Industriegewerkschaft Metall (DDR)

Industriegewerkschaft Metall (DDR)

Die Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) war die größte Einzelgewerkschaft im FDGB der DDR. Die IG war Mitglied der Internationalen Vereinigung der Gewerkschaften der Werktätigen der Metallindustrie (IVG Metall) im Weltgewerkschaftsbund.

Inhaltsverzeichnis

Rolle der IG Metall in der DDR

Das Verhältnis des FDGB zu seinen Einzelgewerkschaften wie der IG Metall unterschied sich gravierend von dem des DGB zur seinen Einzelgewerkschaften wie der IG Metall. Während der DGB als schwacher Dachverband aufgestellt ist und die eigentliche Gewerkschaftsarbeit und -macht in den Einzelgewerkschaften liegt, war der FDGB zentralistisch aufgebaut. Es gab zwar die Mitgliedsgewerkschaften wie die IG Metall, diese spielten aber keine große Rolle in der Gewerkschaftsorganisation.

Neben der Umsetzung des Prinzips des "Demokratischen Zentralismus" war es vor allem die unterschiedliche Funktion von Gewerkschaften in Ost und West: Hauptaufgabe der Gewerkschaft war es, die Planerfüllung zu gewährleisten. Die IG Metall ware keine Arbeitnehmervertretung gegenüber der Betriebsleitung, da ein Gegensatz zwischen Betriebsleitung und Belegschaft in der DDR offiziell nicht existierte. Damit entfiel auch der Bedarf nach einer Struktur, die sich an den Wirtschaftszweigen orientierte.

Gründung

Die Gründung der IG Metall als IG 12 des FDGB in der SBZ erfolgte auf der Zentraldelegiertenkonferenz (ZDK) am 13./14. Juni 1946. Die IG Metall war von Anfang an mitgliederstärkste Einzelgewerkschaft im FDGB. Im Juni 1946 verfügte sie über 421.558 Mitglieder (15,3% der FDGB-Mitgliedschaft). Im Januar 1989 wurden 1.819.356 Mitglieder (18,9% der FDGB-Mitgliedschaft) gezählt.

IG Metallurgie

Im Juli 1951 wurden die Beschäftigten der metallurgischen Betriebe aus der IG Metall und der IG Bergbau herausgelöst und in eine IG Metallurgie ausgelagert. Diese Änderungen hatten aber nur bis 1958 Bestand. Die Mitglieder der IG Metallurgie wurden wieder in die IG Metall überführt, die bis zur 5. ZDK 1959 den Namen IG Metall/Metallurgie führte.

Nach der Wende

Während der Wende brach für die IG Metall die Existenzgrundlage zusammen. Der Vorsitzende der IG Metall Gerhard Nennstiel trat nach Vorwürfen zurück, er habe den Bau seines Eigenheims aus Mitteln einer FDJ-Initiative finanziert. Unter seinem Nachfolger Hartwig Bugiel orientiert sich die Gewerkschaft auf die West-IG-Metall. Am 6. Dezember 1989 wurde ein Kooperationsvertrag zwischen den beiden IG Metall vereinbart. Noch in einer gemeinsamen Erklärung vom 27. Februar 1990 wurden ein gemeinsamer Arbeitsausschuss zu Satzungs- und Organisationsfragen eingerichtet.

Dieser Weg führte aber nicht zu einer Fusion der IG-Metall Ost und West. Die IG Metall West entschied sich statt dessen, freie Gewerkschaften in den Metallbetrieben der DDR neu zu gründen.

Auf der außerordentlichen Zentraldelegiertenkonferenz der IG Metall am 5./6. Oktober 1990 am Bogensee wurde die Auflösung der IG Metall zum 31. Dezember 1990 beschlossen. Die Mitglieder wurden aufgefordert, der IG Metall im DGB beizutreten. Diesem Aufruf folgten etwa 900.000 Mitglieder. Auch wenn dies nur die Hälfte der Mitglieder der DDR-Zeit waren, lag der Organisationsgrad der IG Metall in den neuen Bundesländern danach deutlich über Westniveau.

Konflikt um das Vermögen

Die Auseinandersetzung über das Vermögen von Parteien und Verbänden der DDR beschäftigte die IG Metall Ost noch 20 Jahre nach der Wende. Nach dem Auftrag der frei gewählten Volkskammer sollten die Parteien und Massenorganisationen, das rechtsstaatlich erworbene Vermögen behalten und den (weitaus überwiegenden) Rest abführen müssen. Eine Abgrenzung des rechtsstaatlich erworbene Vermögen erwies sich aber als schwierig. 1997 wurde nach einem Vergleich ein Betrag von umgerechnet 14 Millionen Euro aus dem strittigen Vermögen der Otto-Brenner-Stiftung übertragen.

Zum 31. Dezember 2008 wurden letztmalig 2,5 Millionen Euro des Vermögens der Ost-IG Metall an die nun gesamtdeutsche IG Metall gezahlt. Die IG Metall der DDR löste sich damit zum 31. Dezember 2008 auf.

Zentraldelegiertenkonferenzen

1. Zentraldelegiertenkonferenz 13./14. Juni 1946 in Berlin
2. Zentraldelegiertenkonferenz 22./23. Oktober 1947 in Berlin
3. Zentraldelegiertenkonferenz 4.-7. August 1950 in Magdeburg
Außerordentliche ZDK 12./13. Dezember 1950 in Leipzig
4. Zentraldelegiertenkonferenz 28.-30. April 1955 in Leipzig
5. Zentraldelegiertenkonferenz 30. September-2. Oktober 1959 in Leipzig
6. Zentraldelegiertenkonferenz 21./22.´September 1963 in Berlin
7. Zentraldelegiertenkonferenz 30./31. März 1968 in Karl-Marx-Stadt
8. Zentraldelegiertenkonferenz 13./14. Mai 1972 in Dresden
9. Zentraldelegiertenkonferenz 16./17. April 1977 in Brandenburg
10. Zentraldelegiertenkonferenz 27./28. März 1982 in Karl-Marx-Stadt
11. Zentraldelegiertenkonferenz 21./22. März 1987 in Gera
12. Zentraldelegiertenkonferenz 8./9. April 1990 am Bogensee
Außerordentliche Zentraldelegiertenkonferenz 5./6. Oktober 1990 am Bogensee

Vorsitzende

  • Paul Peschke (Juni 1946 bis November 1949)
  • Fritz Philipp (November 1949 bis Februar 1950)
  • Emil Otto (Februar 1950 bis Oktober 1952)
  • Hans Schmidt (Oktober 1952 bis August 1953 - wegen seiner Haltung am 17. Juni 1953 vom BuV abgelöst)
  • Artur Baumann (komm. August bis Oktober 1953)
  • Rolf Berger (Oktober 1953 bis Dezember 1957)
  • Herbert Dönitz (Dezember 1957 bis Februar 1960)
  • Horst Heintze (kommiss. Februar bis Mai 1960)
  • Rolf Berger (Mai 1960 bis Februar 1961)
  • Reinhard Sommer (Februar 1961 bis Oktober 1988)
  • Gerhard Nennstiel (Oktober 1988 bis November 1989)
  • Hartwig Bugiel (November 1989 bis Dezember 1990)

Quellen/Weblinks


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