Monzavi

Monzavi

Alinaghi Monzavi (* 1921 in Samarra im Irak) und sein Bruder Ahmad Monzavi (* 20. Jahrhundert) sind bekannte Bibliographen Irans. Sie forschten noch bis vor kurzem und im hohen Alter für die "Daeratol Maarefe Eslami" (Islamische Enzyklopädie) in Teheran. Alinaghi Monzavi ist der erste Sohn von Hadj Scheich Agha-Bozorg Tehrani, einem Wissenschaftler und Erforscher der schiitischen Welt und Verfasser der größten Bibliographie schiitischer Schriften (in 26 bzw. 31 Bänden).

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Alinaghi Monzavi erhielt in Samarra, wohin sein Vater aus Teheran emigriert war, seine erste Schulbildung. Er lernte später in Najaf bei den Meistern Mir Bagher Zangani, Hasan Bodjnurdi, Mohammad Tehrani Askari Mirza, Musa Khaansari und nicht zuletzt bei seinem eigenen Vater.

Während des Zweiten Weltkriegs kehrte Alinaghi nach Teheran zurück, wo er zunächst an der Marvi-Schule studierte. Er erhielt seinen ersten Abschluss im Jahr 1947 an der Universität von Teheran und wurde als Lehrer an der Marvi-Schule angestellt. Parallel dazu begann seine Mitarbeit bei "Loghatname Dehkhoda" (etwa "Dehkhodas Wörterbuch der persischen Sprache"). 1949 wechselte er als Dozent von der Schule zur Universität Teheran. Nach dem Tod von Dehkhoda arbeitete er zusammen mit dessen Nachfolger Dr. Moien als Mitglied einer vierköpfigen "Kommission für Literaturvergleich". Diese Zusammenarbeit lief weiter bis zu Monzavis Emigration 1966 nach Najaf und Beirut. 1950 absolvierte er einen Bachelor-Studiengang an der Hochschule Daneschsaraie Aali. 1951 erhielt er einen Bachelor-Grad in Rechtswissenschaft von der Universität Teheran. 1958 promovierte er an dieser Universität in Islamwissenschaften. 1972 erhielt er einen zweiten Doktortitel, diesmal in Philosophie, von der Sankt-Joseph-Universität in Beirut (Libanon). Nach seiner Rückkehr aus dem Exil 1975 unterrichtete Alinaghi Monzavi die Studenten der Literatur-Fakultät "Daneshkadeh Adabiat" als Nachfolger des inzwischen verstorbenen Dr. Moien bis zu seiner Verhaftung 1980 durch die konservativen Mullahs.

In diesen Jahren hat er die Korrektur, Vervollständigung und den Druck von zwei großen Werken seines Vaters mit den Titeln "Al Zaria" ("Fenster zu den Schriften der Schia") und "Tabaghat Aalam ol schia" ("Klassifizierung der Verfasser der schiitischen Schriften") aus eigener Kraft mit seinen bescheidenen Finanzen durchgeführt. "Al Zaria men al tassanif el schia" ist in 28 Bänden und drei Supplementbänden mit Namenslisten, "Tabaghat Alaam ol schia" in neun nach Jahrhunderten geordneten Bänden erschienen. (Die Bände 19 bis 24 von "Zaria" hat während Alinaghis Abwesenheit bzw. Emigration sein Bruder Ahmad Monzavi gedruckt.)

Während des Aufstands für die Verstaatlichung des iranischen Öls in den frühen 50er Jahren trat Alinaghi unter dem Einfluss seines dritten Bruders, des Armee-Majors Dr. Mohammad-Reza Monzavi, der auch bei Alinaghi lebte, in die Tudeh-Partei ein. Alinaghi Monzavi wurde zwei Mal verhaftet und gefoltert. Im August 1966 entkam er einer dritten Verhaftung und emigrierte in den Irak nach Najaf (zu seinem Vater) und nach Druck des Schah auf Saddam Hussein weiter nach Beirut, wo er 1971 seinen zweiten Doktortitel erlangte. 1975-76, in der Amtszeit des iranischen Botschafters Ghadar in Beirut, kam es durch die Vermittlung von Senator Ali Dashti, und Parviz Natel-Khanlari, zweier prominenter, einflussreicher Historiker und literarischer Persönlichkeiten, zu einer Versöhnung und zur Rückkehr Alinaghis nach Teheran, wo er bis 1980 (ein Jahr nach der islamischen Revolution) an der Universität Teheran weiter beschäftigt wurde; allerdings verlor er nach der Revolution den direkten Kontakt zu Studenten, da ihm die Lehrerlaubnis entzogen worden war.

1980 wurde er auf Geheiß von Khomeini verhaftet und nach langer Folter zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt. Hierdurch wurde er auch fristlos aus dem Dienst entlassen. Anlass dieser letzten Verhaftung war der Vorwurf der Mitwirkung an und sogar der Verfasserschaft des Buchs 23 Jahre von Senator Dashti. In diesem Buch schaut Dashti mit kritischem Blick auf die Anfänge des Islam. Monzavi hat hierin jedoch lediglich Korrekturen gemacht und nur ca. 16 Seiten Text selbst verfasst. Dashti, der ebenfalls in Haft gekommen war, gestand, das Buch verfasst zu haben und sagte "lasst den alten Mann in Ruhe", womit er Alinaghi Monzavi meinte. Später kam ein schwererer Vorwurf hinzu: Monzavi hatte ein Buch des jüdischen Orientalisten Ignaz Goldziher, bis Anfang des 20. Jahrhunderts Professor an der Universität Budapest, mit dem Titel "Vorlesungen über den Islam" ins Persische übersetzt und kommentiert. Dies allein reichte für Vorwurf des Zionismus, der nach iranischem Strafrecht als Verbrechen gilt. Die Folge waren fünf Jahre Haft und die fristlose Kündigung nach 33 Jahren Staatsdienst ohne Pension. Nach dem Tode seiner Ehefrau im Jahre 2004 wurde Alinaghi Monzavi krank. Seit 2005 leidet er auch an Alzheimer und wird jetzt von seinen Kindern, insbesondere Frau Dr. Parvin Monzavi (*1943) gepflegt.

Literatur

  • Abdollah Shahbazi, Das Leben und die Zeit von Ali Dashti, Teheran عبدالله شهبازی، زندگی و زمانه علی دشتی
  • Noureldin Kianouri, Tagebücher, Teheran خاطرات نورالدین کیانوری
  • Iradj Eskandari, Tagebücher, Teheran خاطرات ایرج اسکندری
  • Alinaghi Monzavi Autobiographie زندگینامه خودنوشت علینقی منزوی[1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.fehrest.net/alinaghi.htm

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Agha-Bozorg Tehrani — Sheikh Agha Bozorg Tehrani (* 1876; † 1970, auch geschrieben: Aġā Buzurg Tihrānī) ist ein iranischer Wissenschaftler und Bibliograph aus Teheran. Er ist der Verfasser von Al Zaria. Sein eigentlicher Name war Mohammad Mohsen, im Jahre 1931 bei der …   Deutsch Wikipedia

  • Al Zaria men al tassanif el schia — (kurz auch Zaria oder al Dhari ah genannt) ist eine iranische Bibliographie des Schiitismus in 26 Bänden mit zusätzlich drei Registerbänden. Inhaltsverzeichnis 1 Verfasser 2 Geschichte 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Rumi — For other uses, see Rumi (disambiguation). Mevlevi redirects here. For other uses, see Mevlevi (disambiguation). Mewlānā Jalāl ad Dīn Muḥammad Balkhī مولانا جلال‌الدین محمد بلخی Jalal ad Dīn Muhammad Rumi …   Wikipedia

  • Nasreddin — For other uses, see Nasreddin (disambiguation). A 17th century miniature of Nasreddin, currently in the Topkapi Palace Museum Library. Nasreddin (Persian: خواجه نصرالدین Arabic …   Wikipedia

  • Omar Khayyám — Khayyam redirects here. For other uses, see Khayyam (disambiguation). Omar Khayyám عمر خیام A depiction of Omar Khayyám, in the works of Edward FitzGerald Full name Omar Khayyám عمر خیام …   Wikipedia

  • List of Iranians — This is a list of notable Iranians: In the news * Nazanin Afshin Jam, Actress, Singer/Songwriter, Human Rights Activist, Miss World 2003 1st runner up; Miss Canada 2003. * Shohreh Aghdashloo, Iranian American actress * Goli Ameri, Republican… …   Wikipedia

  • Hafez — redirects here. For other uses, see Hafiz (disambiguation). Hafez Spiritual Poet, Mystic Born 1325/1326 C.E. Iran Died 1389/1390 C.E. Iran Honored in Islam …   Wikipedia

  • Masnavi — This article is about the Masnavi i Ma navi of Rumi; for the masnavi poetic form, see Masnavi (poetic form). The Masnavi, Masnavi I Ma navi (Persian: مثنوی معنوی) or Mesnevi (Turkish), also written Mathnawi, Ma navi, or Mathnavi, is an extensive… …   Wikipedia

  • Muhammad Iqbal — Iqbal redirects here. For other uses, see Iqbal (disambiguation). Muhammad Iqbal Sir Allama Mohammad Iqbal Full name Muhammad Iqbal Born November 9, 1877(1877 11 09) Sialkot, Punjab, British India …   Wikipedia

  • Imadaddin Nasimi — Nesimi redirects here. For places in Azerbaijan, see Nəsimi (disambiguation). This article is about the 14th century Sufi poet. For the 17th century Alevi Shi a poet, see Kul Nesimi. Nasimi statue in Baku, the capital of Azerbaijan ‘Alī ‘Imādu d… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”