Museu Municipal Leonel Trindade de Torres Vedras

Museu Municipal Leonel Trindade de Torres Vedras
Fassade des Museu Municipal Leonel Trindade während der Glockenbecherausstellung, Torres Vedras 2008.
Blick in den Innenhof des Convento da Graça, an dem das Museu Municipal Leonel Trindade liegt, Torres Vedras 2008.

Das Museu Municipal Leonel Trindade de Torres Vedras ist ein archäologisches und Regionalmuseum in Torres Vedras, Portugal. Es befindet sich im ehemaligen Kloster Convento da Graça am Südrand des Stadtzentrums.

Inhaltsverzeichnis

Schwerpunkte

Neben der umfangreichen archäologischen Abteilung enthält das Museum Kunstwerke aus den städtischen Kirchen sowie das älteste Grundbuch der Region aus der Zeit des Königs Manuel I. (Regierungszeit: 1495–1521).

Ein großer Teil der archäologischen Bestände geht auf die Sammlung des ehemaligen Museumsdirektors, Leonel Trindade, zurück, der auch die kupferzeitliche, befestigte Siedlung von Zambujal (3. Jahrtausend v. Chr.) entdeckte. Ausgrabungen vermehrten diese Funde so weit, dass sie den größten Fundus der vorgeschichtlichen Abteilung bilden. Trinidades Sohn Leonel Joaquim Trindade schuf zwei Modelle dieser kupferzeitlichen Anlage.

Ein weiterer Schwerpunkt der Sammlungen bezieht sich auf die Napoleonischen Kriege und die damit zusammenhängenden Befestigungslinien von Torres Vedras. Bis Ende Juli 2011 ist zu diesem Thema eine Sonderausstellung zu sehen.

Das Museum wird im Moment neu konzipiert und umgebaut, daher sind die meisten Objekte z. Z. in Magazinen untergebracht.

Museumsgeschichte

Rückseite der Igreja de S. Pedro, links der Anbau, in dem 1929 das erste Museum eingerichtet wurde, Torres Vedras 16. April 2008.

Am 21. Juni 1929 beschloss die Stadtverwaltung (Câmara Municipal de Torres Vedras) die Gründung eines Museums, das zunächst in einem Anbau an die Sakristei der Kirche des Heiligen Petrus (Igreja de São Pedro) eingerichtet wurde, der erste Direktor war Rafael Salinas Calado.[1] Ihm folgte von 1932 bis 1960 der Arzt Aurélio Ricardo Belo, der sich 1932 dafür einsetzte, dass Leonel Trindade sein Gehilfe und 1934 Vizedirektor wurde.[2] Im Februar 1944 zog das Museum, zusammen mit der Stadtbibliothek, in die Räume der Irmandade da Santa Casa da Misericórdia in der Rua Serpa Pinto. Da die Sammlungen beachtlich zunahmen, brauchte das Museum wieder mehr Raum. Es konnte 1970 die Räume der Stadtbibliothek, die ein eigenes Gebäude bekam, übernehmen. Leonel Trindade ordnete daraufhin die acht Räume folgenden Themenbereichen zu: Archäologie, Napoleonische Kriege, Santa Casa da Misericóridia, Frühe portugiesische Kultur, Fliesensammlung, zeitgenössische Malerei, Munizipium von Torres Vedras, Epigraphik.[3] Nach dem Tod A. R. Belos am 27. Juli 1961 war das Amt des Direktors einige Jahre vakant, bis Leonel Trindade am 14. März 1969 als Direktor nachfolgte. Diese Aufgabe nahm er aktiv wahr bis 1987. Im Jahr 1989 bezog das Museum seinen jetzigen Standort, den Convento da Graça. Dazu stellten am 8. Juli 1989 Mª Isabel Prazeres Soares de Luna und Leonel Joaquim Fernandes Trindade ein neues Projekt vor.[4] Das Museum wurde daraufhin im Juni 1992 im Convento da Graça eröffnet und Isabel Luna übernahm als Konservatorin die Geschäftsführung bis 2006. Im Moment befindet sich das Museum in einer Phase der Neugestaltung unter Leitung von Rui Brás.

Paläolithikum und Mesolithikum

Paläolithische Steingeräte wurden vor allem in den Sanddünen beim Seebad Santa Cruz und weiter südlich bei Cambelas gefunden. Ein bedeutender mesolithischer Fundplatz Portugals befindet sich in den Dünen bei Ponta da Vigia, am Südrand des Strandes Praia da Santa Rita, aus dem Reste von Herdstellen konserviert wurden.[5]

Neolithikum, Kupferzeit und Bronzezeit

Im Concelho von Torres Vedras gibt es zahlreiche Fundstellen aus der Kupferzeit, vor allem die oben erwähnte befestigte Siedlung von Zambujal, weitere befestigte Siedlungen befinden sich in ihrem Hinterland, rechts und links des Tals des Rio Sizandro – z. B. Boiaca, Castro da Fórnea, Penedo, Casal do Sobrigal –, aber auch im Mündungsgebiet des nördlich, etwa parallel fließenden Rio Alcabrichel, dort vor allem der Pico Agudo. Außerdem gibt es zahlreiche Kuppel- und Felskuppelgräber. Berühmt ist der Fund goldener Ohrringe aus dem zerstörten Felskuppelgrab bei Ermegeira, der sich heute im Nationalmuseum für Archäologie (Museu Nacional de Arqueologia) im Stadtteil Belém von Lissabon befindet. Unter den Funden aus kupferzeitlichen Nekropolen sind besonders kleine Anhänger in Form von Kaninchen aus Kalkstein und Elfenbein sowie Schieferplattenidolen, Schmuck aus Callaïs und Gagat-Perlen und kupferne Dolche und Palmelaspitzen zu nennen. Hervorzuheben sind die Nekropolen von Cabeço da Arruda sowie die drei Gräber, deren Fundmaterial auch im Museu Nacional de Arqueologia in Lissabon liegen, Tholos do Barro, Serra das Mutelas und Quinta das Lapas. Die Gefäße der Glockenbecherkultur, die dem Museum in Torres Vedras gehören, entstammen u. a. der Höhle Cova da Moura (Torres Vedras) und dem Kuppelgrab Tholos de Pai Mogo (Lourinhã). Eine weitere wichtige Höhle sind der Abrigo de Carrasca und die Gruta da Portucheira, in der auch u. a. bronzezeitliche Keramik gefunden wurde. Aus der Bronzezeit imponieren die Goldfunde von Bonabal und Outeiro da Cabeça, wichtig sind aus dieser Epoche auch die Funde vom Monte da Pena in der Nähe der Tholos de Barro.

Eisenzeit

In einer Vitrine zur Eisenzeit ist der berühmte Fund einer bronzenen phönizischen Kleeblattkanne (auch als birnenförmiges Gefäß bezeichnet: Vaso piriforme) mit den Henkeln eines dazugehörigen Bronzebeckens ausgestellt, die bei Arbeiten auf dem Friedhof der Stadt gefunden wurden. Dieses Gefäß aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. gehört zu einer Gruppe, deren Herkunft man in Gadir, dem heutigen Cádiz vermutet. Es scheint, dass eine eisenzeitliche Siedlung im heutigen Torres Vedras bestand, die zumindest Handelskontakte mit den Phöniziern hatte. Eine wichtige Höhensiedlung dieser Epoche lag auf der höchsten Erhebung Serra do Socorro, direkt auf der Grenze zwischen den concelhos von Torres Vedras und Mafra. Die nächstgelegene phönizische Handelsniederlassung wurde etwa 100 km entfernt in Abul bei Setúbal entdeckt.

Römische Epoche

In der römischen Abteilung finden sich neben Resten von Keramik, Mosaiken, Säulen, Schmuck und Metallgegenständen aus römischen Villen der Umgebung auch eine Reihe von Inschriftensteinen.

Frühmittelalter und Mittelalter

Aus dem Frühmittelalter und Mittelalter sind Kapitelle zu sehen sowie eine Sammlung von Grabsteinen.

Literatur

  • Isabel Luna: Aurélio Ricardo Belo e a Investigação Arqueológica em Runa. In: Badaladas 2284, suplemento Freguesias 13, Torres Vedras 15. Oktober 1999, 8.
  • João Ludgero Marques Gonçalves. Setúbal Arqueológica 9-10 1992 S. 247-276.
  • Cecília Travanca: Reconhecer Leonel Trindade. Cooperativa de Comunicação e Cultura, Torres Vedras 1999.
  • Cecília Travanca Rodrigues, Graça Andrade Mira, Jorge Ralha Leitão, José Travanca Rodrigues, Maria Guilhermina Pacheco, Maria Manuela Catarino, Venerando António de Matos: Torres Vedras - Passado e Presente. Câmara Municipal de Torres Vedras, Torres Vedras 1996. ISBN 972-96399-6-5. S.373-421.
  • Leonel Joaquim Trindade, Isabel Luna: Museu Municipal de Torres Vedras, Cem Mil Anos de História, Sessenta Anos de Vida. In: Torres Cultural 3, Câmara Municipal de Torres Vedras 1990. ISSN 0871-4339. S. 38-43.
  • João Zilhão, Emanuel Carvalho, Ana Cristina Araújo: A estação epipaleolítica da Ponta da Vigia (Torres Vedras). Arqueologia 16, 1988, 19-39.

Einzelnachweise

  1. Cecília Travanca: Reconhecer Leonel Trindade. Cooperativa de Comunicação e Cultura, Torres Vedras 1999, 34-50.
  2. Isabel Luna: Aurélio Ricardo Belo e a Investigação Arqueológica em Runa. In: Badaladas 2284, suplemento Freguesias 13, Torres Vedras 15. Oktober 1999, 8.
  3. Leonel Joaquim Trindade, Isabel Luna: Museu Municipal de Torres Vedras, Cem Mil Anos de História, Sessenta Anos de Vida. In: Torres Cultural 3, Torres Vedras 1990. S. 38-40.
  4. Cecília Travanca: Reconhecer Leonel Trindade. Cooperativa de Comunicação e Cultura, Torres Vedras 1999, 34-50.
  5. João Zilhão, Emanuel Carvalho, Ana Cristina Araújo: A estação epipaleolítica da Ponta da Vigia (Torres Vedras). Arqueologia 16, 1988, 19-39.

Weblinks

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