Jürgen Renn

Jürgen Renn

Jürgen Renn (* 11. Juli 1956 in Moers) ist ein deutscher Wissenschaftshistoriker.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Renn studierte Physik an der FU Berlin, wo er 1983 sein Abschlußdiplom erwarb, studierte und forschte danach in Rom, Princeton, Paris und an der Universität Bonn, bevor er 1987 an der TU Berlin in mathematischer Physik promovierte[1]. Ab 1989 war er am „Einstein Project“, der Herausgabe der Gesammelten Werke von Albert Einstein für die Princeton University Press, beteiligt und gleichzeitig bis 1993 Associate Professor für Philosophie und Physik an der Boston University bei John Stachel. Ab 1990 arbeitete er an der Harvard University, bevor er 1991 als Ko-Direktor die Arbeitsstelle Albert Einstein beim Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin übernahm; seit 1994 ist er (Gründungs)-Direktor am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte. Gleichzeitig lehrt er an der Humboldt-Universität Berlin (Honorarprofessor für Wissenschaftsgeschichte seit 1995), der FU Berlin (Honorarprofessor für Wissenschaftsgeschichte seit 2006) und der Boston University (Adjunct Professor für Philosophie seit 1998). 1993/94 war er Gastprofessor an der ETH Zürich und der Universität Tel Aviv.

Renn erforschte unter anderem die Entwicklung von Einsteins Arbeiten zur Allgemeinen Relativitätstheorie. Außerdem beschäftigt er sich (in einem von ihm geleiteten Projekt) mit der Geschichte der Mechanik und dem Einfluss theoretischer Modellvorstellungen in ihrer Entwicklung, z.B. in der Architektur und Bautechnik, in der frühen Neuzeit oder in China unter dem Einfluss jesuitischer Wissenschaftler.

1997 veröffentlichte er mit John Stachel und Leo Corry einen Aufsatz in der Zeitschrift Science, in dem sie Einstein eine Priorität gegenüber David Hilbert in der Aufstellung der Feldgleichungen der Gravitation 1916 zuerkannten[2], was aber nicht unumstritten blieb, da die neu gefundene Quelle der Autoren (der Fahnenabzug von Hilberts Aufsatz) unvollständig war[3].

J. Renn organisierte die große Albert-Einstein-Ausstellung in Berlin im „Einstein-Jahr“ 2005.

Seit 2005 ist er Mitglied der Leopoldina.

Schriften

  • mit Peter Damerow: Guidobaldo del Monte's 'Mechanicorum liber'. epubli GmbH 2010
  • mit John Stachel, Tilmann Sauer, Michel Janssen: The Genesis of General Relativity: Bd. 1 und 2 (Einsteins Zürich Notebooks), Bd.3 (Gravitation in the twilight of classical physics – between mechanics, field theory and astronomy), Bd.4 (Gravitation in the twilight of classical physics – the promise of mathematics). Springer; Berlin etc 2007.
  • Herausgeber und Mitautor: Albert Einstein- Ingenieur des Universums. 3 Bände, Wiley VCH, Weinheim 2005 (Ausstellungskatalog Berlin).
  • Auf den Schultern von Riesen und Zwergen: Einsteins unvollendete Revolution. Wiley-VCH, Weinheim 2006, ISBN 978-3-527-40595-4.
  • Herausgeber: Einsteins Annalen Papers – the complete collection 1901-1922. Wiley-VCH, Weinheim 2005.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die massive Sinus-Gordon Gleichung in der konstruktiven Quantenfeldtheorie und klassischen statistischen Mechanik: einige rigorose Ergebnisse
  2. Corry, Renn, Stachel: Belated Decision in the Hilbert-Einstein Priority Dispute. Science Bd.278, 1997, S.1270
  3. Klaus P. Sommer: Wer entdeckte die Allgemeine Relativitätstheorie? Prioritätsstreit zwischen Hilbert und Einstein. In: Physik in unserer Zeit 36, Nr. 5, 2005, S. 230–235.

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