Prinz Sabahaddin

Prinz Sabahaddin
Prinz Sabahaddin

Prinz Sabahaddin, ‏صباح الدين‎ / Ṣabāḥ ad-Dīn; (* 13. Februar 1878 in Istanbul; † 30. Juni 1948 in Neuenburg) war ein türkischer Denker und Politiker aus dem Hause Osman. Auf dem Gebiete der Soziologie betrat er in der damaligen Türkei Neuland.

Das Osmanische Reich befand sich um die Jahrhundertwende in einer politischen Krise. Sultan Abdülhamid II. hatte die Osmanische Verfassung 1878 faktisch außer Kraft gesetzt und die Opposition befand sich im Pariser Exil. Es wurden mehrere Modelle zur Rettung des Reiches präsentiert. So trat Prinz Sabahaddin, der 1899 nach Paris floh, für eine Dezentralisierung (‏عدم مركزيت‎ / ʿadem-i merkezīyet) des Reiches ein und für eine Einführung westlicher Standards in der Bildung und dem gesellschaftlichen Leben.

1908 wurde die Verfassung wieder in Kraft gesetzt und die Zweite osmanische Verfassungsperiode begann. Zurück in Istanbul gründete Prinz Sabahaddin 1906 die Vereinigung für Privates Unternehmertum und Dezentralisierung (Osm: Teşebbüs-i Şahsi ve Adem-i Merkeziyet Cemiyeti). Ein Jahr später sammelte er sich mit dem freiheitlichen Flügel der Jungtürken in der neuen Freisinnigen Partei, deren Vorsitzender er wurde. Doch überwarf sich Prinz Sabahaddin später mit dem regierenden Komitee für Einheit und Fortschritt und musste so ein zweites Mal ins Ausland fliehen.

Das Osmanische Reich trat 1914 in den Ersten Weltkrieg ein und wurde besiegt. Darauf begann der Türkische Befreiungskrieg, der mit der Gründung der Republik Türkei 1923 endete. Der Sultan wurde abgesetzt und ins Exil geschickt. Als Angehöriger der Sultansfamilie musste Prinz Sabahaddin, der vor kurzem zurückgekehrt war, 1924 das Land wieder verlassen. Er verstarb 1948 in Neuenburg, sein Leichnam wurde 1952 in die Türkei überführt und in Istanbul beigesetzt.

Prinz Sabahaddin war zweimal verheiratet.

Verwandtschaft

Er war mütterlicherseits ein Enkel des osmanischen Sultans Abdülmecid I. und der Neffe Murads V., Abdülhamids II., Mehmeds V. sowie Mehmeds VI.. Sein Vater hieß Damad Mahmud Cemaleddin Pascha.

Aufgrund seiner politischen Einstellungen wurde er aus dem Hause Osman verbannt.

Literatur

  • Otto Depenheuer: Zwischen Säkularität und Laizismus, Band 2, Lit Verlag, Münster 2005

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ittihat ve Terakki Cemiyeti — Das Komitee für Einheit und Fortschritt (Türkische Sprache: İttihat ve Terakki Cemiyeti; Osmanische Sprache: إتحاد و ترقى) war eine politische Organisation im Osmanischen Reich. Es war die treibende Kraft hinter der Revolution von 1908 und… …   Deutsch Wikipedia

  • Komitee für Einheit und Fortschritt — Das Komitee für Einheit und Fortschritt (türkisch İttihat ve Terakki Cemiyeti; osmanisch ‏إتحاد و ترقى‎ جمعيتی‎ İttiḥâd ve Teraḳḳî Cemʿiyeti; französisch Comité pour union et progrés) war eine politische Organisation im… …   Deutsch Wikipedia

  • İttihat ve Terakki Cemiyeti — Das Komitee für Einheit und Fortschritt (Türkische Sprache: İttihat ve Terakki Cemiyeti; Osmanische Sprache: إتحاد و ترقى) war eine politische Organisation im Osmanischen Reich. Es war die treibende Kraft hinter der Revolution von 1908 und… …   Deutsch Wikipedia

  • Ahmed Rızâ — Ahmed Rızâ, 1909. Ahmed Rızâ (* 1858 in Istanbul; † 26. Februar 1930 ebenda) war ein osmanischer Politiker, einer der frühen Führer der jungtürkischen Bewegung und der erste Präsident des Abgeordnetenhauses in der zweiten osmanischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Abdullah Cevdet — Karlıdağ (* 9. September 1869 in Arapgir; † 29. November 1932 in Istanbul) war ein osmanischer Intellektueller kurdischer Herkunft und Arzt. Er war auch Poet, Übersetzer, radikaler Freidenker und ein Ideologe der Jungtürken, die die… …   Deutsch Wikipedia

  • Freiheits- und Einigkeitspartei — Die Freiheits und Einigkeitspartei, auch Partei für Freiheit und Verständigung oder Partei der Freiheit und Einigkeit, (osmanisch ‏حريت و ائتلاف فرقه سی‎, İA Ḥürrīyet ve İʾtilāf Fırḳası) war eine am 21. November 1911 gegründete freisinnige… …   Deutsch Wikipedia

  • Freisinnige Partei — Die Freisinnige Partei (türkisch:Ahrar Fırkası oder Fırka ı Ahrar) war eine während der Zweiten Osmanischen Verfassungsperiode gegründete freiheitliche Bewegung des Osmanischen Reiches. Vorsitzender war Prinz Sabahaddin, der den fortschrittlich… …   Deutsch Wikipedia

  • Jungtürken — Die Jungtürken (türkisch Jön Türkler und französisch Jeunes Turcs) waren eine politische Bewegung im Osmanischen Reich, die seit 1876 illegal auf liberale Reformen und eine konstitutionelle Staatsform hinarbeitete. Ziel war die Stärkung …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”