Erasmus Pretschlaiffer

Erasmus Pretschlaiffer

Erasmus Pretschlaiffer (oder auch: Pretschlaifer, Pretschlaipfer) war von 1473 bis 1486 Reichsprälat und Propst des Klosterstifts Berchtesgaden.

1294 hatte sich bereits die weltliche Eigenständigkeit der um 1100 gegründeten Stiftspropstei durch die Erlangung der Blutgerichtsbarkeit für schwere Vergehen manifestiert. Ab 1380 zum Zepterlehen erhoben und auch im Reichstag mit Sitz und Stimme vertreten, war der Machteinfluss der Stiftspröpste noch weiter gestiegen und ihr Status mit Pretschlaiffers Vorgänger Bernhard Leoprechtinger dem eines Reichsprälaten gleichgestellt.[1]

Dank Leoprechtinger seit 1455 von der „Metropolitangewalt“ des Fürsterzbistums Salzburg befreit, war Erasmus Pretschlaiffer auch in geistlichen Dingen (Spiritualien) nur noch dem Papst unterstellt.[2][3] Pretschlaiffer musste jedoch nach wie vor die Verpfändung Schellenberg samt seiner Saline an Salzburg hinnehmen, um die immensen Schulden des Klosterstifts an das Fürsterzbistum zu tilgen.[4] Da die Verpfändung nicht ausreichte, verkaufte er auch auswärtige Stiftsgüter und erhob von den Berchtesgadener Bauern hohe Steuern. Dennoch sollten die Schulden an Salzburg erst 1556 vollends entrichtet sein.[5]

Nach Leoprechtinger war auch Pretschlaiffer an der gotischen Ausgestaltung der Stiftskirche St. Peter und Johannes der Täufer in Berchtesgaden beteiligt und hatte die Wände der Seitenschiffe erhöhen und mit größeren Fenstern versehen lassen.[6][7]

Literatur

  • Walter Brugger, Heinz Dopsch, Peter F. Kramml: Geschichte von Berchtesgaden: Zwischen Salzburg und Bayern (bis 1594). Plenk, Berchtesgaden 1991
  • Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. Verlag Berchtesgadener Anzeiger, Berchtesgaden 1986 ISBN 3-925647-00-7
  • A. Helm, Hellmut Schöner (Hrsg.): Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Reprint von 1929. Verein für Heimatkunde d. Berchtesgadener Landes. Verlag Berchtesgadener Anzeiger sowie Karl M. Lipp Verlag, München 1973.

Einzelnachweise

  1. Helm A.: Berchtesgaden im Wandel der Zeit, Stichwort: Geschichte des Landes, S. 108-109
  2. Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 50-51
  3. Laut A.Helm sind die nach ihm bereits 1254 erhaltenen bischöflichen Insignien schon Zeichen einer direkten päpstlichen Oberhoheit, der das Stift seitdem allein unterstellt gewesen wäre. Siehe Helm A.: Berchtesgaden im Wandel der Zeit, Stichwort: Geschichte des Landes, S. 109
  4. Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 79
  5. Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 79-81
  6. A. Helm: Berchtesgaden im Wandel der Zeit, Stichwort: Geschichte des Landes, S. 106 bis 111, S. 107-108.
  7. stiftskirche-berchtesgaden.de Zur Stiftskirche: Homepage der römisch-katholischen Pfarrei St. Andreas in Berchtesgaden


Vorgänger Amt Nachfolger
Bernhard Leoprechtinger Stiftspropst von Berchtesgaden
1473-1486
Ulrich II. Pernauer

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