Holger Schlageter

Holger Schlageter
Porträt von Holger Schlageter

Holger Schlageter (* 1973 in Groß-Umstadt) ist ein deutscher Publizist, Theologe und Psychologe. 2003 lieferte er eine theologisch-wissenschaftliche Definition von Spiritualität.

Holger Schlageter ist einem breiteren Publikum durch seine psychologische Medienarbeit bekannt: Nach Abschluss seiner Promotion veröffentlichte Holger Schlageter bisher fünf weitere Bücher sowie zahlreiche Buchbeiträge und Artikel zu den Themen Theologie, Psychologie, Beziehung und Pädagogik. Daneben ist er psychologischer Experte u. a. für den Westdeutschen und den Hessischen Rundfunk, wo er seit 2003 regelmäßig als Psychologe auf Sendung ist (u. a.: „Nachttalk“ (hr1), „Profiteam“ (hr1), „LebensArt“(WDR5), „Service: Gesundheit“ (hessenfernsehen), „Service: Familie“ (hessenfernsehen)).[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Holger Schlageter wurde 1973 als Holger Roth in Groß-Umstadt (Hessen) geboren und wuchs in Eppertshausen (Hessen) auf. Nach Scheidung seiner Eltern und der Neuheirat seiner Mutter mit Heinrich Schlageter nahm er 1983 durch Adoption den Nachnamen Schlageter an.[2]

Er besuchte das humanistische Kronberg-Gymnasium in Aschaffenburg (Bayern) und machte dort 1992 sein Abitur. Es folgte ein soziales Jahr in London und den USA. 1993 begann er in Mainz (Rheinland-Pfalz) das Studium der katholischen Theologie. Zwei Jahre später wechselte Schlageter das Fach und studierte ab August 1995 Psychologie an der Loyola University Chicago.

Nach dem klinischen Praktikum an der Sexual Dysfunction Clinic der Loyola University Chicago in Verhaltenstherapie schloss er 1997 das Programm als Master of Counseling ab und ging zurück nach Mainz, um das Theologiestudium mit dem Diplom zu beenden. Dieses erhielt er 1998 und trat in den Laiendienst des Bistums Mainz als Pastoralassistent (später Pastoralreferent) ein.[3]

Es folgten weitere klinische Fortbildungen, u. a. in analytischer Psychologie (C. G. Jung), Psychodrama (Elisabethen-Stift, Darmstadt) Transaktionsanalyse und Krankenhausseelsorge sowie ein staatlich anerkanntes Referendariat als Religionslehrer.

2000 begann Schlageter mit seiner Promotion im Fach Theologie, die er Anfang 2004 unter dem Titel: „Verlorene Spiritualität. Rückbesinnung auf das Wesentliche der Kirche“ veröffentlichte.

Darin legte er dezidiert sein Spiritualitätsverständnis dar, das im Wesentlichen auf psychologisch-soziologischer Betrachtung fußt und methodologisch vom Chicagoer Theologen Don Browning beeinflusst ist. Schlageters Doktorvater war der bedeutende praktische Theologe Ottmar Fuchs aus Tübingen.

Nach langjähriger Erfahrungen als Arbeits- und Organisationspsychologe in der Personalauswahl und -entwicklung ist Holger Schlageter heute Geschäftsführer von Schlageter Institut, seinem 2003 gegründeten Beratungsunternehmen. Als psychologischer Berater ist er persönlicher Coach von bekannten Top-Managern und Politikern in Deutschland.[2]

Spiritualitätstheorie

Spiritualität ist nach Schlageter die „ich-entwickelnde und handlungseffektive Berührung zwischen Transzendenz und Ich“.[4]

Spirituelle Erfahrungen sind folglich nur solche, die

  1. die Persönlichkeit des Erfahrenen weiter entwickeln (etwa durch umfassenderes Bewusstsein oder Einsicht)
  2. eine verbessernde (i. S. der Moral) Auswirkung auf das Verhalten und Handeln des Erfahrenden haben (zum Beispiel Lebensänderung oder -beeinflussung)
  3. eine Transzendierung der eigenen Person auf ein Du (eine andere Person oder jenseitige ontologische Existenz) hin beinhalten.

Dabei versteht Schlageter unter Entwicklung immer eine Bewegung hin zum größeren Guten, das er in Übereinstimmung mit christlicher Theologie – aber losgelöst von Gottesbegriff, Kirchen- oder Religionszugehörigkeit – definiert. Hiermit setzt Schlageter einen Kontrapunkt zu all jenen Theorien, die auch ethisch-moralisch verwerfliche Handlungen als Spiritualität definieren würden, wenn sie nur Transzendenzerfahrung beinhalten (wie etwa fundamentalistische und/oder faschistische Überzeugungen).

Mit seiner durch Don Browning, Jürgen Habermas und Hans-Georg Gadamer beeinflussten Theorie grenzt Schlageter Spiritualität erstmals von institutionalisierten Formen der Religiosität und Frömmigkeit ebenso ab wie von der Esoterik oder anderen paganen Formen von Gläubigkeit. Er spricht Spiritualität eine völlig glaubens- und institutionsunabhängige Existenz zu, als grundlegendes Bedürfnis des Menschen, und belegt dies wissenschaftlich. Damit ist Schlageter wichtiger Vertreter des postmodernen Verständnisses von Wahrheit und Person (Individualismus / Pluralismus).[5]

Veröffentlichungen

  • Verlorene Spiritualität, Matthias-Grünewald-Verlag, 2004
  • Und Gott trägt einen blauen Pullover, Matthias-Grünewald-Verlag, 2004
  • Love Academy (zusammen mit Patrick Hinz), Knaur-Verlag, 2006
  • Die liebe Familie (zusammen mit Patrick Hinz), Knaur-Verlag, 2007
  • Führen mit Zielen, Präsenz-Verlag, 2008
  • Das Geheimnis gelassener Erziehung, Krüger-Verlag, 2009

Weblinks

Einzelnachweise

  1. enagain.ch
  2. a b Biografie auf der Webseite der Fischer Verlage
  3. Bistum Mainz
  4. Holger Schlageter, Verlorene Spiritualität, Grünewald-Verlag 2004, 98: "Bringt man das Gesagte auf den Punkt, wird deutlich, dass Spiritualität eine Quelle besitzt, die außerhalb des Ich liegt, wirksam ist im Inneren des Menschen und dessen Handeln prägt. In Kurzform kann Spiritualität folgendermaßen definiert werden: Spiritualität ist das Ich-entwickelnde, handlungseffektive Berühren von Transzendenz und Ich. Dieses Verständnis wird zu Grunde gelegt sein, wenn im Folgenden von Spiritualität die Rede sein wird. Bewusst bleibt der Transzendenzbegriff in dieser allgemeinen und weitesten Definition von Spiritualität apersonal. Daraus ergibt sich positiv eine gewünschte Weite, die eine offenere und dadurch inklusivere Deutung spiritueller Erfahrung gestattet."
  5. Holger Schlageter: Verlorene Spiritualität. Grünewald-Verlag, 2004

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