Mahasi Sayadaw

Mahasi Sayadaw
Mahasi Sayadaw

Mahasi Sayadaw (* 29. Juli 1904 in Seikkhun, Myanmar; † 14. August 1982, Myanmar) war ein buddhistischer Mönch in der Theravada-Tradition. Als Lehrer für Vipassana-Meditation trug er maßgeblich zur Reform des Theravada in den 1950ern in Burma bei.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Schulkind in buddhistischer Mönchsrobe.

Mahasi Sayadaw stammt aus einer einfachen Bauernfamilie. Im Alter von 6 Jahren ging er in die dörfliche Klosterschule, mit 12 Jahren wurde er als Novize auf den Namen Sobhana ordiniert. Im Alter von 20 Jahren wurde er zum regulären Mönche ordiniert und absolvierte erfolgreich die traditionellen Pali- und Kanon-Studien. Mit 24 zog er nach Mandalay, um seine buddhistischen Studien bei den führenden scholastischen Lehren fortzusetzen und selbst zu lehren.

Buddhafigur in Yangon.

Im Alter von 28 verließ er das Kloster Taung-waing-galay Taik Kyaung um als Wandermönch nach einer klaren und einfachen Meditationsmethode zu suchen. Er fand den Meister und Mönch U Narada (Mingun Jetawun Sayadaw, 1868−1955), der eine Form der Einsichtsmeditation (vipassana-bhavana) entwickelt hatte, die unter Bezeichnungen wie „Benennen“ oder „Labelling“ zu Mahasi Sayadaws Markenzeichen werden sollte. Nach zehnjähriger Lernzeit kehrte Mahasi Sayadaw an seinen Heimatort Seikkhun zurück, wo er die ersten eigenen Schüler annahm und auch zahlreiche Laien, einschließlich Kindern und Frauen, in der Einsichtsmeditation unterrichtete.

1941 wurde er als Abt des Klosters Mawlamyaing berufen und bestand die staatliche Prüfung für die akademische Pali-Lehrerlaubnis. Wenig später erreichte der Zweite Weltkrieg das Kloster. Es wurde als Militärflugplatz genutzt. Mahasi Sayadaw ging zurück in sein Heimatdorf Seikkhun. Dort verfasste er 1945 ein zweibändiges Handbuch der Vipassana-Meditation, aus dem später ein Auszug unter dem Titel „Practical Insight Mediation: Basic and Progressive Stages“ ins Englische übersetzt wurde.

Die Methode des „Benennens“

Beim „Benennen“ (engl. labelling ‚Etikettieren‘) in der Tradition von Mahasi Sayadaw wird als Ankerobjekt der Einsichtsmeditation die Auf- und Abbewegung der Bauchdecke bei jeder Ein- und Ausatmung genommen. Auf der Basis dieses Hauptobjektes wird die Palette der betrachteten Phänomene nach und nach erweitert (zu den stärkeren Empfindungen im Körper, den Geräuschen und schließlich den perzeptiven, gedanklichen oder affektiven Vorgängen im Geist), bis allmählich eine „Wahllose Bewusstheit“ eintritt. Das Hauptmittel der immer bewussteren Betrachtung sind hier spontan im Geist auftauchende „Etiketten“. Sie haben die Funktion von inneren Schnappschüssen. Sie sind gleichsam intuitive „Flashes“ des Verstehens, nicht Gedanken im eigentlichen Sinne. Bloß ein kleiner Teil der Aufmerksamkeit soll in die Etiketten fließen, damit sie nicht eigens „hervorgebracht“ werden. In dem Maße, wie auf diese Weise die Anbindung an die Prozesse von Körper und Geist gelingt, fallen sie weg, und es entwickelt sich eine befreiende „Wahllose Bewusstheit“.

Wirken

Burmas Premierminister U Nu mit Mahatma Gandhi, 1947

Nach dem Krieg suchte im Auftrag des Premierministers U Nu der in Burma hochangesehene Sir U Thwin einen Meditationslehrer, der ihm bei seinem Ziel helfen könnte, den Buddhismus in Myanmar wieder zu stärken, und fand ihn in Mahasi Sayadaw. 1947 wurde in Yangon die Buddha Sasana Nuggaha Organization gegründet, mit Sir U Thwin als Gründungspräsident, um das Studium (pariyatti) und die Praxis (patipatti) des Buddhismus zu fördern.

1948 wurde der Grundstein für ein neues großes Retreatzentrum bei Yangon gelegt, dem heutigen „Mahasi Sasana Yeiktha“. 1949 wurde Mahasi Sayadaw von Sir U Thwin und U Nu gebeten, den Lehrbetrieb in Yangon im ersten Meditationszentrum aufzunehmen. Innerhalb weniger Jahre entstanden in Myanmar und in den angrenzenden Theravada-Ländern Thailand und Sri Lanka zahlreiche solcher Zentren.

Beim 6. Buddhistischen Konzil (1954-1956) in Yangon spielte Mahasi Sayadaw eine wichtige Rolle bei der Endredaktion der überarbeiteten Fassung des Pali-Kanon. Mahasi Sayadaw verfasste zahlreiche Bücher, von denen aber nur wenige in westliche Sprachen übersetzt wurden.

Westliche Schüler

Mahasi Sayadaws Schulungen in Myanmar wurden auch von westlichen Laien besucht. So haben etwa Joseph Goldstein und Sharon Salzberg über ihre dortigen Erfahrungen Bücher geschrieben. Es waren auch westliche Schüler, die ihn 1979 als einer der ersten großen Theravada-Meister zu einer längeren Lehrreise in den Westen einluden. Somit hatte er nicht nur auf die Wiedererneuerung des Buddhismus in Myanmar einen großen Einfluss, sondern auch auf die westliche Vipassana-Bewegung.

Werke

  • Handbuch der Vipassana-Meditation. 1945
  • Practical Insight Meditation. Buddhist Publication Society, 1991. ISBN 9552400899 (Online)
  • Satipatthana Vipassana: Insight through Mindfulness
  • The Progress of Insight: A Treatise on Satipatthana Meditation.

Literatur

  • Jack Kornfield: Living Buddhist Masters. Unity Press, Santa Cruz 1977. ISBN 0-913300-03-9
  • Hans Gruber: Kursbuch Vipassanā. Wege und Lehrer der Einsichtsmeditation. Fischer, Frankfurt; 2. Aufl. 2001. ISBN 978-3-596-14393-1

Weblinks

Siehe auch


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