26-27

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