Hans Maler zu Schwaz

Hans Maler zu Schwaz

Hans Maler zu Schwaz alias Johannes Maler zu Schwaz (* vermutlich 1480 / 1488 in Ulm; † 1526 / 1529 in Schwaz) war ein Porträt-Maler.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Hans Maler ist ein Zeitgenosse von Albrecht Dürer. Vermutet wird seine Ausbildung in der Werkstatt der Ulmer Schule von Bartholomäus Zeitblom. Hauptsächlich tätig war er im Österreichischen Schwaz 33 km östlich von Innsbruck. Wahrscheinlich führte ihn Bernhard Strigel mit seiner Werkstatt nach Tirol. Schwaz liegt circa 296 km südlich von Ulm. Die florierende Silberstadt Schwaz bot Maler das geeignete Umfeld für seine Tätigkeit. 80 % des mittelalterlichen Silbers wurde in Schwaz gewonnen.[1]

Hans Maler wurde erstmals 1510 in einer Urkunde erwähnt als Poträtmaler zweier Werke von Maria von Burgund, die er im Auftrag von Maximilian I. anfertigte. Seine Auftraggeber waren der habsburgische Hof in Innsbruck und Schwazer Kaufleute, speziell die Fugger. Er schuf zahlreiche Porträtwerke. Zu seinem Oeuvre gehören auch sakrale Bildthemen.

Mindestens drei Mal hat er Ferdinand I. und vier Mal Anna von Böhmen und Ungarn porträtiert. Die Reprisen waren Auftragswerke des Habsburgischen Hofs.

Von Anton Fugger sind drei verschiedene Porträt-Versionen tradiert. Sein Bild Sigmund von Dietrichstein, (* 1480), einem Günstling Kaiser Maximilians, gilt als ältestes seiner tradierten Porträts. Es ist vermutlich um 1517 entstanden. Das letzte Werk ist Matthäus Schwarz (1497–1574; 1541 geadelt von Kaiser Karl V.), dem Finanzdirektor der Fugger in Augsburg, von Samstag, den 20. Februar 1526. Maler stellt ihn Laute spielend dar. Diese Aktionsdarstellung ist bei den überlieferten Werken einzigartig. Die Werke vermitteln den zeitgemäßen Einsatz der Kunst. Das Laute-Attribut verdeutlich die humanistische Bildung des dargestellten.

Forschungsablauf

Nach seinem Tod geriet der Künstler in Vergessenheit. Seine Werke wurden anderen Künstlern zugeschrieben oder galten als anonym. Erst Ende des 19. Jahrhunderts begann die Erforschung seines Werkes.

Der Kunsthistoriker Ludwig Scheibler entdeckte 1887 die Handschrift dieses Künstlers und fand heraus, dass Maler nicht zu verwechseln ist mit dem Vater von Lucas Cranach dem Älteren, der ebenfalls Hans Maler [2], hieß und etwa zur gleichen Zeit lebte[3]. Hierzu konnte Scheibler auf Grund seiner Forschungsarbeiten nicht nur die räumliche Distanz der beiden Künstler nachweisen, sondern vor allem die wesentlich bedeutenderen Werke des Ulmer und späteren Tiroler Hans Maler diesem eindeutig zuweisen. Zu ähnlichen Ergebnissen kam auch der unabhängig von Scheibler aber in der gleichen Thematik forschende Robert Vischer. Der österreichische Kunsthistoriker Stefan Krause führt hierzu die entsprechende Beweisführung Scheiblers und Vischers in seiner Dissertationsarbeit über „Die Porträts von Hans Maler – Studien zum frühneuzeitlichen Standesporträt“ von 2008 klar ersichtlich auf.

1891 wurde Maler von Theodor Frimmel erstmals lokalisiert. Der unbekannte Künstler musste aus Ulm, Innsbruck oder Tirol stammen. 1895/97 charakterisierte Max Jakob Friedländer sein Oeuvre. 26 Porträts befanden sich 1929 in öffentlichem und privatem Besitz in Berlin, München, Wien, Augsburg, Weimar, Wörlitz, Darmstadt, Ravensburg, London, New York City, Paris, Rotterdam, Bordeaux, Rom, Rovereto und Rovigo. 1905 gelang Gustav Glück anhand der signatur auf der Rückseite des Porträts Anton Fugger, 1524: HANS MALER VON ULM MALER ZVO SCHWATZ die Identifizierung des Künstlernamens. 1906 publizierte Glück das einzige tradierte Dokument, einen Brief von Hans Maler an Königin Anna, sie hatte ihm 10 Porträts in Auftrag gegeben.

2008 erbrachte Stefan Krause in seiner Dissertation der Porträtforschung über Hans Maler den Nachweis von 40 Porträts, die sich in Europa und den USA befinden.

Signatur

Hans Maler hat vier seiner tradierten Werke signiert. Seine Signaturen lauten: HM MZS Hans Maler Maler zu Schwaz, HM und HANS MALER VON ULM MALER ZVU SCHWAZ.

Stil

Seine Werke veranschaulichen den zeitgemäßen Porträtstil. Hans Dauchers (um 1485–1538) Medaillon-Darstellung eines Profilporträts mit Büstensockel wurde eine beliebte Vorlage. Hans Maler zu Schwaz setzte diesen Typ 1520 bei seinem Porträt Anna Regina ein. In Italien findet sich dieser Porträttyp bei folgenden Werken von Pisanello um 1431/41: Same (Pisanello) und Lionello d’Este. Ebenso setzte Maler den von Albrecht Dürer 1519 bei seinen Bildern Kaiser Maximilian I. und Jakob Fugger gebildeten Porträttyp des Staatsporträts ein. Dies verdeutlichen seine Bilder Anton Fugger und Anna Jagiellonica. Die Würde des Dargestellten wird durch eine auf das Wesentliche konzentrierte Wiedergabe verdeutlicht.

In seinem Selbstbildnis des Jahres 1498 wählt er eine ähnliche Sitzposition und Haltung, aber spiegelbildlich und vor einem Ausblick in eine Landschaft. Die Bildwerke ermöglichen einen Einblick in die Kostümgeschichte. Gemäß der seit 1497 entworfenen und 1530 genehmigten Kleiderordnung, der RPO (Reichspolizeiordnung), war an der Kleidung der gesellschaftliche Stand abzulesen. Kaiser Maximilian I. verwendete die Porträts zu Propagandazwecken. Das Hofbildnis bezeugt Individualisierung und Idealisierung. Seine Bilder gaben sein Aussehen wieder und wurden wie seine Person geehrt. Auch die Physiognomien wurden entsprechend dem Status wiedergegeben.

Meist handelt es sich um Büsten-Porträts/Brustporträts, Schulterstücke und Halbfiguren-Porträts mit neutralem polychromen Hintergrund, der sich nach unten aufhellt. Hans Maler ist stilverwandt mit Bernhard Strigel. Detailreichtum und lineare Malweise kennzeichnen seine Werke. Tradiert ist ein Profilporträt, ansonsten erfolgt seine Darstellung im Halbprofil.

Rezeption

Sein Büstenporträt eines bartlosen 33jährigen Mannes aus dem Jahr 1521 zierte spiegelbildlich den 500 DM-Schein. Wenn es sein Selbstbildnis darstellt, ist Hans Maler 1488 geboren.

Werke (Auswahl)

Porträts

Sakrale Werke

Gemälde für den Apostelaltar der Franziskanerkirche (1515 konsekriert) zu Schwaz:

Literatur

Einzelnachweise

  1. Die Entstehung von Silberlagerstätten wurde 2002 von Tübinger Mineralogen erforscht. Erforschung der Erzlagerstätten
  2. ursrpünglich Hans Sunder, genannt Maler († vor 1528), tätig in Kronach; siehe NDB Lucas Cranach
  3. Im Mittelalter ergab sich der Nachname oftmals aus dem Beruf oder dem Wirkungsort; Lucas Cranach bezeichnete sich deshalb nach seinem Wirkungsort Kronach, wogegen dessen Vater nach seiner Tätigkeit benannt wurde. Somit wird auch Hans Maler zu Schwaz ursprünglich nicht so geheißen haben, sondern auch er wurde zunächst nach seiner Tätigkeit und später zusätzlich noch nach seinem Hauptwirkungsort so genannt

Weblinks

 Commons: Hans Maler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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