Fritz Rumpf

Fritz Rumpf

Fritz Rumpf (* 16. Februar 1856 in Frankfurt am Main; † 23. Juli 1927 in Potsdam) (der Ältere) war ein deutscher Maler, Kunstsammler, Schriftsteller, von 1918 bis 1923 ehrenamtlicher Stadtrat in Potsdam und Erbauer der Villa Rumpf in Potsdam.

Inhaltsverzeichnis

Vorfahren

Urgroßvater

Johannn Georg Friedrich Rumpf (1729-1774) war der zweiter Pfarrer in Oberroßbach. Er war verheiratet mit der Pfarrerstochter Susanne Marie. Seine Vorfahren war seit der Reformation evangelisch und überwiegend Pfarrer in Oberhessen, besonders im Raum Butzbach. Der Stammbau der Familie Rumpf lässt sich bis 1480 zurückverfolgen. 1772, zwei Jahre nach der Geburt des jüngsten Sohnes Friedrich Karl Rumpf (1772-1824) starb er. Der älteste Sohn Ludwig Daniel Philipp Rumpf (1762-NN ) holte den Halbwaisen Bruder nach Frankfurt am Main und finanzierte ihm eine hervorragende Ausbildung.

Großvater (väterlich)

Friedrich Karl Rumpf (* 16. September 1772 in Oberroßbach, † 7. Oktober 1824 in Gießen) Prof. Dr. phil., war ein deutscher Literaturwissenschaftler, Rhetoriker, evangelischer Theologe und Altphilologe. Er heiratete am 11. Juli 1805 in Frankfurt am Main die zehnjahre jüngere Christine Margarethe Fresenius (8. Juni 1782 – 23. April 1873). Sie war eine Tochter von Ludwig Friedrich Wilhelm Fresenius, Konsistorialrates, Oberpfarrer und Rektor des Waisenhauses in Bad Homburg. Von ihren acht Kinden überlebten nur vier.

Vater

Remigius Ernst Friedrich Karl Rumpf (* 30. September 1811 in Gießen; † 6. Januar 1893 in Frankfurt am Main) Dr. jur., Rechtskonsulent der Stadt Frankfurt am Main. Von ursprünglich acht Geschwister überlebte mit ihm vier. Dies waren

  • Bruder/Onkel von Fritz - Jakob Heinrich Samuel Rumpf (* 26. Dezember 1813 in Gießen † 22. Januar 1889 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Pädagoge und Philologe
  • Bruder/Onkel von Fritz - Wilhelm Heinrich Christian Rumpf (* 2. Juli 1822 in Gießen; † 23. Juni 1885 in Gießen) Philologe und Bibliothekar (Kustus der Universitätsbibliothek)
  • Schwester/Tante von Fritz - Marie Luise Gertrud Charlotte Rumpf (* 27. August 1819 in Gießen; † 23. April 1873 in Wiesbaden) verh. 21. September 1845 mit dem geheimen Hofrat und Chemiker in Wiesbaden Carl Remigius Fresenius.
Porträt des Malers Fritz Rumpf, 1901 von Lovis Corinth

Ausbildung

Der Vater Remigius Ernst Friedrich Karl Rumpf bestand zunächst für seinen Sohn Fritz Rumpf auf einer kaufmännische Ausbildung in einem Frankfurter Bankhaus, erlaubte ihm aber auch einen längeren Aufenthalt in Lausanne zur Verbesserung seiner französischen Sprachkenntnisse. Danach durfte Fritz Rumpf das Frankfurter Städelsche Kunstinstitut und die Kunstakademie in Kassel besuchen. Von der sich rasch entwickelnden Berliner Kunstszene wurde er stark angezogen und so wechselte er in die neue Reichshauptstadt, um dort an deren Kunstakademie seine Studien fortzusetzen.

Auch seine Mitschüler aus dem Städelschen Kunstinstitut, wie z.B. die Maler Robert Forell aus Frankfurt, sowie der Landschaftsmaler, Bildhauer und Radierer Johann Georg Mohr (1864-1943), Oscar Goebel, Jacob Happ (1861-1936) und der Bildhauer Hugo Kauffmann (1868-1919) arbeiteten in Berlin.

eigene Familie

Hier lernte er Margarethe Gatterer (* 8. März 1862) aus Schwaben kennen, die er ohne Wissen seiner Familie in Frankfurt in Berlin heiratete. Mit ihr hatte er sechs Kinder.

Alle sechs Geschwister, wie u.a.

  • die älteste Tochter Gertraut
  • der älteste Sohn Friedrich Karl Georg (1888-1949) (auch der jüngere Fritz Rumpf genannt)
  • der zweiälteste Sohn Karl-Heinrich (1889-1914) Artillerieleutnant, gefallen 1914 in Lotz
  • der jüngste Sohn Andreas Rumpf (* 1890-1966) , Prof. Dr. phil., war ein anerkannter deutscher klassischer Archäologe.
Frau Margarethe Rumpf mit den sechs Kindern auf einer Empore im Esszimmer sitzend, 1901 von Lovis Corinth

Von Charlottenburg zog die Familie nach dem nahen Potsdam. Dem Landschafts- und Architekturmaler boten sich in dieser Residenzstadt besonders Motive des Barock und des Rokokostiles an. Diese Motivvorliebe bewog ihn auch, 1893 nach Würzburg umzuziehen.

1893, nach dem Tod seines Vater Remigius Ernst Friedrich Karl Rumpf sowie weiterer Erbschaften, war er vermögend geworden, sodass ihn Berliner Freunde auf ein günstiges Angebot eines leicht erhöhten Wassergrundstücks am Heiligen See in Potsdam aufmerksam machten. Mit einem Frankfurter Schulfreund, dem Architekten Gustav Meyer, errichtete er dort von 1894–1895 auf einem 2200 m² großen Grundstück eine 16 Zimmer große reich gegliederte und verzierte Villa mit Backsteinfassade im sog. Holländischen Neobarock mit einem hohen Zwiebelturm. Sie verfügt über 740 m² Wohnfläche, verteilt auf vier Etagen. Innen wurde es mit barocken Säulen und Rokokodekor im Salon und einem Empirezimmer ausgestattet. 1895 war die sog. "Roten Villa" am Heiligen See in Potsdam bezugsfertig. Die Familie Fritz Rumpf unterhielt in seiner Villa, in der Berliner Vorstadt, Ludwig-Richter-Straße 17, einen offenen Treffpunkt für Künstler. Viele verschiedenartige Künstler wie Lovis Corinth oder auch die Schauspielerin Tila Durieux waren hier zu Gast. Rumpf setzte sich als Stadtverordneter für den Erhalt des Potsdamer Stadtbildes ein. Er gehörte zu den Initiatoren des 1909 gegründeten Potsdam-Museums, war Förderer der Potsdamer Messbildsammlung und ein Mitbegründer des Potsdamer Kultursommers.

Engerer Freundeskreis

Zu Lebzeiten des Erbauers Fritz Rumpf lebte, teilweise über mehrere Tage, befreundete Künstler mit in seiner Villa. Henry van de Velde (1863-1957), Constantin Meunier (1831-1905), Max Liebermann ((1847-1935), Max Slevogt (1868-1932), Walter Leistikow (1865-1908), Peter Behens (1868-1940), Heinich Schiestl (1864- ), sein Bruder Rudolf Schiestle (1878-1931), der Norweger Bernt Grönvold (1859-1932) und Joseph Sattler (1867-1931) gehörtem zum engeren Freundenskreis. 1901 schuf hier Lovis Corinth, der Maler des Impressionismus, das bekannte Familienbild, Frau Margarethe Rumpf mit den sechs Kindern auf einer Empore im Esszimmer sitzend und ein separates Porträtbild von Fritz Rumpf. Das Familienbild ist seit dem Tod von Fritz Rumpf im Besitz der Nationalgalerie Berlin, während das Porträt der Berlinischen Galerie Berlin im Gropiusbau gehört.

Düsseldorfer Arbeiten

Zu den erhaltenen Arbeiten von Fritz Rumpf (der ältere) selbst, gehört u.a. seine Tätigkeit im künstlerischen Beirat für das Kostümwesen in der ersten Spielzeit 1905/06 des Theaters Düsseldorf für Louise Dumont und ihren Mann Gustav Lindemann. Hier entwarf er für die Eröffnungsinszinierung von Stephen Philips „Paolo und Francesca“ und Schillers „Kabale und Liebe“, auch die Kostüme für Hofmannthals „Elektra“ und Shakespeares „Was ihr wollt“.

Sommerhaus

Seit 1913 besaß die Familie Fritz Rumpf im schlesischen Schreiberhau ein geräumiges Sommerhaus in einem Waldgrundstück. Schreiberhau im Riesengebirge galt als flächenmäßig größtes Dorf Preussens und Zentrum einer Künstlerkolonie, deren Mittelpunkt Carl Hauptmann (1858-1921) und sein Bruder und Nobelpreisträger Gerhart Hauptmann (1862-1946) im Nahen Agnetendorf bildeten.

Ende

Die Folgen des ersten Weltkriegs nebst Inflation vernichteten auch das Vermögen der Familie Fritz Rumpf. Die prächtige Villa wurde quasi zum Mehrfamilienheim der gesamten Familie.

Exkurs zur "Roten Villa"

Bilder zur damaligen Inneneinrichtung der Villa Rumpf stehen u.a. in der Festschrift für die Ehefrau von Fritz Rumpf mit dem Titel: Margarethe Rumpf (* 8. März 1862) geborene Gatterer. Zum 100. Geburtstag am 8.März 1962. Einem Privatdruck: Bremerhaven 1962, sowie im Buch seiner Tochter Gertraut Hofstetter: Aus dem Leben meines Vaters. In: Erinnerungen an Fritz Rumpf (1856-1927) Zum 100. Geburtstag am 16. Februar 1956; Hrsg. von Gerhard Rumpf, Bremerhaven 1956 und Aufsatz seiner Schwiegertochter, der Ehefrau seines ältesten Sohnes Friedrich Karl Georg (1888-1949) (auch der jüngere Fritz Rumpf genannt) Marianne Rumpf mit dem Titel: Fritz Rumpf – Leben und Werk im Überblick.

Bis 1945 blieb es der Familiensitz, obwohl das Vermögen der Familie und Kriege und Inflation vernichtet war. Ende des Zweiten Weltkriegs brannte die Villa aus und wurde nicht mehr im ursprünglichen Zustand aufgebaut. Die Sowjets beschlagnahmten auch diese Villa und überließen sie der französischen Militärverbindungskommision (MVM], die aber dann in die Seestraße 41 umzogen. Künstlern und Filmschaffenden nutzten die Wohnruine. Bis zum Jahr 2000 wohnte der Potsdamer Künstler Peter Wilde in dem Gebäude. Er lebte zunächst in einem Dachzimmer und restaurierte das Gebäude Stück für Stück. Von allen Gegenständen musste eine Rußschicht entfernt werden – eine Folge des Brandes von 1945. Bis zum Auszug wohnte hier ebenfalls im Gebäude die Künstler Alfred Schmidt, Christian Heinze und Manfred Nitsche. Zu der Villa gehört ein Gartenpavillon mit gedrehten Holzsäulen, die den Säulen im Petersdom von Rom nachempfunden sind. Im Jahre 2000 erwarb der Modemacher Wolfgang Joop die Liegenschaft per Zwangsversteigerung 4,85 Millionen D-Mark. Die prominente Mitbieterin, das Top-Model Nadja Auermann, wurde überboten. Sehr aufwenig wurde die Villa Rumpf durch Wolfgang Joop kernsaniert und dient ihm dann als Betriebsstätte für sein Modelabel Wunderkind. Firma Wunderkind hat 2011 die Liegenschaft geräumt. Ein neuer Käufer für die Villa Rumpf wird gesucht. Der Kaufpreis soll z. Zt. bei 12 Millionen Euro liegen.

Grabstätte

Mausoleum auf dem Neuen Friedhof Potsdam Standort 7: Fritz Rumpf (1856 - 1927)

eigene Werke von Fritz Rumpf

  • Der Mensch und seine Tracht, ihrem Wesen nach geschildert, von Fritz Rumpf, 330 Seiten, 1905
  • Amphitryon: Lustspiel in 3 Handge. u. e. Vorspiel, nach Jean Baptiste Poquelin Molière, von Fritz Rumpf, 117 Seiten, Oesterheld 1908
  • Die Eigenart des Potsdamer Stadtbildes und Vorschläge zu seiner Erhaltung: Vortr. im Verein d. Haus- u. Grundbesitzer e. V., von Fritz Rumpf, 32 Seiten, 1913

Literatur


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Rumpf — bezeichnet: Rumpf (Anatomie), den Körper ohne Kopf, Hals und Gliedmaßen Rumpf (Heraldik), in der Heraldik ein Helmkleinod Rumpf (Programmierung), in der Programmierung der eigentliche Inhalt einer Prozedur, der bei ihrem Aufruf zur Anwendung… …   Deutsch Wikipedia

  • Fritz Franz Maier — (* 1. Juli 1844 in Znaim, Mähren; † 15. Dezember 1926 in Wien) war ein österreichischer Schiffskonstrukteur. Fritz Franz Maier, Sohn eines Militärarztes, interessierte sich seit seiner Kindheit in Venedig für den Schiffbau. Er studierte von 1861… …   Deutsch Wikipedia

  • Andreas Rumpf — (* 3. Dezember 1890 in Potsdam; † 22. Juni 1966 in Köln) war ein deutscher klassischer Archäologe. Frau Rumpf und ihre sechs Kinder im Esszimmer der Villa Rumpf, Potsdam, 1901, Lovis Corinth Eines der sechs Kinder de …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Karl Rumpf — (* 16. September 1772 in Oberroßbach; † 7. Oktober 1824 in Gießen) war ein deutscher Literaturwissenschaftler, Rhetoriker, evangelischer Theologe und Altphilologe. Inhaltsverzeichnis 1 Vorfahren 2 Leben 3 Familie …   Deutsch Wikipedia

  • Georg Eberhard Rumpf — Georg Eberhard Rumpf. Georg Eberhard Rumpf, auch: Georgius Everhardus Rumphius (* 1627 in Wölfersheim, Grafschaft Solms (heute Wetteraukreis), Hessen; † 13. Juni 1702 im Kastell Victoria, Insel Ambon, Molukken, Niederländisch In …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Rumpf (Verfahrenstechniker) — Hans Rumpf (* 26. Juni 1911 in Langenschwalbach im Taunus; † 4. Dezember 1976 in Heidelberg) war ein deutscher Verfahrenstechniker, Universitätsprofessor und Hochschulpolitiker. Leben Nach dem Studium des Maschinenbaus in Darmstadt und Dresden,… …   Deutsch Wikipedia

  • Frozen Fritz — Der Mann vom Hauslabjoch[1], allgemein bekannt als „Ötzi“, ist eine Gletschermumie aus der ausgehenden Jungsteinzeit (Neolithikum) bzw. der Kupferzeit (Eneolithikum, Chalkolithikum). Am 19. September 1991 wurde die etwa 5300 Jahre alte Mumie beim …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Sehenswürdigkeiten von Potsdam — Historische Stadtansicht mit Garnisonkirche, Stadtschloss und St. Nikolaikirche 1871 Die folgende Liste enthält Sehenswürdigkeiten der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam Inhaltsverz …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Sehenswürdigkeiten von Potsdam — Historische Stadtansicht mit Garnisonkirche, Stadtschloss und St. Nikolaikirche 1871 Die folgende Liste enthält Sehenswürdigkeiten der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Berlinische Galerie — in Kreuzberg Die Berlinische Galerie ist das „Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur“ Berlins. Sie befindet sich in der Alten Jakobstraße im Ortsteil Kreuzberg, unweit des Jüdischen Museums. Direktor des Museums ist seit… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”