Dieter H. Vogel

Dieter H. Vogel

Dieter Hans Vogel (* 14. November 1941 in Eger, heute Tschechien) ist ein deutscher Maschinenbau-Ingenieur und Unternehmer.

Leben

Vogel studierte Maschinenbau an der TU Darmstadt und promovierte an der TU München zum Dr. Ing. Er startete 1970 sein Berufsleben als Vorstandsassistent der Bertelsmann AG, wo er 1974 zum stellvertretenden Vorsitzenden der Geschäftsführung der technischen Betriebe aufrückte. 1975 wechselte er in den Vorstand der PEGULAN-Werke AG in Frankenthal, wo er von 1978 bis 1985 als Vorstandsvorsitzender fungierte. Vogel entwickelte das angeschlagene Unternehmen zum Marktführer im Bereich Heimausstattung. 1980 ernannte die BAT (British American Tobacco) in Deutschland, die mehrheitlich PEGULAN übernommen hatte, Vogel gleichzeitig zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden. 1986 wurde Vogel zum Vorstandsvorsitzenden der Thyssen Handelsunion AG berufen, womit er auch dem Vorstand der Thyssen AG in Duisburg angehörte. 1991 rückte er zum stellvertretenden Vorsitzenden der Thyssen AG auf und übernahm schließlich 1996 den Vorstandsvorsitz des damals 120.000 Mitarbeiter zählenden Stahlkonzerns mit einem Jahresumsatz von mehr als 40 Mrd. DM. Ein gegen Vogel und ein Dutzend weiterer Thyssen-Manager 1995 eingeleitetes Ermittlungsverfahren, wegen angeblicher Untreue bei der Abwicklung des einstigen DDR-Außenhandelsunternehmens VEB Metallurgiehandel, wurde 1998 eingestellt. Als Auflage für die Verfahrenseinstellung wurde die Zahlung von 5 Millionen Euro vereinbart, die mit Einverständnis aller Beteiligten von Thyssen beglichen wurde.[1] Nach Abwehr der Übernahme der Thyssen AG durch die kleinere KruppHoesch AG, übernahm Thyssen unter Leitung von Vogel Anfang 1997 die Mehrheit der KruppHoesch Stahl AG. Bei den wenige Monate später durch Vogel begonnenen Fusionsverhandlungen über die verbliebenen Bereiche der Fried. Krupp gab es unterschiedliche Auffassungen zwischen Vogel und dem Thyssen-Aufsichtsrat. Vogel schied im Mai 1998 aus und machte sich als geschäftsführender Gesellschafter des Private-Equity-Fonds Bessemer, Vogel & Treichl GmbH (BVT) in Düsseldorf selbständig. BVT ging 2007 in Lindsay Goldberg Vogel GmbH (LGV) auf. Seit 1999 ist Vogel Chairman der europäischen Aktivitäten der Lindsay Goldberg-Fonds, die mehr als 10 Mrd. $ Eigenkapital verwalten.

Als Nachfolger des Aufsichtsratsvorsitzenden Reinhard Mohn gehörte Vogel seit 1991 dem Aufsichtsrat der Bertelsmann AG an und ist seither auch Mitglied der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft (BVG), die 100 Prozent der Stimmrechte der Bertelsmann AG kontrolliert. Nachdem Gerd Schulte-Hillen ab 2000 den Aufsichtsratsvorsitz übernommen hatte, aber 2003 vom Firmenpatriarchen Mohn persönlich zum Rücktritt gedrängt wurde, übernahm Vogel bis Ende 2007 wieder den Aufsichtsratsvorsitz der Bertelsmann AG. Seit August 2007 ist Vogel auch Vorsitzender des Kuratoriums der Bertelsmann Stiftung.

Seit 1999 gehörte Vogel auf Vorschlag von Bundeskanzler Gerhard Schröder als Nachfolger von Heinz Dürr dem Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG als Vorsitzender an, schied dort aber 2001 nach Unstimmigkeiten mit dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Hartmut Mehdorn in der Frage der Trennung von Schienennetz und Bahnbetrieb aus. Vogel hatte von 2003 bis 2007 den Vorsitz im Aufsichtsrat des Büdelsdorfer Telekommunikationsunternehmens Mobilcom inne, nachdem er im Auftrag der Bundesregierung mit France Telecom den Sanierungsplan erarbeitet hatte. Durch seine Tätigkeit bei dem New Yorker Finanzinvestor Lindsay Goldberg , die das traditionsreiche Duisburger Handelshaus Klöckner & Co erwarben, wurde Vogel 2005 Anteilseigner und Aufsichtsratsvorsitzender bei dem weltgrößten unabhängigen Werkstoffhändler. Vogel war im Laufe seiner Karriere ferner Aufsichtsrat der Gerling-Holding AG, der Commerzbank AG, der Aachen Münchener Beteiligungs AG sowie langjähriger Vorsitzender des Aufsichtsrats der ABB AG und der Wacker Construction AG. Im Bereich der internetbasierten Unternehmen ist Vogel Aufsichtsrat und Gesellschafter der Kölner Medienagentur denkwerk GmbH. Vogel ist außerdem seit 2004 Honorarprofessor der TU München und hält dort Vorlesungen über Mergers & Acquisitions.

Vogel hat über die Bertelsmann Stiftung hinaus eine Reihe von weiteren gemeinnützigen Positionen inne. Er ist seit 1999 Vorsitzender des Freundeskreises der Deutschen Oper am Rhein, seit 2010 Mitglied des Kuratoriums der Freunde der Bayreuther Festspiele sowie seit 2002 stv. Vorsitzender des Kuratoriums der Karl Schiller-Stiftung. Mit seiner 2008 verstorbenen Frau hat Vogel 2007 die Ursula und Prof. Dr.-Ing. Dieter H. Vogel-Stiftung gegründet, die mit einem Stiftungsvermögen von 1 Mio. € dotiert ist.

Literatur

Dieter H. Vogel, M & A - Ideal und Wirklichkeit, Verlag Gabler, Wiesbaden 2002. ISBN 3409119337

Einzelnachweise

  1. Vgl. Klaus Boers, Hans Theile und Kari-Maria Karliczek: Wirtschaft und Strafrecht – Wer reguliert wen?. In: Dietrich Oberwittler und Susanne Karstedt (Hrsg.): Soziologie der Kriminalität. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft 42. VS, Wiesbaden 2003, S. 469–493.

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