Nová Ves (Hora Svatého Šebestiána)

Nová Ves (Hora Svatého Šebestiána)
Nová Ves
Nová Ves führt kein Wappen
Nová Ves (Hora Svatého Šebestiána) (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Ústecký kraj
Bezirk: Chomutov
Gemeinde: Hora Svatého Šebestiána
Geographische Lage: 50° 30′ N, 13° 16′ O50.49861111111113.263055555556770Koordinaten: 50° 29′ 55″ N, 13° 15′ 47″ O
Höhe: 770 m n.m.
Einwohner: 81 (1. März 2001)
Postleitzahl: 431 82
Kfz-Kennzeichen: U
Verkehr
Straße: Chomutov - Hora Svatého Šebestiána
Bahnanschluss: Chomutov–Vejprty

Nová Ves (deutsch Neudorf) ist ein Ortsteil der Gemeinde Hora Svatého Šebestiána in Tschechien. Er liegt zwölf Kilometer nordwestlich von Chomutov (deutsch Komotau) und gehört zum Okres Chomutov.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Nová Ves erstreckt sich entlang des Baches Novoveský potok auf dem Kamm des böhmischen Erzgebirges. Nördlich entspringt der Bach Křimovský potok, der den Ort im Osten umfließt. Im Norden erhebt sich der Herrnsteinberg, nordöstlich der Menhartický vrch (Müllerberg, 848 m), im Osten der Tschoschler Berg (764 m), südlich der Nad nádražím (786 m) und im Nordwesten der Novoveský vrch (Neudorfer Berg, 885 m). Am östlichen Ortsrand führt die Staatsstraße I/7 von Chomutov nach Reitzenhain vorbei. Nová Ves liegt an der Bahnstrecke Chomutov–Vejprty.

Nachbarorte sind Hora Svatého Šebestiána im Norden, Nový Dům im Nordosten, die Wüstungen Menhartice und Stráž im Osten, Křimov im Südosten, Celná und Kýšovice im Süden, Výsluní im Südwesten sowie Satzung und das wüste Jilmová im Nordwesten.

Geschichte

Die erste schriftliche Erwähnung von Großen Neundorff stammt aus dem Jahre 1345. Seit 1361 ist die Existenz einer Kirche überliefert, die als Filiale von Krima eingerichtet wurde. Im Jahre 1379 besaß Neundorf das Braurecht. Zwischen 1382 und 1411 gehörte Neundorf zu den Besitzungen des Deutschritterordens in Komotau. In der Umgebung des Dorfes wurde seit der Mitte des 14. Jahrhunderts Bergbau auf Silber, Zink und Kupfer betrieben. 1511 wurde das Dorf als "Newdorff auff dem gepyrg, später auch als Neundorf bezeichnet. Durch seine Lage an der Landesstraße von Komotau nach Leipzig war der Ort bei allen Kriegen in der Zeit des Heiligen Römischen Reiches von Militärdurchzügen betroffen. Beim ihrem Freikauf aus der Untertänigkeit kaufte die Stadt Komotau im Jahre 1605 auch das aus 22 Anwesen bestehende Dorf Tschoschl. Seine Bewohner wurden fortan dem der Freien Königlichen Stadt gehörigen Gut Schönlind frondienstpflichtig. Im Jahre 1606 wurden die Kirche und der Friedhof neu geweiht.

Nach der Aufhebung der Patrimonialherrschaften bildete Neudorf / Nová Ves ab 1850 eine politische Gemeinde in der Bezirkshauptmannschaft Komotau. 1868 begann der Bau der Bahnstrecke Komotau-Weipert durch die Buschtěhrader Eisenbahn. Vier Jahre später wurde die Strecke eingeweiht. 1875 wurde noch die abzweigende Strecke nach Reitzenhain in Betrieb genommen. Nach den Niedergang des Bergbaus wurde Neudorf zu einem Zentrum der erzgebirgischen Spitzenklöppelei. 1890 lebten in Neundorf 917 Menschen. Am 2. Dezember 1898 nahm die Erzgebirgische Klöppelschule Neundorf den Unterricht auf. Nach der Gründung der Tschechoslowakei wurde sie 1918 dem staatlichen Schulamt für Heimindustrie in Prag unterstellt. 1930 hatte Neudorf 1422 Einwohner, darunter sechzehn Tschechen.

Nach dem Münchner Abkommen wurde das Dorf 1938 dem Deutschen Reich zugeschlagen und gehörte bis 1945 zum Landkreis Komotau. 1939 lebten in der Gemeinde 1193 Menschen. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges führte am 16 und 17. April 1945 ein Todesmarsch von KZ-Häftlingen von Reitzenhain über Ulmbach, Sebastiansberg, Neudorf, Domina, Schönlind, Oberdorf und Komotau ins Nordböhmische Becken. Die Tradition der Spitzenklöppelei erlosch mit der Vertreibung der Deutschen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam Nová Ves zur Tschechoslowakei zurück und die deutschen Bewohner vertrieben. Mit Beginn des Jahres 1961 erfolgte die Eingemeindung nach Hora Svatého Šebestiána. Im Jahre 1964 wurde ein Versuch der Reaktivierung der Klöppelschule unternommen. Die Kirche wurde in den 1960er Jahren und die Kapelle in den 1970er Jahren abgerissen. 1980 lebten in dem Dorf 125 Menschen und 1991 waren es nur noch 74. Im Jahre 2001 bestand das Dorf aus 29 Wohnhäusern, in denen 81 Menschen lebten.

Söhne und Töchter der Gemeinde

  • Walter Klinger (Wawrschustergung) (* 1923), Heimatdichter

Sehenswürdigkeiten

  • Gedenkstein für die Opfer des Todesmarsches vom 16. und 17. April 1945, nordwestlich des Dorfes
  • Reste der Kapelle Pfaffkapelle, auch als Toblerkapelle bezeichnet, südwestlich des Dorfes. Die Kapelle wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts von der Müllerfamilie Pfaff auf deren Grund erbaut. Sie wurde in den 1970er Jahren teilweise abgebrochen.

Ehemalige Bauwerke

  • Kirche, der Klassizistische Bau aus dem Jahre 1834 wurde 1844 um einen Turm erweitert. 1967 erfolgte der Abriss der Kirche.

Weblinks


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