Nürnberger Straße (Hanau)

Nürnberger Straße (Hanau)

Die Nürnberger Straße war die Hauptdurchgangsstraße in der Neustadt Hanau. Heute ist sie der westlichste Abschnitt eine Fußgängerzone, die aber für die Busse der Hanauer Straßenbahn freigegeben ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Nürnberger Straße nach Westen vor der Zerstörung im 2. Weltkrieg mit Hanauer Straßenbahn

Bei der Gründung der Neustadt Hanau durch Graf Philipp Ludwig I. von Hanau-Münzenberg und Glaubensflüchtlinge aus den Spanischen Niederlanden (heute: Belgien) wurde als Grundriss für den Stadtplan ein Schachbrettmuster festgelegt. Die Hauptverkehrsachse und Messestraße Frankfurt am MainLeipzig / Nürnberg wurde dabei durch die Stadtmitte und an der Südseite des Marktplatzes entlanggeführt. Zwischen Marktplatz und dem östlichen Stadttor, dem Nürnberger Tor, erhielt sie den Namen „Nürnberger Straße“, während der westliche Ast, der zum Kanaltor und zum Frankfurter Tor führte, „Römerstraße“ hieß.

Die Nürnberger Straße wurde, nachdem in napoleonischer Zeit die Festungswälle abgetragen worden waren, ein Stück verlängert, bis auf die vor dem Tor entstandene Wegekreuzung (heute: Kurt-Plaum-Platz) wo die Straße nach Leipzig abzweigte.

Diese Hauptverkehrsachse erhielt noch eine gesteigerte Bedeutung, als 1873 der neue Hanauer Ostbahnhof (heute: Hanauer Hauptbahnhof) in Betrieb ging, der mit der Innenstadt ebenfalls über die Nürnberger Straße verbunden war. Dies führte auch dazu, dass die Schienen der Hanauer Straßenbahn zwischen Ostbahnhof und Marktplatz ebenfalls hier verlegt wurden.

Bauten

Die historische Bebauung der Straße aus der Gründungszeit der Neustadt wurde in den Luftangriffen des Zweiten Weltkriegs vollständig zerstört. Der Straßenraum der Straße ist heute – als Bestandteil des Straßennetzes der Neustadt Hanau – als Teil einer Gesamtanlage Kulturdenkmal aufgrund des Hessischen Denkmalschutzgesetzes.[1]

Nürnberger Tor

Nürnberger Tor (Barock-Anlage) während der Abbrucharbeiten 1806/1807
Nürnberger Tor: Auf die Nordseite versetzter Südpavillion der klassizistischen Anlage

Das Nürnberger Tor begrenzte ursprünglich die Nürnberger Straße nach Osten. Es wurde in den Jahren 1600 bis 1605 errichtet.[2] Während der Schleifung der Festungsanlagen in napoleonischer Zeit wurde es abgerissen.[3] An gleicher Stelle wurde 1820 eine neue Toranlage in klassizistischem Stil errichtet. Sie bestand aus zwei sich gegenüber liegenden Pavillons, die Straße konnte mit einem dazwischen liegenden Gittertor gesperrt werden.[4] Das diente der Behörde, die hier Akzise erhob.

Zunächst verschwand mit zunehmendem Verkehr 1867 das Gittertor, die beiden Pavillons blieben stehen. Der südliche beherbergte seit 1935 ein Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Die Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs überstand nur dieser Pavillon. Als in diesem Bereich um 1980 das „Brüder-Grimm-Center“, ein Einkaufszentrum, errichtet wurde, wurde 1981/82 der Pavillon auf die Nordseite der Straße versetzt. Er beherbergt heute eine Vorverkaufsstelle der "Volksbühne Hanau" für Theaterkarten.[5] Das Torgebäude ist ein Kulturdenkmal aufgrund des Hessischen Denkmalschutzgesetzes.[6]

Gemeindehaus der jüdischen Gemeinde

Das Gemeindehaus der jüdischen Gemeinde Hanaus stand in der Nürnberger Straße 3. Das Gebäude selbst stammte noch aus dem 18. Jahrhundert und wurde, nachdem das Hanauer Ghetto am Anfang des 19. Jahrhunderts geöffnet worden war, von der Gemeinde erworben. Hier befand sich seit 1890 die jüdische Gemeindeschule. Nachdem die Nationalsozialisten am 9. November 1938 im Zuge des Novemberprogroms auch die Hanauer Synagoge zerstört hatten, hielt die Restgemeinde ihre Gottesdienste im Gemeindehaus, bevor 1942 auch die letzten Juden aus Hanau deportiert wurden.[7] Das Gebäude wurde in den Bombenangriffen des Zweiten Weltkriegs zerstört.

Alter Kaufhof

An der Ecke Nürnberger Straße / Rosenstraße stand das Gebäude des ersten Hanauer Kaufhofs, errichtet in der Zwischenkriegszeit. Als Stahl-Beton-Konstruktion hatte es die Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs in seiner Grundsubstanz überstanden und wurde anschließend unterwertig weiter genutzt, bis es in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts zugunsten eines Parkhauses abgerissen wurde.

Kaufhaus Dielmann

Das Kaufhaus Dielmann ist ein typisches Gebäude der Aufbauzeit der 50er Jahre des 20.Jahrhunderts, ein Stahlskelettbau mit Flachdach. Die Fassade – besonders zur Nürnberger Straße hin – ist reich gestaltet mit Fensterbändern und mosaikartig verlegten, farbigen Steinornamenten. Das Gebäude ist ein Kulturdenkmal aufgrund des Hessischen Denkmalschutzgesetzes.[8]

Weitere Historische Bebauung

Links: Einfahrt in die Nürnberger Straße vom Neustädter Markt. An der Ecke: Haus zum Einhorn, im Vordergrund der südöstliche Marktbrunnen. Historische Aufnahme, vor 1940

Das Eckhaus zum Einhorn markierte die Einfahrt in die Nürnberger Straße vom Neustädter Markt her. Das Gebäude wurde in den Bombenangriffen des Zweiten Weltkriegs zerstört.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Krumm, S. 129.
  2. O. Schenk: Die alten Hanauer Stadttore. In: Hanau Stadt und Land. Ein Heimatbuch für Schule und Haus. Hanau 1954, S. 357f.
  3. Eckhard Meise: Bernhard Hundeshagen - kein Denkmalschutz im Hanau des frühen 19.Jahrhunderts. In: Neues Magazin für Hanauische Geschichte 2006.
  4. O. Schenk, S. 357f.
  5. Martin Hoppe: Hanauer Straßennamen. Hanau 1991, S. 182. ISBN 3-87627-426-5.
  6. Krumm, S. 251.
  7. Angelika Cipa u.a.: Hanauer Stadtführer. Dreißig Stätten demokratischer Geschicht und antifaschistischen Widerstandes. Frankfurt 1983, S. 38.
  8. Krumm, S. 252f.
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