Gottfried Schröter

Gottfried Schröter

Gottfried Schröter (* 17. Dezember 1925 in Rädchen, Kreis Glogau) ist ein deutscher Lehrer, Zensurenforscher und Professor für Pädagogik. Er wurde 1988 an der Universität Kiel emeritiert.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Karriere

Gottfried Schröter wurde als sechstes Kind des Dorflehrers Friedrich Schröter und seiner Frau Erna, geb. Arnold, in Rädchen, Kreis Glogau (Schlesien), geboren. Als siebzehnjähriger Abiturient wurde er 1943 zum Reichsarbeitsdienst eingezogen und danach Soldat in Frankreich, Belgien und Holland. Nach der englischen Gefangenschaft wurde er 1945 als Neunzehnjähriger für ein Jahr Schulhelfer (d.h. unausgebildeter Lehrer) für 70 Schüler des 1.–4. Schuljahres in der Dorfschule Heubach (Rhön). Sein Erstes Lehrer-Examen bestand er 1947 nach einem Jahr Studium an der Pädagogischen Hochschule in Weilburg. Darauf folgte sein Zweites Examen 1950. 1953 heiratete er seine Frau Christine, geb. Rauer. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor, die ebenso alle Lehrer wurden. Mittlerweile hat er vier Enkelkinder. 1947 trat er seine erste Stelle als Volksschullehrer im hessischen Neuengronau (heute: Sinntal)an, daneben vervollständigte sein Pädagogikstudium mit den Nebenfächern Psychologie und evangelische Theologie in Frankfurt am Main, welches er 1953 mit der Promotion zum Dr. phil. bei Heinrich Weinstock abschloss. Anschließend unterrichtete er als Lehrer in Emmershausen (heute Weilrod. Von 1958 bis 1960 arbeitete er als Assistent für Schulpädagogik am Pädagogischen Institut Weilburg (Hessen). 1960 folgte die Berufung an die Pädagogische Hochschule Kiel, die später in der Erziehungswissenschaftliche Fakultät der dortigen Universität aufging. 1993 veröffentlichte er seine Autobiografie Leben läßt sich nicht zensieren.

Schwerpunkte seiner Arbeit

Schüleralltag

Um realistisch über die Gedankenwelt der Schüler informiert zu sein, wurde der ganze Alltag des Schülers und darin die Rolle der Schule erforscht. Die Auskünfte von 1700 Betroffenen (Schülern), insgesamt 19 000 Antworten, wurden verarbeitet. Die Ergebnisse erschienen 1962 in Der Schüleralltag – kritisch gesehen. Das Buch ergänzte die Dissertation Das Volksschulkind im Vermassungsprozess der Gegenwart (1953, Doktorvater Heinrich Weinstock).

Junglehrerprobleme

Da ein allgemeines Defizit der Studenten bei der Aufgabe beobachtet wurde, die zwar schulbezogenen, aber zunächst nur theoretischen Erkenntnisse als Praktikant während des Studiums oder nach dem Examen als Junglehrer in eigene Praxis umzusetzen, wurden die Anfängerprobleme des jungen Lehrers erforscht und in Seminaren erörtert. Ergebnisse in Buchform: Einführung in die Schulpraxis. Eine Schulpädagogik für Schulpraktikanten, Junglehrer und ihre Mentoren. 1963, 4. Auflage 1984; Spannend unterrichten- aber wie? Das Moment der Spannung in Erziehung und Unterricht. 1964; Neuzeitliche Aufsatzthemen. 1954, 7. Auflage 1968.

Gruppenunterricht

Die Dominanz des Frontalunterrichtes sollte bekämpft werden. Schwerpunkt und Arbeitsziel war für diesen Zweck eine „Wegbereitung“ für den Gruppenunterricht an möglichst vielen regulären Schulen. Ergebnisse in Buchform: Schon morgen mit der Gruppenarbeit beginnen. 300 Lehrer und 8000 Schüler erproben den Gruppenunterricht – Forschungsbericht und praktische Anleitung. 1967, 2. Auflage 1972.

Zensurenforschung

In der Zeit der 68er ergab sich verstärkt die Fragestellung nach der Gerechtigkeit in den Urteilen der Schulen und ihrer Lehrer über die Leistungen und das Verhalten ihrer Schüler, und zwar in Zensuren, Kommentaren und Zeugnissen. Ergebnisse in Buchform: Die ungerechte Aufsatzzensur. 1971, 5. Auflage 1976. Der Inhalt dieser Studie wurde in den deutschen Zeitungen und in anderen in- und ausländischen Medien vorgestellt und erörtert; Informations- und Trainingsmappe für das Zensieren von Schüleraufsätzen. 1972, 3. Auflage 1973; Zensuren? Zensuren! Grunderkenntnisse und neue Forschungsergebnisse für Lehrer, Eltern und interessierte Schüler. 1977, 3. Auflage 1981; Versetzung gefährdet. 1980; Schulkritik. Was Deutsche von Zensuren, Zeugnissen und Prüfungen halten. 1985.

Religionspädagogik und Theologie

Gemeinsam mit Rudolf Seiß veranstaltete Schröter 17 Jahre hindurch das Hochschulseminar „Glauben und Denken“. Im Zusammenhang damit wurden religionspädagogische und theologische Fragen untersucht. Zu diesem Themenkreis gehörige Bücher: Sinn und Grenzen der religiösen Unterweisung. 1952; Was ist Heiligkeit? 1955; Kann man als Wissenschaftler der Bibel glauben? 1974, 2. Auflage 1986; Der Vater in der Familie. 1975; Erziehen Christen anders? 1976; Liebe schwer und schön – Wegweisung für junge Christen. 1978, 5. Auflage 1984; Ungarisch: Szerelem – nehez es szep. 1988; Denken erwünscht – Warum ich der Bibel glaube. 1978; Ein Christ feiert Weihnachten. 1979, 3. Auflage 1986; Erst hören, was Gott sagt – Schülerandachten. 1980, 2. Auflage 1982; Auf dem Boden der Tatsachen – Christ werden, Christ bleiben. 1983; Unsere Wolke von Zeugen. 2005.

Erzählendes

21 Geschichten für junge Leute von heute. 1966; Christoph und Christiane. Roman. 1978, 2. Auflage 1979 (unter dem Pseudonym „Gottfried Arnold“); Denk mal! Geschichten für Kinder und Jugendliche. 1982.

Herausgeber von Büchern

Schröter gab folgende Bücher mit eigenen Beiträgen und denen anderer Wissenschaftler und Schulpraktiker heraus: Probleme der Primarstufe. 1972; Die Schule der 10 bis 15-Jährigen. 1975; Analyse und Ansätze einer neuen Grundschuldidaktik – Die Schule der 5 bis 10-Jährigen. 1976; Schulkinderprobleme (Erfahrungsberichte für Lehrer und Eltern. 1981.

Neben Aufsätzen in pädagogischen Fachzeitschriften veröffentlichte Schröter Beiträge in Büchern, die von anderen Autoren, zumeist Wissenschaftlern und Schulpraktikern, herausgegeben wurden. Festschrift von Hans Hielscher und Martin Schwab (Hrsg.), Schulkinder achten und fördern – Gottfried Schröter zum 60. Geburtstag am 17. Dezember 1985.

Schriften

  • Sinn und Grenzen der religiösen Unterweisung. Paulus, Stuttgart 1952.
  • Das Volksschulkind im Vermassungsprozess der Gegenwart. Dissertation Universität Frankfurt am Main. 1953.
  • Neuzeitliche Aufsatzthemen. Hirschgraben, Frankfurt am Main 1954.
  • Was ist Heiligkeit? 1955.
  • Der Schüleralltag – kritisch gesehen. Neue Deutsche Schule, Essen 1962.
  • 1963 Einführung in die Schulpraxis. Wunderlich Verlagsbuchhandlung, Oberursel (Taunus) 1984, ISBN 3-8084-4062-7.
  • Spannend unterrichten- aber wie? Wunderlich Verlagsbuchhandlung, Worms 1963.
  • 21 Geschichten für junge Leute von heute. Wunderlich Verlagsbuchhandlung, Worms 1966.
  • Schon morgen mit der Gruppenarbeit beginnen. Wunderlich Verlagsbuchhandlung, Oberursel (Taunus) 1967.
  • Die ungerechte Aufsatzzensur. Kamp, Bochum 1971, , ISBN 3592714805.
  • Informations- und Trainingsmappe für das Zensieren von Schüleraufsätzen. Kamp, Bochum 1972.
  • Kann man als Wissenschaftler der Bibel glauben? Brockhaus, Wuppertal 1974, ISBN 341700506X.
  • Der Vater in der Familie. Brockhaus, Wuppertal 1975, ISBN 3417005175.
  • Erziehen Christen anders? Brockhaus, Wuppertal 1976, ISBN 3417005639.
  • Zensuren? Zensuren! Pädagogischer Verlag Burgbücherei Schneider, Baltmannsweiler 1977, ISBN 3871161195.
  • Denken erwünscht – Warum ich der Bibel glaube. Brockhaus, Wuppertal 1978, ISBN 3417202655.
  • Christoph und Christiane. Schulte, Wetzlar 1978, ISBN 3877399606.
  • Ein Christ feiert Weihnachten/Gesegnete Weihnachtszeit. Schulte und Gerth, Asslar 1979, ISBN 3877395333.
  • Erst hören, was Gott sagt – Schülerandachten. Schulte und Gerth, Asslar 1980, ISBN 387739437X.
  • Liebe schwer und schön –Wegweisung für junge Christen. Weißes Kreuz, Kassel 1987, ISBN 3878930704.
  • Versetzung gefährdet. Hänssler, Stuttgart 1980, ISBN 3775104984.
  • Denk mal! Geschichten für Kinder und Jugendliche. Schulte und Gerth, Asslar 1982, ISBN 3877394493.
  • Auf dem Boden der Tatsachen – Christ werden, Christ bleiben. Schulte und Gerth, Asslar 1983, ISBN 3877395139.
  • Schulkritik. Pädagogischer Verlag Burgbücherei Schneider, Baltmannsweiler 1985, ISBN 3871161616.
  • Leben läßt sich nicht zensieren. Autobiografie. Brockhaus, Wuppertal 1993, ISBN 3417110165.
  • Die Souveränität Gottes. Privatdruck 1997.
  • Unsere Wolke von Zeugen. Privatdruck 2005.

Weblinks


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