El Nuevo Herald

El Nuevo Herald
El Nuevo Herald
Gebäude
Beschreibung Spanischsprachige Tageszeitung
Verlag The McClatchy Company
Erstausgabe 1976
Erscheinungsweise Montag bis Sonntag
Verkaufte Auflage 95.000 Exemplare
Chefredakteur Manny García
Herausgeber David Landsberg Jr.
Weblink elnuevoherald.com

El Nuevo Herald ist eine spanischsprachige Tageszeitung in den Vereinigten Staaten, die in Miami, Florida erscheint. Es ist das Schwesterblatt des englischsprachigen The Miami Herald. Beide gehören zum Medienkonzern The McClatchy Company. El Nuevo Herald ist nach La Opinión aus Los Angeles die zweitgrößte spanischsprachige Tageszeitung in den USA, wird aber auch in den Ländern Lateinamerikas gelesen und hat dort wegen seiner oft exklusiven Berichterstattung einen starken Einfluss auf politische Diskussionen.

Geschichte

Im Jahr 1975 begann der Miami Herald erstmals damit, täglich eine Seite auf Spanisch zu publizieren. 1976 entstand daraus eine 16-seitige Beilage unter dem Namen El Herald. Diese Beilage enthielt fast ausschließlich Übersetzungen der englischsprachigen Artikel aus dem Miami Herald. In dieser Zeit konnte El Herald nur gemeinsam mit der englischsprachigen Version gekauft werden, was eine eigenständige Entwicklung des Blattes verhinderte. Vor allem die links-liberale Blattlinie des Miami Herald und damit auch der spanischsprachigen Übersetzung in der Beilage stieß in der exilkubanischen Gemeinde von Südflorida wiederholt auf massiven Widerstand. Der Zeitung wurde von besonders antikommunistischen Exilkubanern teilweise sogar eine Castro-freundliche Linie vorgeworfen.

Im Jahr 1987 wurde die Zeitung unter Robert Suárez de Cardenas um einige Seiten erweitert und nun als El Nuevo Herald dem Mutterblatt beigelegt.[1] Die Blattlinie wurde etwas nach rechts abgeändert, um die Erwartungen der Exilkubaner zu erfüllen. Dennoch wurde sie 1992 vom Vorsitzenden der einflussreichen Cuban-American National Foundation, Jorge Más Canosa, heftig angegriffen und als antikubanisch bezeichnet. Unter der Parole „Yo no creo en el Herald“ (Ich glaube dem Herald nicht) startete er eine Kampagne gegen die Zeitung, die daraufhin im Raum Miami zahlreiche Leser verlor. In dieser Zeit wurden auch Verkaufsstände der Zeitung von Vandalen zerstört. Dennoch blieb El Nuevo Herald die meistgelesene spanischsprachige Zeitung in den USA.

1994 wurde dem kubanischstämmigen Herausgeber der puerto-ricanischen Zeitung El Nuevo Día, Carlos M. Castañeda, der Posten des Chefredakteurs beim Nuevo Herald angeboten. Dieser lehnte jedoch ab, mit der Bemerkung, die Redaktion des Nuevo Herald sei wie die kommunistische Partei Bulgariens ("Miren, este periódico es como el Partido Comunista de Bulgaria"). 1995 verließ der bisherige Chefredakteur Álvaro Vargas Llosa wegen eines internen Streits die Zeitung, und der Puerto-Ricaner Alberto Ibargüen wurde zu seinem Nachfolger bestellt. Dieser führte einen neuen Stil ein, mit dem sich die Zeitung dem Boulevard etwas öffnete. In blumigerer Sprache wurde nun teilweise auch Sensationsjournalismus betrieben, was im starken Kontrast zur vorherigen steifen Seriosität des Blattes stand.

Im Jahre 1998 wurde erstmalig der separate Verkauf des El Nuevo Herald gestartet. Alberto Ibargüen wechselte in die Chefredaktion des englischsprachigen Miami Herald und diesmal akzeptierte Carlos M. Castañeda, Chefredakteur des nun unabhängigen spanischsprachigen Schwesterblattes zu werden.[2] Er startete das neue Blatt mit der Schlagzeile "¡Bochorno!" (Schande, Peinlichkeit), mit der er die Behandlung von Balseros, den auf Flößen nach Florida geflüchteten Kubanern, durch die Küstenwache der USA kritisierte. Castañeda begann nun auch der Zeitung eine neue Ausrichtung zu geben. Von einem Lokalblatt für die exilkubanische Gemeinde in Florida sollte sich El Nuevo Herald zu einer führenden Tageszeitung für ganz Lateinamerika und die Karibik entwickeln.[3] Im Juli 1998 erregte die Zeitung internationales Aufsehen, als sie einen angeblichen Zeugenbericht der aus Kuba geflüchteten Ärztin Elizabeth Trujillo Izquierdo veröffentlichte, die behauptete, Fidel Castro leide an einer schweren Krankheit, die auch sein Gehirn beeinträchtige, was sich später als Ente herausstellte.[4] Im Zuge der hoch polarisierenden Elian-Affäre setzte sich die Zeitung in den Jahren 1999 und 2000 massiv für den Verbleib des Sechsjährigen in den USA ein, während das Schwesterblatt Miami Herald neutraler berichtete und die Entscheidung der Gerichte akzeptierte.

Im Jahr 2002 verstarb Castañeda, neuer Chefredakteur wurde Humberto Castelló, ebenfalls ein geborener Kubaner, der zuvor als Journalist bei El Nuevo Día in Puerto Rico und bei der Tageszeitung Uno in Argentinien gearbeitet hatte.[5] Im selben Jahr bekam die Zeitung auch den von der spanischen Tageszeitung El País vergebenen renommierten Ortega y Gasset-Preis für Journalismus.

Im Jahr 2006 war die Zeitung in einen Skandal verwickelt, als bekannt wurde, dass einige ihrer Redakteure von Radio Televisión Martí Geld angenommen hatten, einem US-Regierungssender, der ähnlich wie früher Radio Freies Europa von Miami nach Kuba sendet und von der dortigen Regierung als Propagandasender boykottiert wird. Diese Affäre schadete dem Ruf der Zeitung als unabhängiges Blatt.[6]

Im Jahr 2007 erhielt der Kolumbienkorrespondent der Zeitung, Gonzalo Guillén, anonyme Drohungen, nachdem er kritische Recherchen über Präsident Álvaro Uribe angestellt hatte. Er verließ daraufhin das Land.[7]

Bedeutung heute

El Nuevo Herald ist mit einer Auflage von 86.958 Stück an Wochentagen die zweitgrößte spanischsprachige Tageszeitung in den USA, während die Sonntagsausgabe mit 99.024 Exemplaren sogar an erster Stelle steht. Die im Broadsheet-Format gedruckte Zeitung umfasst täglich etwa 80 Seiten. Etwa 70 % der Käufer sind Abonnenten. Einen großen Teil der Leserschaft erreicht jedoch die Online-Ausgabe der Zeitung außerhalb der USA. Vor allem in den spanischsprachigen Ländern Mittelamerikas und der Karibik gilt El Nuevo Herald als einflussreich und wird von den dortigen Medien häufig zitiert, vor allem in Kuba, Kolumbien und Venezuela. Dagegen wird die derzeit auflagenstärkste spanischsprachige Zeitung der USA, La Opinión aus Los Angeles, im Ausland vor allem in Mexiko rezipiert.

Bekannte Schreiber von El Nuevo Herald sind der Kolumnist und Außenpolitikexperte Andrés Oppenheimer, der kolumbianische Aufdeckerjournalist Gerardo Reyes, der Sportjournalist Jorge Ebro, aber auch so skurrile Persönlichkeiten wie der puerto-ricanische Astrologe Walter Mercado, der die Horoskope erstellt.

Die Haltung von Seiten regierungstreuer kubanischer Medien gegenüber El Nuevo Herald schwankt zwischen neutraler Bezugnahme und heftiger Kritik. So wurde seitens Kuba der Zeitung etwa ihre Haltung zu den Miami Five vorgeworfen,[8] oder ihre kritische Position zum venezolanischen Präsident Hugo Chávez.[9] Als die Zeitung im Mai 2006 bezugnehmend auf das Forbes Magazine behauptete, Fidel Castro besitze ein Privatvermögen von 900 Millionen US-Dollar, nannte dieser den Nuevo Herald wörtlich: „die verleumderische Zeitung der Terroristenmafia in Miami“ (El Nuevo Herald, the libelous newspaper of the terrorist mafia in Miami)[10]

Einzelnachweise

  1. Roberto Suarez, founder of El Nuevo Herald, has died. In: South Florida Sun-Sentinel, 7. Juli 2010
  2. Nieman Reports: El Nuevo Herald Provides a Latin American Take On the News, 22. Juni 2001
  3. “He transformed the newspaper”, said Ibargüen. “The idea was that El Nuevo should become a Latin American newspaper that happens to be edited in this North American country.” auf Fundación Educativa Carlos M. Castañeda: Carlos M. Castañeda as seen by other journalists
  4. latinamericanstudies.org: Defector: Castro had brain disease, 19. Juli 1998
  5. latinamericanstudies.org: Nombran a Humberto Castelló director de El Nuevo Herald, 6. Dezember 2001
  6. BBC Americas: US 'paid anti-Cuba journalists', 6. September 2006
  7. Klaus Ehringfeld: Die Wutanfälle des Präsidenten. In: Berliner Zeitung, 15. Oktober 2007.
  8. Granma: ‘El Nuevo Herald’ makes a fuss about nothing, 22. Juni 2001
  9. Granma: Leader of anti-Chávez march arrested on fraud charges, 4. Februar 2003
  10. Granma: President Fidel Castro reiterates his demand to Forbes magazine, 25. Mai 2006

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