Traillauf

Traillauf
Läufer auf dem Backbone Trail in den Santa Monica Mountains

Der Traillauf (von englisch trail = Pfad, Weg; im Deutschen auch als Waldlauf oder Landschaftslauf bezeichnet) ist eine Form des Langstreckenlaufs, die abseits asphaltierter Straßen stattfindet.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Trailläufer in den Big Horn Mountains

Mit dem Begriff Traillauf (engl. trail running) lassen sich alle Ausprägungen des Laufens abseits von Straßen zusammenfassen, vom Jogging im Park auf ebenen Flächen bis hin zu Ultraläufen über mehrere Etappen über die Alpen.

Das Laufen auf Trails wird als besonders naturnah empfunden. Grober Untergrund und Hindernisse trainieren neben der körperlichen Ausdauer auch Koordinations- und Konzentrationsfähigkeit des Läufers. Da der gesamte Körper stabilisiert werden muss, werden mehr Muskelgruppen als beim Laufen auf der Straße beansprucht.

Typische Untergründe der Laufstrecken sind Schotter-, Wald- und Wiesenwege durch Wälder oder Parks, Singletrails, Stein- und Geröllpfade in alpinem Gelände, Trimm-dich-Pfade, Finnenbahnen oder Sand.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu anderen Formen des Langstreckenlaufs

Eng verwandt mit dem Traillauf ist der Crosslauf, bei dem es ebenfalls darum geht, sich laufend durch profiliertes Gelände mit natürlichen Hindernissen zu bewegen. Allerdings werden Crossläufe in der Regel auf einem eigens abgesteckten Parcours von 1 bis 2 km absolviert, während für Trailläufe bereits vorhandene Wege und Pfade verwendet werden. Außerdem werden Trailläufe meist über längere Distanzen als Crossläufe durchgeführt, oftmals mit Streckenlängen, die auch im Bereich des Straßenlaufs populär sind (Halbmarathon, Marathon, 100 km usw.). In der Regel jedoch sind Trailläufe anders als Straßenläufe nicht offiziell vermessen, zum einen, weil das Gelände den Einsatz eines Jones-Counters nicht zulässt, zum anderen, weil durch das Profil der Strecke und die Bodenbeschaffenheit die erzielten Zeiten viel zu langsam sind, um für Bestenlisten herangezogen werden zu können. Einige wenige Straßenläufe jedoch führen teilweise über Trails. Beispiele dafür sind der Ho-Chi-Minh-Pfad bei den 100 km von Biel und der Egmond-Halbmarathon, der teilweise über einen Strand und Dünenwege verläuft.

Die allermeisten Bergläufe verlaufen auf Schotter-, Wiesen- und Geröllpfaden und können daher als eine Sonderform des Traillaufs angesehen werden.

Ähnlichkeiten bestehen auch mit dem außerhalb der Leichtathletik angesiedelten Orientierungslauf, bei dem ebenfalls die Anpassung an ständig wechselnde Bodenbeschaffenheit eine große Rolle spielt. Anders als beim Orientierungslauf ist jedoch bei Traillauf-Wettbewerben die Laufstrecke durch Markierungen vorgegeben, so dass vom Teilnehmer in dieser Hinsicht keine übermäßige Konzentration erforderlich ist.

Charakterisierung und Kategorisierung

Cross-Running (urban trailrunning)

Die wohl einfachste und häufigste Form des Traillaufs findet auf Schotter-, Wiesen- oder Waldböden ohne größere Hindernisse statt. Viele Läufer starten am liebsten direkt von Zuhause aus und legen daher oft einige Kilometer auf Asphalt zurück, bevor sie dann auf ihre Standardrunde im Wald oder Stadtpark einbiegen. Oftmals werden auf landschaftlich reizvollen Strecken dieser Art mit wechselndem Untergrund Volksläufe veranstaltet.

Eine spezielle Ausrüstung ist hier nicht erforderlich.

Cross-Trail (on trail)

Beim Cross-Trail läuft man ausschließlich abseits asphaltierter Wege und sucht man sich auch gerne mal etwas schwierigeres Gelände, ohne dabei die vorhandenen Wege und Trampelpfade zu verlassen. Die dazu geeigneten Schuhe sind gut gedämpft, haben aber etwas mehr Stabilität und ein ausgeprägteres Profil als herkömmliche Straßenlaufschuhe.

Trail-Adventure (off trail)

Traillaufschuhe

Adventure umschreibt die wohl extremste, sportlich anspruchsvollste Ausprägung des Traillaufs. Viele suchen das Abenteuer im alpinen Gelände oder abseits befestigter Wege. Der Untergrund (Stein, Geröll, Fels…) erfordert maximale Aufmerksamkeit, und oft müssen extreme Steigungen bzw. Gefälle und teilweise sogar natürliche Hindernisse (Bäume, Äste, Bäche…) überwunden werden.

Hier steht die Stabilität und der Grip des Schuhs im Vordergrund, die mit speziellen Sohlentechnologien und zusätzlichen Verstärkungen am Schaft erreicht werden. Je niedriger der Schwerpunkt, desto mehr Stabilität. Zuviel Dämpfung fühlt sich oft schwammig an und erhöht das Verletzungsrisiko.

Psychologische Aspekte des Landschaftslaufs

Waldlauf
Waldlauf

Ein wichtiger Unterschied zu anderen Laufsportarten ist der, dass für viele Waldläufer die psychologischen Aspekte ihres Sports Vorrang vor sportlichen Erfolgen und persönlichen Bestzeiten haben.

Ausgeglichenheit, geistiges Wohlbefinden, Sinnsuche und Selbstfindung sind dabei angestrebte Ziele. Energie ist nötig, um unseren Körper zu bewegen, aber auch um uns gegen Kräfte zu stärken, die uns durch ihren ständigen Einfluss schwächen.

Die Entelechie von Aristoteles stand bereits vor 2.300 Jahren in engem Zusammenhang mit diesem Energie-Begriff.[1] Ebenso sein Vitalismus, als jene Lehre, die Lebenskraft als eigenständiges Prinzip annimmt, um das Besondere des Lebens zu betonen.

Waldlauf fördert darüber hinaus Wissenszuwachs in den Bereichen Geschichte, Biologie und Geologie. Da diese Art der Bewegung bei jedem Wetter, zu jeder Jahres- und Tageszeit durchgeführt werden kann, ist auch der „Nachtlauf“ erlebbar, der die Entdeckung der Sternbilder, wie jenes des Orion am Winterhimmel ermöglicht.

Gesundheitliche Aspekte des Wald- und Landschaftslaufes

Waldlauf
Waldlauf

Die Wechselwirkungen zwischen Körper, Herz und Seele sind heute gut erforscht. Für die notwendige Rückführung zu mehr Bewegung ist Waldlauf als Ausgleichsventil und Kreativitätsanreger gut geeignet.

Seit Urzeiten war der Mensch als Jäger und Sammler ständig in Bewegung. Erst durch die zunehmende Zivilisierung und Automatisierung entstand in den letzten Jahrhunderten tendenziell mehr Bewegungsmangel, der durch überhöhte Nahrungsaufnahme zu gesundheitlichen Schäden führte. Einfach aus diesem fehlenden Bedürfnis nach Bewegung heraus und aus steigendem Gesundheitsverständnis hat sich der Waldlauf und ganz allgemein der Langstrecken- beziehungsweise Landschaftslauf seit etwa den 1960er Jahren zur wirksamen Gegenmaßnahme entwickelt.

Nachdem Wälder die „Heimat“ der Waldläufer und für Menschen seit jeher Energiequellen gewesen sind, ist anzumerken, dass in unserer hochtechnisierten Welt das Jahr 2011 zum Internationalen Jahr der Wälder durch die Vereinten Nationen erklärt wurde. Darüber wurden die Biosphärenreservate der UNESCO gegründet, um ein globales Netzwerk für den Austausch dieses Wissens zu schaffen.

Ausrüstung

Traillaufschuhe im Einsatz

Während beim Straßenlauf auf harten asphaltierten Strecken die Dämpfung und das Abrollverhalten wichtig sind, benötigen Trailschuhe für das sichere Laufen im Gelände mehr Stabilität und Grip. Für leichteres Gelände in Parks und für Waldwege (Urban Trailrunning) gibt es Schuhe mit einer guten Balance zwischen Dämpfung und Stabilität. Für die härteren Anforderungen über Gehölz und Wurzeln sind die Trailschuhe robuster gebaut, oft auch mit einer wasserdichten Membran ausgestattet. Das etwas höhere Gewicht und der niedrigere Schwerpunkt wirken sich positiv auf die Stabilität aus.

Die Laufkleidung ist atmungsaktiv und leicht. Für längere Touren werden wetterfeste Kleidung und Trinkgürtel oder –rucksäcke mitgenommen. Bei mehrtägigen Veranstaltungen sind außerdem Ausrüstungsgegenstände wie Stirnlampe, Erste-Hilfe-Set und Rettungsdecke Pflicht.

Veranstaltungen

Kílian Jornet Burgada beim Ultra-Trail du Mont-Blanc 2008

Die wohl populärste Trailveranstaltung in Deutschland ist der GutsMuths-Rennsteiglauf, der seit 1973 stattfindet. Er besteht aus einem Supermarathon von 72,7 km, einem Marathon von 43,5 km und einem Halbmarathon.

Seit 2001 richtet die Deutsche Ultramarathon-Vereinigung (DUV) Deutsche Meisterschaften im Cross- und Landschaftslauf aus.[2] 2007 wurde von der International Association of Ultrarunners (IAU) die World Trail Challenge ins Leben gerufen.[3]

Einer der anspruchsvollsten Trailläufe weltweit ist der Ultra-Trail du Mont-Blanc (UTMB), der mit einer Streckenlänge von ca. 160 km, mehr als 9000 zu überwindenden Höhenmetern und einem Zeitlimit von 46 Stunden um das Mont-Blanc-Massiv führt. Ebenfalls in hochalpines Gelände führt der Transalpine-Run, ein Etappenlauf, bei dem Zweierteams in acht Tagen 260 km und 15.000 Höhenmeter bewältigen.[4]

Mittlerweile gibt es auch Laufcups, die Serien von Trailläufen umfassen, z. B. den Salomon Gore-Tex Trailrunning Cup, für den 13 Veranstaltungen in ganz Deutschland gewertet werden,[5] oder der Active Trailrunning-Cup mit sechs Läufen in Ostwestfalen-Lippe.[6]

Literatur

  • John Foden: A Guide to Organising Trail Races. With Some Hints for Competitors. Trail Running Association, 2001 (PDF; 1,27 MB)

Weblinks

Fußnoten

  1. Aristoteles: Metaphysik. 1. Abteilung, V. Teil: Potentialität und Aktualität. (Deutsche Übersetzung von Adolf Lasson bei zeno.org, Jena 1907)
  2. Deutsche Ultramarathon-Vereinigung: Liste der Deutschen Meister im Landschaftslauf
  3. Deutsche Ultramarathon-Vereinigung: IAU Trail WC
  4. Website des Transalpine-Run
  5. Salomon Running: Salomon Gore-Tex Trailrunning Cup 2010
  6. Sensito.de: Active Trailrunning-Cup 2010/2011

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