Naundorf (Bobritzsch)

Naundorf (Bobritzsch)
Naundorf
Gemeinde Bobritzsch
Koordinaten: 50° 56′ N, 13° 26′ O50.93694444444413.431944444444341Koordinaten: 50° 56′ 13″ N, 13° 25′ 55″ O
Höhe: 341–385 m ü. NN
Einwohner: 1.124 (1990)
Postleitzahl: 09627
Vorwahl: 037325
Ehemaliges Erbgericht
Bobritzschbrücke
Altes Schulhaus, bezeichnet 1838

Naundorf ist ein Ortsteil der Gemeinde Bobritzsch im Landkreis Mittelsachsen.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Verkehr

Naundorf liegt ca. 6 km nordöstlich der Kreisstadt Freiberg, zwischen Niederschöna und Halsbach beiderseits der Bobritzsch und grenzt an die westliche Seite des Tharandter Waldes. Durch den Ort führt die B 173 von Freiberg nach Dresden. Zudem ist der Ortsteil an das Netz des öffentlichen Personennahverkehrs angeschlossen.

Geschichte

Eine erste Ansiedlung Alt-Naundorf wird im benachbarten Tharandter Wald vermutet. Das in der Kolonisationszeit entstandene, heutige Waldhufendorf mit rechtwinklig zur Bobritzsch angelegten Waldhufenstreifen wird 1305 erstmals erwähnt als Nuwendorph. Weitere historische Ortsnamenformen zwischen 1360 und 1470 sind Nuendorf, Nuwendorf, Newendorff, Nawendorff und bedeutet neues Dorf.

Das Dorf bestand aus drei Gerichtsbezirken, der Amtsgemeinde des Erbgerichtes, dem Albert´schen Rittergut in der Nähe der Kirche und dem Geheege-Rittergut an der Freiberger Straße. Einige Bewohner unterstanden dem Bergamt Freiberg. Die Verwaltung des Dorfes erfolgte 1378 durch das Castrum Freiberg, 1401 wird advocata Tharandt genannt und 1550 das Amt Tharandt-Grillenburg. Weitere historische landesherrliche Verwaltungsbezirke waren 1856 das Gerichtsamt Freiberg und nach Trennung von Justiz und Verwaltung 1875 die Amtshauptmannschaft Freiberg.

Durch den Ort führten u.a. eine historische Salzstraße, der Jakobsweg im Zuge der Frankenstraße, die Silberstraße Scharfenberg - Freiberg, die Poststraße Dresden - Freiberg, sowie der Fürstenweg Dresden - Grillenburg - Freiberg - Augustusburg.

Einnahmequellen der Einwohner waren neben der Landwirtschaft auch der jedoch nur mit mäßigem Erfolg betriebene seit Anfang des 16. Jahrhunderts nachweisbare Bergbau. Geringe Spuren der Bergbautätigkeit sind noch in der Ortsflur in der Nähe des Colmnitzbaches und des Grundflüssels erhalten. Um 1850 wurde die letzte Grube um Naundorf geschlossen.

Am Buchberg, südwestlich des Ortes befindet sich der alte Steinbruch des ehemaligen VEB Vereinigte Natursteine Zöblitz. Dort in der Nähe wird jetzt im neuen Steinbruch der Naundorf-Bobritzscher Biotitgranit gebrochen.

Das ehemalige Erbgericht aus dem Jahre 1765 mit Sandsteinbogen von 1767 gehört zu den bedeutenden Fachwerkbauten im Freiberger Land.

Vom Postkurs (1832-62) im Zuge der 1828 anstelle des Fürstenweges angelegten Dresden-Freiberger Chaussee, heute Staatsstraße S 194, blieb an der Grillenburger Straße ein Königlich-sächsischer Ganzmeilenstein aus der Zeit von 1859-65 erhalten.

Im Tal des Colmnitzbaches in der Nähe des Erbgerichts befindet sich das 1934 eingeweihte Naundorfer Freibad.

Die 1922 bis 1971 betriebene Schmalspurbahn Klingenberg-Colmnitz–Oberdittmannsdorf hatte einen Bahnhof und einen Haltepunkt in Naundorf. Der Bahndamm ist heute im Abschnitt Naundorf - Colmnitz im Tharandter Wald als Rad- und Wanderweg ausgebaut.

Kirche Naundorf

Die Dorfkirche wurde 1783 neu erbaut. Sie besitzt einen flachgedeckten Saal mit umlaufender zweigeschossiger Empore, einem Holzaltar von 1784 und ein Sandsteintaufbecken. Bei der Errichtung der Kirche wurde in die Außenwand der Grabstein eines Naundorfer Fuhrmannes aus dem Jahre 1580 mit bildlicher Darstellung eingefügt und 2011 in das Innere der Kirche umgesetzt. An der Stützmauer vor der Kirche befindet sich ein als Sühnekreuz bezeichnetes Sandsteinkreuz mit eingeritztem Spieß. Das Steinkreuz befand sich in der Außenwand der ersten Schule von 1676 auf dem Pfarrlehen und wurde nach Abbruch des Gebäudes 2008 am jetzigen Ort aufgestellt.

Entwicklung der Einwohnerzahl

1551: 23 besessene Mann, 22 Gärtner, 88 Inwohner, 27Hufen

1764: 17 besessene Mann, 20 Gärtner, 29 Häusler, 18½ Hufen je 20-36 Scheffel[1].

Stand jeweils 31. Dezember:

1834 bis 1925

  • 1834 : 1531
  • 1871 : 1027
  • 1890 : 1553
  • 1910 : 1408
  • 1925 : 1474

1939 bis 1990

  • 1939 : 1474
  • 1946 : 1637
  • 1950 : 1692
  • 1964 : 1634
  • 1990 : 1124

Der Zusammenschluss als Landgemeinde Bobritzsch erfolgte 1994 mit Niederbobritzsch und Oberbobritzsch sowie Sohra.

Literatur

  • Freiberger Land. 1. Auflage. Akademie-Verlag Berlin, Berlin 1988 (Werte unserer Heimat. Band 47).
  • Heinrich Magirius, Norbert Oelsner, Reinhard Spehr: Grillenburg, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Arbeitsheft 10, Dresden 2006, ISBN 978-3-937602-85-1
  • Horst Hermsdorf: Das "Albert´sche Rittergut", Beiträge zur Heimatgeschichte Naundorfs, Band 1, Gemeinde Bobritzsch (Hrsg.), 2009
  • Horst Hermsdorf: Das "Geheege Rittergut", Beiträge zur Heimatgeschichte Naundorfs, Band 2, Gemeinde Bobritzsch (Hrsg.), 2010
  • Richard Steche: Naundorf. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 3. Heft: Amtshauptmannschaft Freiberg. C. C. Meinhold, Dresden 1884, S. 110.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Naundorf im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

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