Haus Mayer-Kuckuk

Haus Mayer-Kuckuk

Das Haus Mayer-Kuckuk (in der Literatur auch irrtümlich in der Schreibweise Kuckuck) in Bad Honnef in Nordrhein-Westfalen ist ein 1967 errichtetes und in der deutschen Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts als paradigmatisch rezipiertes Einfamilienhaus in Systembauweise nach Entwürfen des Architekten Wolfgang Döring. Bauherr war der Atomphysiker Theo Mayer-Kuckuk.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Das Haus liegt am südlichen Ende der Böckingstraße, einer Sackgasse sowie unterhalb des Ortsteils Rommersdorf und nördlich der Bad Honnefer Stadtmitte. Die Hauptstraße (L 193) verläuft etwa 100 m westlich unterhalb des Gebäudes. Südlich des Hauses liegt das ehemalige Gelände des Klosters Haus Nazareth.

Geschichte

Die Baufläche des Hauses, zuvor als Obstwiese dienend, war ein 650 m² großes Erbpachtgrundstück der Elly-Hölterhoff-Böcking-Stiftung der Universität Bonn und wurde dem dort als Professor für theoretische Physik tätigen Auftraggeber zur Bebauung überlassen. Die Planungen begannen 1965. Für den Bau des Hauses standen 80.000 DM zur Verfügung. Dem Architekten wurden dabei Vorgaben über Funktion und Zahl der Räume gemacht, die zusammen mit dem engen Kostenrahmen zu Überlegungen über den Einsatz neuer Werkstoffe und Fertigungsmethoden führten. Der Architekt wollte ein Beispiel schaffen, wie das Wohnhaus der Zukunft industriell als Gebrauchsartikel mit neuen Raumstrukturen hergestellt werden könnte.[1] 1977 sagte Döring: „Das Aussehen dieses Hauses hat mich eigentlich überhaupt nicht interessiert.“ Nach der Fertigstellung der Betonfundamente nahm die Montage der vorgefertigten Bauelemente nur fünf Tage in Anspruch.

Das Wohnhaus blieb das einzige einer Serie vom Architekten geplanter Fertigbauten. 2007 wurde es unter Denkmalschutz gestellt. Das Rheinische Amt für Denkmalpflege bezeichnete es als „prototypische Realisation progressiver architektonischer Gedanken einer fortschrittsgläubigen Zeit, ein architektur- und gesellschaftshistorisches Zeugnis der 1960er Jahre.“ Ein früherer Antrag auf Ausweisung als Baudenkmal zu Beginn der 1990er-Jahre scheiterte am Widerstand der Stadt Bad Honnef.[2]

Architektur

Der Architekt schuf ein Fertighaus mit einem Tragwerk aus Leimholzbalken, das mit dreieckigen Holzscheiben ausgesteift ist. Die vertikalen Leimbalken sind mit dünnen Stahlstiften in den Betonfundamenten, die aus 16 Betonquadern bestehen, verankert. Bemerkenswert ist dabei die Platzierung der statischen Bauelemente außerhalb des Baukörpers. Neben dem Tragwerk sind seriell gefertigte Boden- und Wandelementen, die bereits die Einrichtung enthalten, das zweite Systemelement.

Der zweigeschossige Hauptwohnraum umfasst den Großteil des Gebäudes und verfügt über eine Arbeitsempore, die durch Wendeltreppe zugänglich ist. Ein schmaler Korridor nimmt die anderen Wohnräume auf.

Einzelnachweise

  1. Böckingstrasse – Eine Haus-Monografie – Das Konzept
  2. Böckingstrasse – Eine Haus-Monografie – Einleitung

Weblinks

Literatur

  • Wolfgang Pehnt: Neue deutsche Architektur 3. Gerd Hatje, Stuttgart 1970, ISBN 3-7757-0001-3, S. 54–55.
  • Heinrich Klotz: Architektur in der Bundesrepublik. Gespräche mit sechs Architekten. Ullstein, Frankfurt am Main, Berlin, Wien 1970, ISBN 3-550-07475-1, S. 65–104 (Gespräch mit Architekt Wolfgang Döring mit ausführlicher Erörterung des Hauses Mayer-Kuckuk. Mit Fotografien aus der Bauphase.).
50.6517087.221778

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