Die Tochter Jephthas

Die Tochter Jephthas
Porträt Gertrud von Le Fort auf einer Gedenkbriefmarke der Deutschen Bundespost, 1975

Die Tochter Jephthas ist eine Erzählung von Gertrud von le Fort, die 1964 im Insel-Verlag in Frankfurt am Main erschien.[1]

Gegen Ende des 15. Jahrhunderts in Spanien: Der Arzt Rabbi Charon ben Israel will das Leben seiner einzigen geliebten Tochter Michal bewahren, muss es aber hergeben.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Nach einem „furchtbaren Austreibungsgesetz[A 1], durchgesetzt vom „jungen leidenschaftlichen Erzbischof von Santa Rosita“, müssen alle israelitischen Einwohner die katholische Stadt verlassen. Die Stadtväter halten den Rabbi gegen den Willen des fanatischen Erzbischofs zurück, denn die Pest naht. Der berühmte Arzt wird dringend gebraucht. Der Rabbi will nicht als einziger Jude in der Stadt bleiben. Er wird von Rachegefühlen heimgesucht, wenn er an die Verfolgungen, Zwangstaufen und anderen Demütigungen seiner Glaubensgenossen denkt. Charon ben Israel dankt Gott, weil der Herr die Strafe für die oben genannte Austreibung auf dem Fuße folgen lässt. Gott wird die Katholiken mit der Pest geißeln. Zum Dank will der Rabbi seinem Gott jedes Opfer bringen. Der Herr soll es selbst bestimmen.

Michal, die blinde Tochter des Rabbi, möchte aber in der Stadt bleiben, denn sie wurde ob ihres Liebreizes von dem jungen Künstler Pedro della Barca auf den Mund und auf die Augen geküsst. In einem Auftragswerk stellt Pedro das Antlitz Michals als Synagoga ohne Binde über den Augen dar. Der Erzbischof besteht auf der Binde. Pedro ändert sein Marienbildnis nicht.

Der Rabbi, der einerseits Michal immer vor den Gefahren der Welt behüten und beschützen will, doch andererseits Enkel ersehnt, ist entsetzt. Seine Tochter liebt einen Christen. Undenkbar!

Ihre Blindheit wird Michal zum Verhängnis. Die Pest betritt in Gestalt der Pestjungfrau[A 2] die Stadt und umarmt Michal. Alle anderen waren geflohen. Die Blinde konnte ja das Bild der Seuche, wie es die knöcherne Arme ausbreitete, nicht sehen und war als Einzige stehengeblieben.

Der Rabbi erkennt am Lager seines sterbenden Kindes, Gott hat das Angebot angenommen. Das Opfer ist Michal. Das Mädchen stirbt an der Pest. In einem Gleichnis sieht sich Charon ben Israel als Jephtha[2].

Der Erzbischof besinnt sich. Aufgerüttelt durch einen weisen Spruch des Rabbis, will er fortan seine Feinde lieben. Gemeinsam pflegen der Erzbischof und der Rabbi Kranke in der Stadt; darunter den Künstler Pedro.

Form

Gertrud von le Fort findet einprägsame Bilder. Zum Beispiel wird die Liebe auf Erden als Bild und Anruf der himmlischen Liebe gesehen.[3]

Literatur

Verwendete Ausgabe
Sekundärliteratur
  • Nicholas J. Meyerhofer: Gertrud von le Fort. Morgenbuch Verlag Berlin 1993. Köpfe des 20. Jahrhunderts, Band 119. ISBN 3-371-00376-0
  • Gero von Wilpert: Lexikon der Weltliteratur. Deutsche Autoren A - Z. S. 382, linke Spalte, 13. Z.v.o. Stuttgart 2004. ISBN 3-520-83704-8

Weblinks

Anmerkungen

  1. 1492 erlassen von König Ferdinand von Aragonien und von Königin Isabella (Verwendete Ausgabe, S. 295, 10. Z.v.o.).
  2. Die Pestjungfrau: Zum Beispiel stammt ein gleichnamiges Märchen von Kazimierz Władysław Wóycicki (siehe auch)

Einzelnachweise

  1. Meyerhofer, S. 103, Eintrag anno 1964
  2. Die Heilige Schrift, Altes Testament, Geschichtsbücher, Buch der Richter, Kapitel 11, Vers 30: (Ri 11,30-31 EU)
  3. Verwendete Ausgabe, S. 304, 7. Z.v.o.

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