Herzenbergkapelle

Herzenbergkapelle
Außenansicht der Kapelle

Die Herzenbergkapelle ist eine Marien-Wallfahrtskapelle auf dem Herzenberg in der hessischen Kleinstadt Hadamar. Er stellt einen bedeutenden Wallfahrtsort in der Volksfrömmigkeit der Region dar.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Innenraum der Kapelle

Der Herzenberg ist Teil eines Höhenzugs nördlich und östlich der Hadamarer Altstadt. Am Standort der Kapelle erreicht er etwas mehr als 200 Meter über dem Meeresspiegel. Im 19. und 20. Jahrhundert hat sich die Wohnbebauung bis unmittelbar an den Rand des Kapellenbezirks herangeschoben.

Der heutige Chor des Gebäudes ist das Überbleibsel der 1675 errichteten ersten Kapelle, eines nur rund 4,50 Meter durchmessenden, achteckigen Zentralbaus mit Dachkonstruktion aus Haube und Laterne. 1691 wurde das Bauwerk um ein Längsschiff mit Rippengewölbe erweitert, zu dessen Bedeckung das Haubendach ebenfalls in länglicher Form erweitert wurde. Mit der Ergänzung um ein geschweiftes Vordach 1860 erhielt die Kapelle ihre heutige Form.

Die Innenausstattung wird von einem barocken Hochaltar aus dem Jahr 1693 dominiert, der als zentrales Verehrungsbild dieses Wallfahrtsorts eine mittelalterliche Holzfigur der Muttergottes mit Jesuskind enthält. Möglicherweise handelt es sich dabei um das Standbild, das in der Reformation aus der Liebfrauenkirche, der ehemaligen Hadamarer Pfarrkirche, verschwand. Vier Epitaphe von 1736 in der Wand neben dem Altar verschließen die Beisetzungsstätten der Herzen vierer Mitglieder von nassauischen Fürstenhäusern. Barockes Kirchengestühl für rund 50 Gottesdienstbesucher vervollständigt die Anlage. An den Wänden des Vordach-Baus sind zahlreiche Votiv- und Danktafeln angebracht, die mehrheitlich aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs stammen, aber auch heute noch gelegentlich ergänzt werden. Die heutige Glocke stammt aus dem Jahr 1807.

Brunnen, stadtzugewandte Seite
Brunnen, stadtabgewandte Seite

Eine Kreuzigungsdarstellung in einem Schrein rund 30 Meter gegenüber dem Kirchenausgang und ein Brunnen aus dem Jahr 1986 vervollständigen den Wallfahrtsbezirk.

Unmittelbar an die Kapelle grenzt ein öffentlich zugänglicher Schaugarten mit einer Vielzahl von verschiedenen Rosenbeeten an. Aus der Stadt führt ein steiler Kreuzweg auf den Herzenberg, der 1697 erstmals angelegt und 1908 neu gestaltet wurde. Damals erhielt er linksseitig neobarocke Bildstöcke aus Sandstein-Mauerwerk und mit Terrakotta-Reliefs. Der „neue Kreuzweg“ aus den 1950er Jahren führt über einen anderen Streckenverlauf auf den Herzenberg. Etwa zu dieser Zeit wurde auch der neue Friedhof angelegt, der sich östlich an den Wallfahrtsbezirk anschließt.

Auf dem ehemaligen Gelände eines früheren Hochbehälters zur Trinkwasserversorgung der Stadt wurde Anfang der 1980er Jahre ein Ziergarten eingerichtet. Auf dem Gartenareal neben der Einmündung des alten Kreuzwegs in das Kapellengelände befindet sich heute ein Pavillon, der an Sonntagen in der Sommerzeit bewirtet wird.

Geschichte

Ursprünglich war der Herzenberg unter dem Namen „Hirtzberg“ oder „Hirschberg“ bekannt. Nachdem der Ort zur Herz-Begräbnisstätte der Hadamarer Fürsten wurde, bürgerte sich die heutige Bezeichnung ein.

Kreuzigungsdarstellung gegenüber dem Eingang der Kapelle
Eingang der Kapelle

Vor dem Bau der Kapelle nutzten die Schüler des 1652 gegründeten Jesuitenkollegs den Hirschberg als Spielplatz. 1675 erhielten die Jesuiten von den Bürgermeistern, dem Schöffen und dem Rat der Stadt ein Gelände auf dem Hirschberg geschenkt. Als besonderer Förderer des Kapellenbaus tat sich Pater Johannes Musset hervor. In den folgenden Jahren wurden zum Teil Jesuitenschüler für die Bauarbeiten eingesetzt. Die Jesuiten veranstalten Geld- und Baumaterialsammlungen, um den Bau zu ermöglichen. Nach 1675 wurde die erste Kapelle, wohl eher ein Bildstock, fertiggestellt.

1676 wurde aus einer Jesuitenniederlassung in Koblenz die Marienstatue überführt, die möglicherweise aus Hadamar dorthin vor der Reformation in Sicherheit gebracht worden war. Den ersten Altar stiftete Anna Ludovica, die dritte Ehefrau von Fürst Moritz Heinrich von Nassau-Hadamar. Offenbar setzte schnell ein reger Wallfahrtsbetrieb ein, denn 1890 ließ Regent Franz Bernhard die Kapelle erweitern und den heutigen Hochaltar anfertigen, da der Platz in der Kapelle für die Nutzer nicht mehr ausreichte.

In der Kapelle sind die Herzen von Franz Bernhard von Nassau-Hadamar, † 1695, Franz Alexander von Nassau-Hadamar, † 1711, Franz Hugo von Nassau-Siegen, † 1736 und Wilhelm Hyacinth von Nassau-Siegen, † 1743, bestattet.

Bis ins 20. Jahrhundert hinein war die Herzenbergkapelle Ziel mehrerer jährlich wiederkehrender innerstädtischer Prozessionen und regionaler Wallfahrten. Dieser Wallfahrtsbetrieb ist inzwischen weitgehend erloschen.

Zahlreiche Legenden ranken sich um die Wallfahrtsstätte. So sind aus der Nacht vor der Grundsteinlegung Berichte von Leuchterscheinungen über der Baustelle überliefert. Zudem wird von zahlreichen überraschenden Gebetserhörungen berichtet.

Heutige Nutzung

Neben mehreren kleineren Gottesdiensten zieht vor allem das Fest Mariä Himmelfahrt mit dem angeschlossenen Herzenbergfest eine große Zahl von Besuchern an. Der Verein „Freunde des Herzenbergs“ unterstützt heute die Kirchengemeinde bei der Pflege der Kapelle und ihrer Umgebung.

Literatur

Weblink

 Commons: Herzenbergkapelle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
50.4518348.049256

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