Kielseng

Kielseng

Kielseng (dänisch: Kilseng) war eine kleine Ortschaft im Bereich der kreisfreien Stadt Flensburg.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Kielseng lag südlich von Mürwik und unmittelbar nördlich der Landspitze Harnis am nördlichen Ostufer des Flensburger Hafens, des südwestlichen Endzipfels der Flensburger Förde. Heute befinden sich dort die Kläranlage der Stadt und der Nordzipfel des Industriegebiets am Osthafen. Am Steilhang unmittelbar über der Ortslage schließt sich der Volkspark an.

Geschichte

Bereits um 1500 wurde Kielseng erstmals als Gehöft genannt, das sich im Besitz eines Jürgen Ketel befand. Von dessen Namen leitet sich der dänische Ortsname ab (Eng = Wiese, also „Ketels Wiese“). Der Besitz umfasste ein nahe dem Wasser gelegenes Wiesengelände direkt unterhalb eines bewaldeten Steilhangs. 1530 verkaufte Ketels Sohn, der Bürgermeister in Tondern geworden war, das Anwesen. Nacheinander befand sich Kielseng im Besitz mehrerer Flensburger Ratsleute und Bürgermeister, und der Kielsenger Besitzer entrichtete eine Abgabe an St. Nikolai. Ab dem 18. Jahrhundert unterstand Kielseng jedoch der Jurisdiktion des Amtes Flensburg, dem die Stadt selbst nicht angehörte. Wie auch der umliegende Besitz des Flensburger Hospitals (Mürwik, Blasberg, Ballastbrücke) unterstand die Ortschaft dem Kirchspiel Adelby, das in der Lokalverwaltung vor allem für Schul- und Armenangelegenheiten sowie natürlich für alle kirchlichen Belange zuständig war.

Im 19. Jahrhundert bestand Kielseng aus dem mitunter als „Freigut“ bezeichneten Haupthof, dessen neunzehnachsiges und einstöckiges Wohngebäude vor 1800 neu gebaut worden war, aus drei zugehörigen Katen, die südlich des Hofes in Richtung Harnis lagen, sowie aus der hoch über dem Hof auf der Anhöhe gelegenen Windmühle. Wie das benachbarte Mürwik entwickelte sich Kielseng spätestens seit den 1830er Jahren zu einem beliebten Ausflugsziel für die Bevölkerung der nahen Stadt. Eine der Katen fungierte als Wirtshaus mit Biergarten, der 1874 zu einem als Lustgarten bezeichneten kleinen Park mit vielen Blumen erweitert wurde.

Das stetige Wachstum der Stadt ab den 1870er Jahren sollte bald ernsthafte Folgen für die kleine stadtnahe Ortschaft Kielseng nach sich ziehen. Mit der endgültigen Eingemeindung von St. Jürgen, zu dem auch die Ballastbrücke mit Harnis gehörte, rückte die Grenze der Stadt unmittelbar südlich an Kielseng heran. Kielseng wurde der Landgemeinde Jürgensgaard zugeschlagen und bildete deren nordwestliches Ende. Im Zuge von Ausbaumaßnahmen am Flensburger Osthafen wurde Ende der 1880er Jahre die Bucht teilweise zugeschüttet. 1900 wurde Jürgensgaard nach Flensburg eingemeindet, so dass auch Kielseng an die Stadt fiel. Der kurz darauf einsetzende Aufbau des Marinehafens im nahen Mürwik und die 1910 erfolgte Eingemeindung der östlichen Nachbargemeinden Fruerlund und Twedterholz ließ Kielseng plötzlich mitten im Weichbild der Stadt liegen.

In den 1920er Jahren wurde das Gelände um Kielseng zwecks Errichtung des Flensburger Freihafens völlig umgestaltet. Dies bedeutete das Ende des Hofes Kielseng. Die Windmühle, ein Galerie-Holländer, war bereits um 1900 abgebrochen worden. Auch die Gastwirtschaft sollte nicht mehr lange Bestand haben.

Am Morgen des 14. Juni 1945 kam es auf dem Hafengelände in Kielseng zu einer schweren Explosion von Munition, von Torpedos und Wasserbomben über Artilleriemunition bis hin zur Gewehr-, Pistolen- und Signalmunition, der ehemaligen Wehrmacht, die auf Befehl der britischen Besatzungsbehörden eingesammelt und dort bis zu ihrem Wegtransport gelagert worden war. Eine erste Explosion in einer der Lagerbaracken führte zu einer Kette von weiteren Explosionen, darunter hunderte von Wasserbomben. Die Schäden im Hafengelände, auf den dort liegenden Schiffen und in den umliegenden Gegenden waren erheblich, und etwa 60 Menschen kamen ums Leben.[1]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Kielseng ein Flüchtlingslager errichtet. In den 1950er Jahren wurde das Gebiet erneut umgestaltet. Die kleine Landstraße wurde zu einer teilweise vierspurigen Hauptverbindung von der Innenstadt nach Mürwik ausgebaut, und der Ort wurde Standort der städtischen Kläranlage. Von den historischen Gebäuden ist seither nichts mehr vorhanden. Der Name Kielseng blieb nur im Namen des hiesigen Abschnitts der Durchgangsstraße erhalten.

Einzelnachweise

  1. Das Munitionsunglück am 14. Juni 1945 in Flensburg-Kielseng

Literatur

  • Die Kunstdenkmäler des Landes Schleswig-Holstein: Stadt Flensburg. Bearbeitet von Ludwig Rohling. Deutscher Kunstverlag 1955. S. 551 f.
  • Gerret L. Schlaber: Vom Land zum Stadtteil. Flensburgs Stadtfeld und die eingemeindeten Dörfer in Bild und Wort ca. 1860–1930. Flensburg 2009. S. 106 f. ISBN 978-87-89178-73-8
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