Fritz Behrendt (Architekt)

Fritz Behrendt (Architekt)

Fritz Behrendt (* 30. März 1877 in Königsberg; † 1941[1]) war ein deutscher Architekt und Stadtplaner, sowie ab 1909 Baubeamter in Breslau.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Behrendt studierte an der Technischen Hochschule Charlottenburg und an der Technischen Hochschule München, u.a. bei Friedrich von Thiersch. Am Anfang des 20. Jahrhunderts war er freiberuflich als Architekt tätig, er erbaute u.a. eine Villa für den Kunstsammler Carl Sachs (1868–1943) in Breslau-Kleinburg. Im Frühjahr 1904 wurde er zum Regierungsbaumeister (Assessor des Baufaches) ernannt[2]. Im Jahre 1909 wurde er vom Magistrat der Stadt Breslau angestellt, später zum Bauinspektor und anschließend zum Baurat befördert. Nach dem Ersten Weltkrieg war er Leiter des Stadterweiterungsamtes der Stadt Breslau (Stadtbaudirektor), das die geplante Eingemeindung und Erschließung der benachbarten Landgemeinden bzw. der Stadt Deutsch-Lissa koordinierte. Im Jahre 1928 wurde er in den Rat der Stadt gewählt. Am 18. April 1929 wurde er auf den Posten des Stadtbaurates berufen, den er bis zum 31. Januar 1934 innehatte.

In seiner Funktion als Baubeamter entwarf Behrendt öffentliche Bauten, hauptsächlich Schulgebäude. Zu den Pflichten und Befugnissen des Stadtbaurates gehörte ferner, sämtliche Bauvorhaben in der Stadt zu beaufsichtigen. Die Erforschung der Archivbestände zeigt, dass Behrendt wichtigere Bauvorlagen persönlich prüfte und mit Grüneinträgen versah. So strich er zum Beispiel den südlichen Turm des Postcheckamtes an der Klosterstraße zusammen. Ferner geht die auf fünf Geschosse reduzierte Ausführung des von Adolf Rading geplanten Hochhauses der Werkbundsiedlung Breslau auf seine Intervention zurück. Die Werkbundausstellung selbst fand unter heftigem Widerstand Behrendts statt[3].

Werk

Bauten (Auswahl)

Volksschule an der Liegnitzer Straße (jetzt ul. Słubicka) in Breslau
  • Volksschule an der Brockauer Straße (jetzt ulica S. Świstackiego 12), mit H. Froböse, J. Nathanson, Projektoberleitung Max Berg), 1910–1912; jetzt Allgemeinbildendes Lyzeum Nr. 4
  • vier weitere Volksschulen: Liegnitzer Straße (jetzt ulica Słubicka), Charlottenstraße (jetzt ulica Krucza), Klodnitzstraße (jetzt ulica Kłodnicka) und Menzelstraße (jetzt ulica Sztabowa)
  • Pavillon der Friedhofskunst in der Jahrhundertausstellung neben der Jahrhunderthalle, 1913; abgebaut
  • Gerhart-Hauptmann-Realschule an der Yorkstraße (jetzt ulica Jemiołowa 46–48), 1916–1922; jetzt als Jugendherberge genutzt
  • Entwurf für den Verwaltungsbau und die Feuerwache an der Straße am Ohlauufer, 1926; nicht umgesetzt
  • Städtebauliche Planung der Siedlung Klein-Tschansch, mit Heinrich Knipping, 1928
  • Studentenhafen und Restaurantpavillon an der Uferzeile (jetzt Wybrzeże Wyspiańskiego 24), 1930; erhalten
  • Altenheim an der Fürstenstraß / Triftstraße (jetzt ulica Grunwaldzka / Sopocka), 1928-1929; teilweise verändert wiederaufgebaut, jetzt Studentenwohnheim

Schriften (Auswahl)

  • Die Bauten der Jahrhundertausstellung in Breslau. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 33. Jahrgang 1913, Nr. 66, S. 433−436.
  • Der Wettbewerb zur Erlangung eines Bebauungsplanes der Stadt Breslau und ihrer Vororte. In: Der Städtebau, Jahrgang 1922, Heft 19, S. 22.
  • (mit Martin Fuchs): Die Stadt Breslau und die Eingemeindung Ihres Erweiterungsgebiets. Denkschrift des Magistrats. Breslau 1925.
  • Die Breslauer Eingemeindung. In: Ostdeutsche Bauzeitung, Jahrgang 1928, Nr. 46, S. 274–277.
  • Das neue Breslau. In: Deutsche Bauzeitung, 63. Jahrgang 1929, S. 577–584.

Literatur

  • Konstanze Beelitz, Niclas Förster: Breslau / Wrocław. Die Architektur der Moderne. Wasmuth, Berlin 2006, ISBN 978-3-8030-0660-8, S. 170.
  • Iwona Bińkowska, Marzena Smolak: Nieznany portret miasta. Muzeum Historyczne we Wrocławiu, Biblioteka Uniwersytecka we Wrocławiu, Wrocław 1994, ISBN 83-9013142-0.
  • Agnieszka Gryglewska: Budynki wrocławskich szkół epoki wilhelmińskiej. In: Jerzy Rozpędowski (Hrsg.): Architektura Wrocławia. Tom 4. Gmach. Oficyna Wydawnicza Politechniki Wrocławskiej, Wrocław 1998, ISBN 83-7085-393-5, S. 246-250.
  • Jerzy Ilkosz, Beate Störtkuhl (Hrsg.): Wieżowce Wrocławia 1919-1932. Wrocław 1997, ISBN 83-908067-0-3, S. 160-161, 210-202.
  • Wanda Kononowicz: Wrocław. Kierunki rozwoju urbanistycznego w okresie międzywojennym. Oficyna Wydawnicza Politechniki Wrocławskiej, Wrocław 1997, ISBN 83-7085-288-2, S. 47–49, S. 99.
  • Agnieszka Zabłocka-Kos: Osiedle Księże Małe. In: Jan Harasimowicz (Hrsg.): Atlas architektury Wrocławia. Tom II. Wydawnictwo Dolnośląskie, Wrocław 1998, ISBN 83-7023-679-0, S. 137, S. 145.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kononowicz, S. 99
  2. Zentralblatt der Bauverwaltung, 24. Jahrgang 1904, Nr. 29 (vom 9. April 1904), S. 185.
  3. Beate Störtkuhl: Die Wohn- und Werkraumaustellung Breslau „WuWA“ in Breslau 1929. In: Berichte und Forschungen, 3/1995, S. 107-176


Vorgänger Amt Nachfolger
Hugo Althoff Breslauer Stadtbaurat (Hochbau)
1929–1934
Rudolf Kühn

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