Franziskus Wolf

Franziskus Wolf
Bischof Franziskus Wolf SVD

Franziskus Wolf SVD, auch Franz Wolf (* 2. Februar 1876 in Essen-Borbeck; † 23. Februar 1944 in Hollandia, Indonesien) war ein Steyler Missionar, römisch-katholischer Bischof sowie Apostolischer Vikar von Ost-Neuguinea.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Herkunft und frühes Wirken

Franziskus Wolf wurde als Sohn des Bergmanns Heinrich Wolf und dessen Ehefrau Johanna geb. Klumberg geboren. Er wuchs in seinem Heimatort Essen-Borbeck auf, wo er auch 7 Jahre lang die Volksschule besuchte.[1]

Der Junge trat 1890 dem Orden der Steyler Missionare bei, am 5. Februar 1899 empfing er die Priesterweihe. Man entsandte Franziskus Wolf ihn in die deutsche Kolonie Togo, wo er als Missionspriester wirkte; 1911 avancierte er dort zum örtlichen Regionaloberen seiner Kongregation.

Bischof und Apostolischer Vikar von Togo

1914 erhob man das Missionsgebiet zum Apostolischen Vikariat – also zur Diözese auf Probe – mit Sitz in Lomé. Pater Franziskus Wolf, der sich um die Mission große Verdienste erworben hatte, bestimmte man am 16. März 1914 zum ersten Apostolischen Vikar und zum Titularbischof von Byblus. Deshalb kehrte der designierte Oberhirte nach Europa zurück, wo er am 28. Juni 1914 in Steyl die Bischofsweihe erhielt. Als Hauptkonsekrator fungierte Felix Kardinal von Hartmann, der Kölner Erzbischof. Mitkonsekratoren waren die Bischöfe Laurentius Schrijnen aus Roermond und Theodor Kappenberg von Münster. Wegen des ausbrechenden Ersten Weltkrieges und der feindlichen Besetzung von Togo konnte Bischof Wolf nicht mehr nach Afrika zurückkehren. Er versuchte sein Vikariat von Europa aus zu leiten und bediente sich dazu hauptsächlich seines dortigen Stellvertreters Provikar Anton Witte SVD, der jedoch keine Bischofsweihe besaß. Die deutsche Kolonie wurde 1916 zwischen England und Frankreich aufgeteilt, alle deutschen Geistlichen zu Kriegsgefangenen erklärt und ausgewiesen. Provikar Witte und ein Mitbruder verließen am 10. Januar 1918 als letzte deutsche Missionare das Land. Da der Hl. Stuhl nach dem Kriegsende erkannte, dass die Kolonien auf absehbare Zeit nicht an Deutschland zurückfallen würden, übertrug Papst Benedikt XV. die deutsche Togomission 1921 den Lyoner Missionaren.

Apostolischer Vikar in Neuguinea

Bischof Franziskus Wolf SVD, Apostolischer Vikar von Ost-Neuguinea
Alexishafen, Kathedrale St. Michael, zur Zeit von Bischof Wolf.
Alexishafen, Residenz von Bischof Wolf.

1922 wurde das Territorium der Steyler Missionare, im ehemaligen deutschen Kaiser-Wilhelms-Land, in Ost-Neuguinea, zum Apostolischen Vikariat umgewandelt. Wieder wurde Franziskus Wolf der erste Apostolische Vikar; am 24. November 1922 erhielt er seine Ernennung und begab sich in die Mission. Als Deutscher durfte er nur mit einer Sondererlaubnis der australischen Besatzungsbehörde einreisen, die man jedoch erteilte. Bischof Wolf residierte in Alexishafen.[2], etwas nördlich von Madang, wo sich der Hauptsitz der Mission mit der Kathedrale befand. Der Komplex wurde durch einen Fliegerangriff am 1. September 1943 vollständig vernichtet, von der Kathedrale blieben nur Fundamentreste und die Freitreppe stehen.[3]

Franziskus Wolf leitete das Vikariat erfolgreich und mit großem Engagement bis zur Besetzung der Insel durch die Japaner im Zweiten Weltkrieg. Dann untersagte man den Christen jegliche Missionstätigkeit, erklärte die ausländischen Missionare zu Kriegsgefangenen und internierte sie unter menschenunwürdigen Bedingungen in Sammellagern. Bischof Wolf verdächtigte man außerdem als feindlichen Spion. Zahlreiche Geistliche wurden ermordet, u.a. auch der deutsche Nachbarbischof Josef Lörks.

Die Japaner verlegten Bischof Wolf und viele Mitbrüder bzw. Ordensschwestern in ein Sammellager auf der Vulkaninsel Manam, wo sie unter primitivsten Umständen vegetierten und infolge der Kriegslage am 26. Januar 1944 neuerlich umsiedeln sollten. Franz Wolf protestierte erfolglos, da drei Viertel der Missionare an schwerer Malaria erkrankt und alle unterernährt waren. Der Schiffstransport wurde nachts von der amerikanischen Luftwaffe angegriffen. Von den auf dem offenen Verdeck des japanischen Transportbootes "Dorish Maru" befindlichen Christen starben in wenigen Sekunden 27 Schwestern, 12 Brüder und 7 Patres, die meisten anderen erlitten Verletzungen.[4] Monsignore Wolf erlag am 23. Februar 1944 im japanischen Internierungslager zu Hollandia seinen schweren Wunden.[5]

Die sofort getöteten Missionare begrub man eilends in Strandnähe, Bischof Wolf und andere, nachträglich im Lager Hollandia Verstorbene, wurden im dortigen Buschgelände verscharrt. Kurz nach Kriegsende exhumierten amerikanische Truppen die Leichen und überführten sie in Metallsärgen nach Finschhafen.[6] Schließlich bettete man 1947 die Toten erneut um und begrub sie auf dem alten Missionsfriedhof von Alexishafen, wo auch eine Gedenkstätte mit Kreuzigungsgruppe entstand.[7] [8] Bischof Wolf, dessen sterbliche Überreste anhand des Gebisses zweifelsfrei identifiziert werden konnten, fand in der Krypta der neu erbauten Kirche seine letzte Ruhestätte.[9]

Das Apostolische Vikariat Ost-Neuguinea wurde 1966 zur Erzdiözese Madang in Papua-Neuguinea erhoben.

In Essen ist die Bischof-Franz-Wolf-Straße nach dem Prälaten benannt.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Angaben zu den Eltern des Bischofs
  2. Zu Alexishafen
  3. Die Überreste der ausgebombten Kathedrale von Alexishafen
  4. Zum Luftangriff auf die gefangenen Missionare
  5. Quelle zum Ende von Bischof Wolf
  6. Zur Beisetzung und ersten Exhumierung von Bischof Wolf
  7. Missionsfriedhof Alexishafen
  8. Gedenkstätte auf dem Friedhof von Alexishafen
  9. Zweite Exhumierung und endgültige Beisetzung des Bischofs

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