Josef Heinrich Sommer

Josef Heinrich Sommer

Josef Heinrich Sommer (* 26. Juli 1888 in Duchcov, Tschechien; † 22. November 1946 in Wien) war ein österreichischer Politiker.

Leben

Josef Sommer, der als Sohn eines Bergmannes aufgewachsen war, studierte an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät in Prag Rechtswissenschaft, und erhielt im Jahr 1913 den Doktor der Rechte. Nach einem Jahr Gerichtspraxis, das er in Linz absolvierte, wurde er 1914 Konzeptspraktikant in der Statthalterei in Oberösterreich. Zu seinem wohl bekanntesten Fall, den er zu betreuen hatte, war die Flucht Adolf Hitlers aus Österreich nach Deutschland, um in Österreich der Stellungspflicht zu entgehen. Die so genannten Hitler-Akten sollten ihn Jahre später noch Probleme bereiten. Sommer war von 1915 bis 1918 Soldat im Ersten Weltkrieg, wo er zuletzt in den Rang eines Leutnants befördert wurde.

Ab 1918 trat er wieder seinen Dienst in der oberösterreichischen Landesverwaltung an. Sommer leitete von 1922 bis 1927 die landwirtschaftliche Krankenkasse in Oberösterreich, ehe er von 1927 bis 1938 erneut in der Landeshauptmannschaft tätig war. Auch saß er in zahlreichen wirtschaftlichen Aufsichtsräten, darunter der Elektro-Bau-AG E.B.G. in Linz. Erste politische Erfahrungen machte Sommer als Abgeordneter der Christlichsozialen Partei (CSP) im Linzer Gemeinderat, dem er von 1923 bis 1934 angehörte.

Nach dem Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich musste Sommer seine öffentlichen Ämter abgeben, und wurde dabei sogar zweimal verhaftet. Als die Geheime Staatspolizei ihn wegen der bereits erwähnten Hitler-Akten vernahm, er jedoch keine Angaben zum Verbleib der Dokumente machen konnte, wurde er mit Gauverbot bestraft. Dennoch konnte Sommer in Wien untertauchen, wo er unter falschem Namen als Angestellter eines Speditionsunternehmens die NS-Zeit überlebte.

Im Frühsommer 1945 war Sommer kurzzeitig im Finanzministerium beschäftigt, ehe er im August 1945 das Amt des Staatsbeauftragten für das Mühlviertel übernahm. Nur einen Monat später, im September 1945, wurde er für die Österreichische Volkspartei (ÖVP) zum Unterstaatssekretär in der Provisorischen Staatsregierung Renner bestellt. Seine primäre Aufgabe war es, die Nationalratswahl in Österreich 1945 vorzubereiten, bei der seine Partei, die ÖVP knapp 50 Prozentpunkte an Stimmen verbuchen konnte. Im Januar 1946 folgte seine Ernennung zum Leiter der Präsidialsektion im Bundeskanzleramt.

Josef Sommer starb elf Monate nach Amtsantritt, im Alter von 58 Jahren, in Wien.

Literatur und Quellen


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Sommer (Familienname) — Sommer ist ein Familienname. Der Name wurde wahrscheinlich von der Jahreszeit Sommer abgeleitet. Im 8. Jahrhundert Sumar, ab 1190 Sumer, ab 1292 Somer. Auch Sumber oder Summer – Bedeutung Korb, Geflecht, Handtrommel. Bekannte Namensträger… …   Deutsch Wikipedia

  • Josef Sommer — ist der Name folgender Personen: Josef Sommer (Heimatforscher) (1877–1951), deutscher Pädagoge und Heimatforscher Josef Sommer (Schauspieler) (* 1934), US amerikanischer Schauspieler Josef Daniel Sommer (1886–1979), deutscher Bildhauer Josef… …   Deutsch Wikipedia

  • Josef Mengele — (1956) Josef Mengele (* 16. März 1911 in Günzburg; † 7. Februar 1979 in Bertioga, Brasilien) war ein deutscher Arzt. Als Lagerarzt im Konzentrations und Vernichtungslager Auschwitz nahm er …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich IV., deutscher Kaiser — Heinrich IV. (Detail aus einem Evangeliar aus St. Emmeram, nach 1106) Heinrich IV. (* 11. November 1050 vermutlich in Goslar; † 7. August 1106 in Lüttich) war als Sohn von Kaiser Heinrich III. und der Kaiserin Agnes seit 1053 Mitkönig, ab 1056 …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich Müller (* 1909) — Heinrich Wudi Müller (* 13. Mai 1909) war ein österreichischer Fußballspieler und trainer. Inhaltsverzeichnis 1 Der Spieler 2 Der Trainer 3 Trainerstationen 4 Erfolge …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich Müller (Fußballspieler) — Heinrich Wudi Müller (* 13. Mai 1909) war ein österreichischer Fußballspieler und trainer. Inhaltsverzeichnis 1 Der Spieler 2 Der Trainer 3 Trainerstationen 4 Erfolge …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich Müller (Fußballspieler, 1909) — Heinrich „Wudi“ Müller (* 13. Mai 1909; † 5. April 2000) war ein österreichischer Fußballspieler und trainer. Inhaltsverzeichnis 1 Der Spieler 2 Der Trainer 3 Trainerstationen …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich Heine — (Gemälde von Moritz Daniel Oppenheim, 1831) Heinr …   Deutsch Wikipedia

  • Josef Ackermann — Josef „Joe“ Meinrad Ackermann (* 7. Februar 1948 in Mels[1], Kanton St. Gallen, Schweiz) ist ein Bankmanager …   Deutsch Wikipedia

  • Josef Oerter — Josef „Sepp“ Oerter (* 24. September 1870 in Straubing; † 14. Dezember 1928 in Braunschweig) war zunächst Mitglied verschiedener anarchistischer und später sozialistischer Gruppierungen und Parteien, so der USPD und der SPD und nach seiner… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”