Helbigsdorf (Mulda)

Helbigsdorf (Mulda)
Helbigsdorf
Gemeinde Mulda
Koordinaten: 50° 49′ N, 13° 22′ O50.81018333333313.374038888889Koordinaten: 50° 48′ 37″ N, 13° 22′ 27″ O
Fläche: 8,468 km²
Einwohner: 444 (31. Dez. 1993)
Eingemeindung: 1. Jan. 1994
Postleitzahl: 09619
Vorwahl: 037320

Helbigsdorf ist ein Ortsteil der sächsischen Gemeinde Mulda im Landkreis Mittelsachsen.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Helbigsdorf liegt etwa 10 Kilometer südlich von Freiberg im Erzgebirge. Die Ortslage erstreckt sich über etwa 3 Kilometer entlang des Helbigsdorfer Bach, welcher nach Osten der Freiberger Mulde zufließt. Zum Ort gehört noch die so genannte Heidemühle westlich des Ortes, unweit des Unteren Großhartmannsdorfer Teiches sowie am Zethauer Kunstgraben gelegen.
Durch den Ort verläuft die Staatsstraße 210 Großhartmannsdorf–Mulda.

Nachbarorte

Müdisdorf Weigmannsdorf
Großhartmannsdorf Nachbargemeinden Randeck
Obersaida Zethau

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes datiert von 1324 als Helwigstorf[1]. Kirchlich war der Ort um 1500 Filialkirche von Großhartmannsdorf.

Nachdem Helbigsdorf 1667 eigenständige Parochie geworden war, besuchten die Schüler der Orte Helbigsdorf, Müdisdorf und Randeck gemeinsam die hiesige Kirchschule, wobei Randeck bereits vordem eine eigene Schule besessen haben soll. Mit den Schulneubauten in Müdisdorf 1854 und Randeck 1882 besuchten die jeweiligen Schüler fortan die dortigen Schulen.
Nachdem ein erstes Schulhaus 1782 abgebrannt war, wurde am 1. Juli 1783 an alter Stelle ein Neubau geweiht und 1883 um ein Wirtschaftsgebäude ergänzt.[2]

August Schumann nennt 1816 im Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen Helbigsdorf betreffend u. a.:

„Es gehört schrifts. zum Rittergute Dörrnthal, hat seit dem J. 1666 eine Pfarrkirche, auch eine Schule, und drei Mühlen von 5 Gängen.“[3]

Im Werk „Neue Sächsischen Kirchengalerie“ von 1901 heißt es weitergehend u. a.:

„Das Erbgericht, mit seinen Beigütern an 200 ha umfassend, ist eines der größten seiner Art und besitzt neben Brauerei und Brennerei eine namentlich früher sehr schwunghaft betriebene Torfgräberei, [...]
Die 554 Seelen zählende Einwohnerschaft nährt sich, einige kleine Handwerker abgerechnet, ausschließlich von Ackerbau, der frelich bei der Ungunst der Verhältnisse und bei der schon etwas rauheren Lage des Ortes nicht sehr lohnend ist, [...] .“
[4]

1906 entstand aus einem ehemaligen Bauerngut ein Schloss. In den Gebäuden wurde zwischen 1946 und 1970 ein Moorbad betrieben, im Jahr darauf wurde im Herrenhaus eine Schule eingerichtet. Bei einem Brand im Jahre 2005 wurden die Anlagen komplett zerstört.[5]

Am 1. Januar 1994 wurde Zethau nach Mulda eingemeindet.[6]

Entwicklung der Einwohnerzahl

Jahr Einwohnerzahl [1]
1551 27 besessene Mann, 70 Inwohner
1748/64 25 besessene Mann, 2 Gärtner, 24 Häusler, 28 Hufen
1834 597
1871 710
Jahr Einwohnerzahl
1890 700
1910 585
1925 606
1939 547
Jahr Einwohnerzahl
1946 714
1950 691
1964 593
1990 463

Kirche Helbigsdorf

Kirche

Die hiesige Kirche gehörte bereits vor der Reformation 1539 als Filialkirche zu Großhartmannsdorf. Im Jahre 1666 erhob der ehemalige Oberberghauptmann Caspar von Schönberg Helbigsdorf zur selbstständigen Parochie und zahlte 800 Gulden zur Auspfarrung.
Das Kirchengebäude im Stil des Spätgotik stammt aus dem 14. bis 15. Jahrhundert, das älteste Kirchenbuch datiert von 1546. 1576 und 1726 erfuhr der Bau Erweiterungen. Die Turmuhr geht auf das Jahr 1580 zurück, wurde 1895 repariert und bis ins Jahr 2008 jeden Tag von Hand aufgezogen. Von 1988–1991 wurde die Kirche grundlegend restauriert.

Orgel

1726–1728 schuf der Orgelbaumeister Gottfried Silbermann aus Freiberg für 450 Taler die Orgel, sein kleinstes zweimanualiges Instrument. 1750 brannte das nur 5 Ellen von der Kirche entfernte Erb- und Lehngericht ab. Um die Kirche zu schützen wurde sie durch eine große Feuerspritze mit Wasser überschüttet. Jedoch drang Wasser in die Orgel ein und machte Ventile und Windkanäle undicht. Geld für Reparaturen war aber zu dieser Zeit nicht vorhanden. So konnte Silbermann die Schäden lediglich begutachten jedoch nicht beheben. Erst 1802 wurde sie von Orgelbaumeister Johann Christian Günther aus Lichtenwalde für 197 Taler repariert.
1994 führte die Orgelbaufirma Jehmlich aus Dresden Restaurierungen durch, weitere Arbeiten erfolgten durch Wilhelm Rühle[7]

Literatur

  • Die Parochie Helbigsdorf. in: G. Buchwald (Hrsg.): Neue Sächsische Kirchengalerie, Ephorie Freiberg. Strauch Verlag, Leipzig 1901, S. 239–256 (Digitalisat)
  • Richard Steche: Helbigsdorf. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 3. Heft: Amtshauptmannschaft Freiberg. C. C. Meinhold, Dresden 1884, S. 99.

Weblinks

 Commons: Helbigsdorf (Mulda) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b vgl. Helbigsdorf im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  2. Die Parochie Helbigsdorf. in: G. Buchwald (Hrsg.): Neue Sächsische Kirchengalerie, Ephorie Freiberg. Strauch Verlag, Leipzig 1901, S. 254–255 (Digitalisat)
  3. Helbigsdorf. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 3. Band, Zwickau 1816, S. 768.
  4. Die Parochie Helbigsdorf. in: G. Buchwald (Hrsg.): Neue Sächsische Kirchengalerie, Ephorie Freiberg. Strauch Verlag, Leipzig 1901, S. 239–240 (Digitalisat)
  5. Zur Geschichte von Helbigsdorf, abgerufen am 13. März 2011
  6. Gebietsänderungen ab 1. Januar 1994 bis 31. Dezember 1994 auf der Internetpräsenz des Statistisches Landesamt des Freistaats Sachsen, S. 3, abgerufen am 13. März 2011
  7. Kirche Helbigsdorf, abgerufen am 10. Oktober 2011

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