Karl Haug

Karl Haug

Karl Haug (* 6. März 1900 in Stuttgart; † 7. März 1986 in Esslingen am Neckar) war ein deutscher Pädagoge und Mitbegründer der „Schwäbischen Lehrergilde“ (heute: Lehrergilde-Freier Pädagogischer Arbeitskreis).

Leben

Die Jugendbewegung nach dem Ersten Weltkrieg und der Wandervogel hatten prägenden Einfluss auf Karl Haug. Mit 14 Jahren begann er seine Ausbildung zum Volksschullehrer am Seminar in Künzelsau, die 1918 unterbrochen wurde, weil er zum Militärdienst einberufen wurde und das Kriegsende auf dem Rückzug miterlebte. 1919 setzte er die unterbrochene Ausbildung fort und schloss sie auch ab. Im letzten Ausbildungsjahr studierte Karl Haug mit anderen Seminarísten Schillers Räuber ein und brachte sie zur Aufführung, die in Künzelau große Beachtung fand.

Mit Gustav Wirsching und 6 anderen Volksschullehrern organisierte er 1923 die legendäre „Italienfahrt“. Die Gruppe wanderte von Stuttgart bis nach Neapel und wieder zurück. Unterwegs traten die Italienfahrer als Musikanten, Schauspieler und Erzähler auf und knüpften zahlreiche Kontakte zu Künstlern und Persönlichkeiten, bis hin zur Audienz bei Papst Pius XI. Karl Haug hat über diese Wanderung ein eindrucksvolles Reisetagebuch geschrieben und mit Zeichnungen illustriert. Unter dem Eindruck dieser Wanderfahrt entstand auf Initiative von Gustav Wirsching die „Schwäbische Lehrergilde“, ein Zusammenschluss von Lehrern mit dem Ziel, die „Innere Schulreform“ voranzubringen: die Entfaltung der schöpferischen Kräfte und die Umgestaltung der Schule zur Lebensstätte des Kindes.

Lange Jahre war Karl Haug Lehrer an der Einklassenschule in Königsbronn-Ochsenberg. Dort praktizierte er im Sinne der Ziele der Lehrergilde und der dahinter stehenden Ideen der Reformpädagogik eine am Kind orientierte Schule und legte großen Wert auf die musische Erziehung, ehe er als Rektor an die Mühlbachhofschule in Stuttgart wechselte. Sein malerisches Talent hatte er durch zahlreiche Landschaftsbilder immer wieder zum Ausdruck gebracht. In Stuttgart pflegte er die Beziehung zur nahen Staatlichen Akademie der Bildenden Künste und leitete seine Schüler zu eigenem kreativem Gestalten an.

Dank seiner Begabung für Theater und Spiel und seinem ausgeprägten Humor erfreute er mit seiner „heiteren Ansprache“ zahlreiche Zuhörer bei verschiedensten Anlässen. Daneben spielte er zusammen mit seiner zweiten Frau, Gretel, geb. Schenkel (Tochter von Gotthilf Schenkel) bei vielen Gelegenheiten mit seinen Handpuppen und Marionetten für Kinder und Erwachsene. Nach seiner Zurruhesetzung führte er diese Arbeit als Lehrbeauftragter für Handpuppenspiel an der Pädagogischen Hochschule Esslingen weiter. Von dort aus betreute er in Zusammenarbeit mit Albert Schöchle im Märchengarten die Puppenbühne im Blühenden Barock in Ludwigsburg, bei der Studierende ihre erworbenen Kenntnisse praktisch erproben konnten. Karl Haug war in erster Ehe verheiratet mit Hilde, geb. Beck und hatte 2 Söhne, Reiner und Jörg Haug.

Werke (Auswahl)

Schillers „Räuber“ in Künzelsau 1919. Deutsches Literaturarchiv Marbach, Mediendokumentation, Bestand „H:Schiller, Friedrich (Sammlung des Schiller-Nationalmuseums“).

  • Durch die Schweiz nach Italien. Reisetagebuch 1923 (Handschrift, 333 Seiten). Standort: Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Ludwigsburg, akzessioniert Zugangsnummer 2010-013.
  • Die Zaubertruhe. In: Friedrich Schieker (Hrsg.): Thienemanns Spielbücher1 (Kasperlspiele), Stuttgart 1951.
  • Kleine heitere Welt. 2. Aufl. Stuttgart 1957.
  • Doktor Friedolin hat endlich Ruh. In: Friedrich Schieker (Hrsg.): Der Sommergarten, Stuttgart 1/1957.
  • mit Erwin Gottschalk: Kasper und die Lügner. In: Friedrich Schieker (Hrsg.): Thienemanns Spielbücher 3 (Schulspiele), Stuttgart 1958.
  • Das verlorene Taschentuch. In: Friedrich Schieker (Hrsg.): Thienemanns Spielbücher 4 (Kasperlspiele), Stuttgart 1961.
  • Das verlorene Taschentuch – The lost handkerchief – Ein zweisprachiges Lese- und Handpuppenspiel, Weinheim o. J.
  • Ein Frühlingsspiel. In: Friedrich Schieker (Hrsg.):Thienemanns Spielbücher 6 (Schulspiele), Stuttgart 1962.
  • Sagst du mir, wie schnell du bist? – Ein Reigen- und Bewegungsspiel. In: Rudolf Otto Wiemer (Hrsg.): Werkblätter für Fest und Feier, Weinheim o.J.
  • Schwäbische Zaubergeige – Ein heiteres Märchenspiel. Laienspiel-Reihe des Schwäbischen Albvereins Heft 12, Stuttgart 1965.
  • Wie die Lebkuchenherzen entstanden – Ein vorweihnachtliches Märchen-spiel. Erich Colberg (Hrsg.): Die Schulreihe, Heft 40, Weinheim o.J.
  • Augen auf - die Straße droht ! Ein Lese- und Handpuppenspiel zur Verkehrserziehung. Erich Colberg (Hrsg): Die Schulreihe, Heft 127, Weinheim o.J.

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