Florența Mihai

Florența Mihai

Florența Mihai (* 2. September 1955) ist eine ehemalige rumänische Tennisspielerin. Sie war die erste Rumänin die ein Einzel- und Mixedfinale bei einem Grand-Slam-Turnier erreichen konnte.

Inhaltsverzeichnis

Karriere

Florența Mihai begann ab Mitte der 1970er Jahre bei Grand-Slam-Turnieren zu starten (die Australian Open sollte sie jedoch nie bestreiten). Als Qualifikantin schied sie 1975 bereits in der ersten Runde der French Open gegen Fiorella Bonicelli aus Uruguay (3:6, 2:6) aus. Ein Jahr später stieß sie unter anderem nach Siegen über die Französin Nathalie Fuchs und die US-Amerikanerin Kathy Kuykendall bis ins Halbfinale der French Open vor, wo sie der Tschechoslowakin Renáta Tomanová in zwei Sätzen (5:7, 6:7) unterlag. Die britische Times prophezeite Mihai daraufhin eine „aufregende Zukunft“, nachdem sie schon beim Tennisturnier von Rom unter die besten vier gekommen war.[1] Im selben Jahr bestritt Mihai Erstrunden-Partien bei den Wimbledon Championships und den US Open und gewann gemeinsam mit der Brasilianerin Patricia Medrado die Spanish Open im Damendoppel gegen Nathalie Fuchs und die Belgierin Michele Gurdal (6:2, 6:4).

1977 wurde Mihais erfolgreichstes Jahr. Bei den French Open trat sie sowohl im Einzel als auch gemeinsam mit dem Kolumbianer Iván Molina im Mixed-Wettbewerb an. Im Einzel gelang ihr nach Siegen über die Deutsche Helga Masthoff und die US-Amerikanerin Janet Newberry der Einzug ins Damenfinale. Nach Einführung der Open-Regelung im Jahr 1968 war sie die dritte ungesetzte Spielerin nach Helen Gourlay (French Open 1971) und Tomanová (French Open 1976), der dies gelang[2] und gleichzeitig die erste rumänische Einzelspielerin, die ein Grand-Slam-Finale bestritt. Mihai traf dort auf die topgesetzte Jugoslawin Mima Jaušovec. Nachdem Mihai den ersten Satz mit 2:6 abgeben musste, gewann sie den zweiten mit 7:6 im Tie-Break. Der entscheidende dritte Satz ging schließlich mit 1:6 an Jaušovec. Mit Iván Molina, der 1974 als Partner von Martina Navrátilová bereits die French Open gewonnen hatte, gelangte sie ebenfalls ins Mixed-Finale. Mihai war damit auch die erste rumänische Tennisspielerin, die ein Mixed-Finale bei einem Grand-Slam-Turnier bestritt. Beide hatten aber gegenüber den US-Amerikanern Mary Carillo und John McEnroe (6:7, 3:6) das Nachsehen. Am Rande der French Open kritisierte Mihai das Computer-Ranking der Women’s Tennis Association (WTA) als „inkonsistent“ und das es osteuropäische Spielerinnen benachteiligen würde. In den letzten drei Turnieren wäre Mihai unter die besten 16 gekommen, war aber vom Weltranglistenplatz 41 auf 56 zurückgestuft worden. Die an Position 40 geführte US-Amerikanerin Betsy Nagelsen, hätte dagegen im Vormonat kein Turnier bestritten und sei trotzdem auf Platz 36 vorgerückt.[3]

Im selben Jahr gewann Mihai die Turniere von Westchester (6:4, 3:6, 6:4 gegen Betsy Nagelsen[4]) und der Swedish Open in Båstad (6:4, 6:4 gegen die US-Amerikanerin Mary Struthers[5]), erreichte das Finale von Hilton Head Island,[6], die zweite Runde in Wimbledon und die dritte Runde bei den US Open. Gemeinsam mit ihrer rumänischen Teamkollegin Virginia Ruzici gewann sie 1977 auch zum ersten Mal das Damendoppel bei der Universiade im bulgarischen Sofia. Diesen Erfolg sollten beide 1979 in Mexiko-Stadt und 1981 im heimischen Bukarest wiederholen.

Im Jahr 1978 belegte Mihai Anfang Mai Platz 30 der WTA-Weltrangliste[7] und wurde im Vorfeld der French Open auf Platz zehn der Setzliste geführt. Bereits in der ersten Runde schied sie aber mit 5:7 und 2:6 gegen die Französin Brigitte Simon aus, die im Verlauf des Wettbewerbs das Viertelfinale erreichen sollte. Mit Mihais an Position zwei gesetzter Landsfrau Virginia Ruzici gewann erstmals eine rumänische Einzelspielerin ein Grand-Slam-Turnier. Nach einem weiteren Erstrunden-Aus in Wimbledon konnte Mihai auch in den folgenden Jahren nicht mehr an den vorangegangenen Erfolg anknüpfen. 1979 erreichte die Rumänin die zweite Runde bei den US Open, 1980 bestritt sie die erste Runde in Wimbledon.

Hatte Mihai zu Anfang ihrer Karriere 1976/77 noch mit ihrer überragenden Athletik und einer selbstsicheren, aggressiven Spielweise überzeugen können, waren 1978 sechs Erstrunden-Niederlagen gefolgt, die ihr Selbstvertrauen beeinträchtigt hatten. Des Weiteren erlebte Mihai eine Serie von Verletzungen – einen „Tennis-Ellbogen“, ein verdrehtes Fußgelenk, Rippenbrüche und Nierenverletzungen durch einen Autounfall, eine Tonsillektomie sowie Beschwerden am Knie. Im Oktober 1980 wurde sie nur noch auf Platz 112 der Weltrangliste geführt. Sie gab nach einem Erstrundenhaus beim Daihatsu Challenge-Turnier in Brighton an, ihr Selbstvertrauen und ihren Enthusiasmus verloren zu haben: „Es ist möglich neu anzufangen, aber ich habe das ganze schon einmal durchgemacht. Und so viele Jüngere spielen so gut. Ich fühle mich ein kleines bisschen außen vor.“[8] 1981 erreichte sie das Finale des Tennisturniers von Chichester, wo sie aber der Südafrikanerin Rene Uys (4:6. 3:6) unterlag.[9] 1983 startete sie für das rumänische Fed-Cup-Team.

Nach Ende ihrer aktiven Zeit blieb Florența Mihai dem Tenniszirkus verbunden und wurde Trainerin. 1992 fungierte sie als Kapitän des rumänischen Fed-Cup-Teams.[10] 2010 wurde in Bukarest ein Tennisturnier (Turneul Florența Mihai) nach ihr benannt.[11] Ebenfalls trägt ein Wettbewerb und Tennisstadion in Iași ihren Namen.[12]

Einzelergebnisse bei Grand-Slam-Turnieren

Turnier 1975 1976 1977 1978 1979 1980 Karriere
French Open 1r HF F 1r - - 0/4
Wimbledon Championships - 1r 2r 1r - 1r 0/4
US Open - 1r 3r - 2r - 0/3

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bellamy, Rex: An early convention for the American men. In: The Times, 16. Juni 1976, Nr. 59731, S. 11.
  2. AP: Women’s Grand Slam Unseeded Finalists. 30. Januar 2010, 07:43 PM GMT (aufgerufen via LexisNexis Wirtschaft).
  3. Amur, Neil: Americanization of Pro Tennis Feared and Criticized in Europe. In: The New York Times, 8. Juni 1977, S. 65.
  4. Rumanian Wins Net Final, Defeating Miss Nagelsen. In: The New York Times, 7. Februar 1977, S. 45.
  5. Wallace, William N.: Tim Gullikson Captures Newport Final. In: The New York Times, 11. Juli 1977, S. 42.
  6. Connors Defeats Alexander. In: The New York Times, 21. März 1977, S. 34.
  7. Amdur, Neil: Teen-Age Stars of Women’s Tennis. In: The New York Times, 8. Mai 1978, S. C1, C8.
  8. Bellamy, Rex: Tennis US pick Miss Jaeger for Wightman Cup. In: The Times, 21. Oktober 1980, Nr. 60755, S. 9.
  9. Friskin, Sydney: Confidence is the key to Krulevitz’s success. In: The Times, 11. Mai 1981, Nr. 60924, S. 9.
  10. Namen und Daten zum Federation Cup: Alle 32 Mannschaften im Überblick. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 177. Juli 1992, S. 49.
  11. Trofeul Florenta Mihai bei tenis.info.ro, 4. Juni 2010 (rumänisch; aufgerufen am 29. Mai 2011).
  12. Florența Mihai, un nume de legendă al tenisului românesc bei sport365.ro, 8. September 2010 (rumänisch; aufgerufen am 29. Mai 2011).

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