Jack R. Pole

Jack R. Pole

Jack Richon Pole (* 14. März 1922 in London; † 30. Januar 2010) war ein britischer Historiker.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Herkunft, Studium und Lehrtätigkeiten

Pole stammte aus einer jüdischen Familie, die aus der Ukraine nach Großbritannien eingewandert ist und sich zunächst in Glasgow niederließ. Sein Vater Joe Pole wurde wegen Kriegsdienstverweigerung während des Ersten Weltkrieges verhaftet und arbeitete später als Journalist und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit von United Artists in London. Poles Mutter Phoebe Richards war ebenfalls jüdischer Abstammung aus einer Unternehmerfamilie, engagierte sich als Suffragette und wurde wegen Beteiligung an Aktionen zum Frauenwahlrecht im Hyde Park verhaftet. Später wurde sie als Vertreterin der Labour Party Mitglied des Stadtrates von Finchley und kritisierte als solche noch im hohen Alter die Arbeit der damaligen Abgeordneten des Unterhauses, Margaret Thatcher. Gleichwohl erhielt Pole nach dem Tode seiner Mutter einen handgeschriebenen Beileidsbrief von Thatcher, die zu diesem Zeitpunkt bereits Premierministerin war.

Der familiäre radikale politisch linke Hintergrund führten zu einer lebens-langen Abscheu Poles für Soziale Ungleichheit und Rassendiskriminierung. In den 1960er Jahren nahm er an Demonstrationen für die Rechte von Immigranten aus dem Commonwealth of Nations in Großbritannien teil und unterstützte auch die Bürgerrechtsbewegung in den USA.

Bereits im Alter von vier Jahren wurde er eingeschult und war zunächst Schüler der Malting House School in Cambridge, die von dem Pädagogen Geoffrey Pyke begründet wurde. Später wechsekte er an die King Alfred School in Hampstead (London). Nach Beendigung der Schule trat er in die British Army ein und diente im Zweiten Weltkrieg von 1939 bis 1945 als Soldat in Flugabwehrbatterien in Scapa Flow, Somaliland sowie an der Südküste Englands.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begann er 1946 ein Studium der Geschichte am Queen's College der Universität Oxford. Bereits während dieser Zeit spezialisierte er sich auf die Geschichte der Vereinigten Staaten und begann 1949 seine Promotion zum Doktor der Philosophie (Ph.D.) an der Princeton University in New Jersey, was zu dieser Zeit ungewöhnlich war, letztlich aber seine Laufbahn maßgeblich prägte. Während dieser Zeit lernte er auch die führenden Historiker der USA und deren Werke kennen. Zusammen mit dem späteren anerkannten Historiker Gerald Aylmer unternahm er eine ausgedehnte Forschungsreise durch die USA.

Nach Beendigung seiner Promotion war er von 1952 bis 1953 mit einem Lehrauftrag als Lecturer an der Princeton University tätig und übernahm eine Tätigkeit als Lecturer ebenfalls 1953 nach seiner Rückkehr nach Großbritannien am University College London. Zehn Jahre später wurde er zum Professor an die Cambridge University berufen, wo er Geschichte und Regierung Amerikas unterrichtete. Zugleich war er als Fellow auch Lehrbeauftragter am 1958 gegründeten Churchill College, dessen Vizerektor (Vice-Master) er später war. 1978 wurde er Professor auf dem von der Rhodes-Stiftung gestifteten Lehrstuhl für Amerikanische Geschichte an der Oxford University und wiederum zugleich zwischen 1979 und 1989 als Fellow Lehrbeauftragter am St Catherine’s College (Oxford) der Universität.

Sowohl in Cambridge als auch in Oxford gab er dem Studiengang der Amerikanischen Geschichte eine neue Prägung durch die Umgestaltung des Lehrplans und neuen Schwerpunktthemen. Im letzten Jahr des Grundständigen Studiums (Undergraduate) wurde das bisherige Thema "Sklaverei und Sezession", das den Sezessionskrieg als Konflikt zwischen Weißen sah, geändert in "Sklaverei und Emanzipation", das ein Schwerpunkt auf die Probleme der farbigen afrikanischen Einwanderer legte.

Während seiner Lehrtätigkeit in Cambridge und Oxford förderte er auch den Austausch von Gastwissenschaftler und pflegte insbesondere eine enge Zusammenarbei mit Richard Hofstadter, DeWitt Clinton Professor of American History an der Columbia University.

Bedeutung und Veröffentlichungen

Professor Jack Pole war der bedeutendste britische Historiker und Kenner der Vereinigten Staaten von Amerika seiner Generation und seine Fachbücher und Artikel brachten ihm Lob und Anerkennung der wichtigsten US-amerikanischen Historiker ein. Er war zwar insbesondere ein Experte zur amerikanischen Revolution, schrieb aber über alle Zeitabschnitte und verband die Geschichte der Vereinigten Staaten mit der Geschichte Englands im 17. und 18. Jahrhundert.

Zu seinen ersten Veröffentlichungen zählte eine Arbeit über US-Präsident Abraham Lincoln, die 1965 zum 100. Jahrestag der Ermordung des Präsidenten während des Sezessionskrieges erschien.

Des Weiteren publizierte er eine Reihe von Werken zu den kolonialen Anfängen der Amerikanischen Revolution, der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten sowie zur Beratung und Ratifizierung der Verfassung der Vereinigten Staaten.

Sein bedeutendstes Buch war "Political Representation in England and the Origins of the American Republic" (1966), was von führenden Historikern wie Bernard Bailyn und Gordon Wood in Buchrezensionen gewürdigt wurde. Poles Buch untersuchte insbesondere die Entwicklung der politischen Repräsentierung in den Schlüsselkolonien Massachusetts, Pennsylvania und Virginia und verband dieses mit der damaligen Entwicklung in England in den 1770er Jahren und die Auswirkungen auf die Entwicklung nach der Unabhängigkeitserklärung. Darüber hinaus verband er Verfassungsgeschichte, Verfassungslehre sowie die Geschichte politischer Gedanken, so dass das Buch schnell zu einem Klassiker wurde.

Sein 1973 veröffentlichtes Fachbuch "Foundations of American Independence 1763-1815" wurde zu einem Standardwerk über die US-Geschichte jener Zeit. An seine Veröffentlichungen setzte er hoch Standards und sah daher populärwissenschaftliche Befassungen mit der Thematik der Geschichte der Vereinigten Staaten wie durch die TV- und Rundfunksendungen von Alistair Cooke kritisch.

Von ähnlicher Bedeutung wie "Political Representation in England and the Origins of the American Republic" war auch die 1978 erschienene Studie "The Pursuit of Equality in American History". Darin untersuchte er verschiedene Arten der Gleichheiten politischer, bürgerlicher, rassischer, sozialer und wirtschaftlicher Art in der Geschichte der USA und stellte sie durch die Erfahrungen verschiedener Gruppen wie Sklaven oder radikale Gewerkschafter im 19. Jahrhundert über Arbeiter zur Zeit des New Deal in den 1930er Jahren bis zu den Feministinnen der 1970er Jahre dar.

Für seine Verdienste wurde er 1985 zum Mitglied (Fellow) der British Academy gewählt.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Pole — bezeichnet: den Singular der Einwohner von Polen, siehe Polen (Ethnie) die niederdeutsche Form des Vornamen Paul das Musikprojekt des Berliner Musikers Stefan Betke, siehe Pole (Musik) das alte englische Längenmaß: 5,029 Meter. die verkürzte… …   Deutsch Wikipedia

  • Jack Sprague — Status nicht aktiv NASCAR Sprint Cup Statistik Beste Platzierung 40. – (2003) Starts Siege Poles …   Deutsch Wikipedia

  • Jack et le Haricot magique — Illustration de Walter Crane (1875) Conte populaire Titre Jack et le Haricot magique Titre original Jack and the Beanstalk …   Wikipédia en Français

  • Jack Wright — was the hero of a popular series of Victorian science fiction dime novels and story papers written by Luis Senarens, the so called American Jules Verne . A few stories are also credited to Francis W. Doughty. Jack appeared in original stories… …   Wikipedia

  • Jack and Jill (song) — Jack and Jill is a classic nursery rhyme of the English speaking world. The origin of the rhyme is obscure and there are several theories that attempt to interpret the lyrics. The rhyme is known to date back to at least the eighteenth century.… …   Wikipedia

  • Jack Brabham — Datos personales Competición Fórmula 1 Nacionalidad …   Wikipedia Español

  • Jack Tramiel — (2007) Jack Tramiel (* 13. Dezember 1928 in Łódź, Polen; eigentlich Idek Tramielski) ist polnisch amerikanischer Unternehmer und Computerhersteller. Biographie 1944 wurde Tramiel als Jude von den Nationalsozialisten ins …   Deutsch Wikipedia

  • Jack O'Brien (wrestler) — Jack O Brien Ring name(s) Jack O Brien Dr. O Brian Billed height 1.73 m (5 ft 8 in) …   Wikipedia

  • Jack Tworkov — (* 15. August 1900 in Biała Podlaska bei Lublin, Generalgouvernement Warschau, Russisches Kaiserreich; † 4. September 1982 in Provincetown, Massachusetts) war ein US amerikanischer Maler polnischer Abstammung. Jack Tworkov gehörte zu den… …   Deutsch Wikipedia

  • Jack Miller (racing driver) — Jack Miller Nationality  United States Born June 14, 1961 (1961 06 14) (age 50) Indianapolis …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”