Oeffingen in den napoleonischen Kriegen

Oeffingen in den napoleonischen Kriegen

Die napoleonischen Kriege hatten erhebliche Auswirkungen auf Oeffingen. Das Dorf verarmt, wird aber aus der Grundherrschaft des Domkapitels Augsburg entlassen und gelangt wieder zu Württemberg. Im Zuge von Reformen zur Abwehr napoleonischen Gedankenguts erhalten die leibeigenen Bauern die Gelegenheit, sich von ihren Verpflichtungen freizukaufen.

Verlauf

1791 nimmt die französische Nationalversammlung eine Verfassung an.

1792 erklärt die französische Nationalversammlung Österreich den Krieg. Der österreichische Kaiser Franz II. wird zum Kaiser Franz I. des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation erklärt.

1792 Am 15. Juli wird erstmals eine Eskadron kaiserlicher Chevauxlegeres mit 4 Offizieren, 100 Mann und 100 Pferden und 187 Kanonen in Oeffingen einquartiert.

1792 Am 16. September werden 216 Mann und 34 Pferde einquartiert.

1792 Am 19. Oktober wird ein kaiserliches Freikorps mit drei Offizieren, einem Fähnrich und 212 Mann auf dem Marsch von Tirol in die Niederlande einquartiert.

1793 versucht Herzog Ludwig Eugen von Württemberg die Aufstellung der vom Schwäbischen Reichskreis zu erbringenden Truppen zu Gunsten einer Verständigung mit Frankreich zu verzögern.

1794 Der Quartiermeister des Schwäbischen Reichskreise bestimmt im November Oeffingen zur Depotstation des absterbenden Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation und schont Württemberg zu Lasten des Dorfes. Gleichzeitig wird die 34. Transportdivision mit 4 Offizieren, 86 Mann und 202 Pferden einquartiert und ruiniert die Bauern, weil für das eigene Vieh kein Futter mehr übrig bleibt.

1795 wird im Februar eine Fuhrwesendivision von 28 Mann mit 69 Pferden einquartiert.

1796 werden nochmals Truppen einquartiert.

1796 Herzog Friedrich Eugen von Württemberg schließt am 17. Juli einen separaten Waffenstillstand mit Frankreich.

1796 In der Schlacht von Cannstatt am 21. Juli siegt Frankreich gegen kaiserliche Truppen. Diese ziehen sich über Schwäbisch Gmünd und Nördlingen Richtung Bayern zurück.

1796 Sächsische Truppen lagern vom 22. Juli bis 24. Juli zwischen Backnang und Maubach und fordern von Oeffingen 1800 Laib Brot, bevor sie über Schwäbisch Hall und Fürth nach Sachsen zurückmarschieren.

1796 Am 7. August schließt Herzog Friedrich Eugen von Württemberg gegen Übernahme von hohen Kriegskontributionen einen Separatfrieden mit Frankreich. Die Reichsritterschaft des schwäbischen Reichskreises schließt sich an. Österreich hält den Separatfrieden für verfassungswidrig und behandelt den schwäbischen Reichskreis wie einen Feind. Württemberg schiebt Durchzüge, Einquartierungen und Vorspannverpflichtungen von seinem Territorium auf Oeffingen ab.

1799 Am 17. November veranlasste der Oberamtmann von Waiblingen einen Truppenoffizier der österreichischen Anspach-Kürassiere sich in Oeffingen statt in Waiblingen einzuquartieren.

1801 werden auf dem Rückzug befindliche französische Truppen einquartiert. Gemeinde und Einwohner sind verarmt. Das Domkapitel Augsburg übernimmt die Rückzahlung eines Darlehens der Gemeinde von 643 Gulden. Von 1790 bis 1800 wurden dem Dorf insgesamt 9,3 t Hafer, 7,417 t Mehl und 14,588 t Heu infolge von Einquartierungen entzogen. 148 mal musste ein Zweispännerwagen und 28 mal ein Vierspännerwagen gestellt werden. Insgesamt wurden 178,650 t Güter transportiert.

1801 Napoleon erzwingt im Frieden von Lunéville die Auflösung des Kirchenguts, darunter auch des Domkapitels Augsburg, der Grundherrin von Oeffingen.

1803 fällt das Hochstift Augsburg aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses samt Oeffingen an das Königreich Bayern.

1809 führt Österreich wieder Krieg gegen Frankreich als beabsichtigen Auftakt einer Erhebung gegen Napoleon. Es wurden erstmals französische Truppen, 33 Offiziere, 1897 Mann mit 832 Pferden einquartiert. Es waren französische Kürassiere, Husaren, leichte Kavallerie, Dragoner und Infanteristen. Zusätzlich zur Marschverpflegung, bestehend aus Fleisch und Brot erhielten die Einquartierten 3633 kg Hafer (41 Scheffel), 2772 kg Heu (47 württembergische Zentner) und 2869 kg Stroh (59 württembergische Zentner). Für Vorspanndienste mussten nochmals 30 Wagen und 61 Pferde gestellt werden.

1808 kauft Oeffingen das Schlössle dem Königreich Bayern für 1490 Gulden (Silberäquivalent 14,548 Tsd Gramm) ab.

1810 erwirbt das nunmehrige Königreich Württemberg den Marktflecken Oeffingen von Bayern: Erstmals seit 441 Jahren gehört Oeffingen wieder zu Württemberg, das sich vom Lehensverband zum Flächenstaat weiterentwickelt hat. Das Königreich seinerseits wird später Gliedstaat des 1815 gegründeten Deutschen Bundes.

1809/1810 erlebt Oeffingen die zweite Einquartierung napoleonischer Truppen mit 33 Offizieren, 1897 Mann und 832 Pferden. Sie sollen den österreichischen Versuch einer Erhebung gegen Napoleon niederschlagen. Die Einquartierungen und die Verarmung des Dorfes hinterlassen bei der Dorfbevölkerung eine tiefsitzende Aversion gegen Frankreich; die Begeisterung für Napoleon als Gestalter des Fortschritts in Gesellschaft und Politik kann die Dorfbevölkerung wegen der Hungersnöte nicht erreichen.[1]

Einzelnachweise

  1. Anton Plappert, Oeffingen im Wandel, Oeffingen 1952, 75 - 82

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